Hardcore und musikalische Intelligenz werden ja fälschlicherweise oft als Gegensätze gesehen. Ein Genre, bestimmt von Limitierung und Klischees scheint keinen Raum für Erneuerung und Wandel zu bieten. Freiwillige musikalische Beschränkung und eng gesteckte Grenzen verleiten sicherlich auch oft zur songschreiberischen Fließbandarbeit (so wichtig es auch ist, den Kern der Musik lebendig und frisch zu halten), aber es geht auch anders, ohne das Genre zu verlassen oder zu verraten. REFUSED haben es bewiesen und das fantastische Debut der ungarischen Band BRIDGE TO SOLACE beweist es erneut.
Melodischer Hardcore mit melancholischer Färbung im Stile von NO USE FOR A NAME trifft auf den Erneuerungswillen und die Kreativität von REFUSED, verfeinert mit leichten Melodic-Death Einflüssen. Die musikalischen und songschreiberischen Fähigkeiten der 5 Musiker stehen ganz weit oben auf der leider oft in beide Richtungen offenen Talent-Richter-Skala. Vom Opener „These maps…“ bis zum Bonustrack “Hail to Gothenburg“ (kleine Elchtod-Hommage) wird musikalisch und textlich allerfeinstes Niveau geboten. Packend, energiegeladen, eindringlich. Die durchgehend schnellen und hochmelodischen Songs strotzen nur so vor kleinen Raffinessen und geschickten Arrangements, ohne jemals die Linie zu verlieren oder auszufransen. Alle Songs können als Anspieltip dienen, als Beispiel sei „Behind your words…“ genannt: Highspeed melodischer Anfang, dann mit geschickten Tempo-Variationen, um dann in schleppende Heaviness mit orientalisch anmutenden Gitarren umzukippen. Über allem leidet und schreit die geniale Stimme von Zoli Jakab den ganzen Frust und die Aggression mit inbrünstiger Leidenschaft heraus, daß man am liebsten mitschreien möchte (und wenn die WG-Kollegen gerade nicht da sind, kann man das ja auch tun, ähem…).
Jeder Song ist auf dem gleichen hohen musikalischen Niveau, Langeweile, Schema und Gleichförmigkeit scheinen in der ungarischen Sprache nicht vorzukommen. Erwähnenswert sind noch die in die Songs eingebundenen Spoken Words Parts von Greg Bennick (Ex-Sänger von TRIAL), die der Platte noch mehr Intensität verleihen.
Alle, die auf intelligenten HC, der seine Wurzeln nicht vergißt, stehen sind hier definitiv richtig, und der ein oder andere IN FLAMES-Fan könnte auch ruhig mal ein Ohr riskieren.
Rethink. Redefine.Revolt.
Spielzeit: 31.45 min. Min.
Line-Up:
Zoli Jakab – voc
Adam Fellegi – guit.
Krisztian Alberti – guit.
Laszlo Sztojka – bass
Tamas Kuttner – drums
Label: LET IT BURN Records
Homepage: http://www.bridgetosolace.com
Tracklist:
1.These maps are written with blood
2.How long do we have to bear our fucking crosses?
3.Will you rewrite history with me?
4.Deathrace with dimension 4
5.Rethink. Redefine. Revolt
6.Behind your words of righteousness
7.Paper bags and plastic cups
8.In the shadow of death
9.Hail to Gothenburg