Sieh an, sieh an. Es gibt doch noch junge Bands, die sich von der Masse an Metalcore- und Death Metal-Combos abheben und einfach was ganz Anderes machen. Nicht nur musikalisch, auch optisch, konzeptionell und überhaupt. Die Freiburger Gang BRAINSHEEP überfällt den Hörer mit ihrem Debütalbum, auf dem keine Durchschnittsware zu finden ist, dafür aber ambitionierter, wohl durchdachter und intelligenter Progressive Rock, der sich schwer von TOOL beeinflusst zeigt.
Aber es ist nicht alles Gold was glänzt, das sollte von vornherein gesagt werden. Denn die Produktion ist noch nicht hundertprozentig perfekt, der Gesang ist stellenweise etwas kritisch, was die Tonhöhe und die Sauberkeit betrifft. Manche Arrangements wirken etwas unsicher und unlogisch. Lasst euch gesagt sein, das alles hält sich jedoch in Grenzen und wäre bei anderen Bands nicht so stark aufgefallen, weil sie schlicht weniger eigenständig sind. Die neun Songs des Albums sind in vier Kapitel unterteilt, die allesamt ihrem Namen alle Ehre machen. Erwartung hat ein wenig den Charakter eines Intros und baut sich im Laufe des zweiten Tracks zu dem auf, was den Hörer auf dem Album wirklich erwartet. Intensiver wird es bei Angst, das Wut, viel Dynamik und hypnotisierende Wiederholungen parat hält – einen permanenten Spannungsaufbau gibt es jedoch erst im dritten Track des Kapitels.
Ihre Sternstunde erleben BRAINSHEEP bei Traurigkeit, ein Song in dem sie alles zeigen, was sie können – hier stimmt alles, die musikalischen Leistungen, der Gesang passt sich dem dezent an. Die Atmosphäre ist dicht und die dynamische Erlösung am Schluss reißt gnadenlos mit, wirkt ein wenig wie eine traurige Version von COHEED AND CAMBRIA. So muss es sein, Daumen hoch! Dagegen kann das abschließende Zorn nicht mehr ganz mithalten, hier gibt es zu viele Zugeständnisse an TOOL, die Eigenständigkeit von vorher sucht man leider vergebens. Dennoch ist auch dies nicht schlecht, laute Wutausbrüche stehen der Band auch recht gut.
Anhängern von modernen Progressive-Bands sind BRAINSHEEP zu empfehlen, auch wenn sich auf ihrem ersten Album noch einige kleinere und größere Unsauberkeiten eingeschlichen haben. Diese werden aber sicherlich im Laufe der Zeit ausgemerzt, da habe ich keinerlei Bedenken. Wenn ihr die ungewöhnlich und schön aufgemachte CD erstehen wollt, schreibt an Michael Vierling, Am Bungert 35, 77880 Sasbach.
Veröffentlichungstermin: 2007
Spielzeit: 46:07 Min.
Line-Up:
Markus Köninger – Gesang, Gitarre
Johannes Braun – Gitarre, Programmierung
Timo Böhm – Bass
Michael Vierling – Schlagzeug, Programmierung
Label: Eigenproduktion
Homepage: http://www.brainsheep.de
Email: info@brainsheep.de
Tracklist:
Erwartung (I + II)
Angst (III + IV + V)
Traurigkeit (VI)
Zorn (VII + VIII + IX)