BLOOD REVOLT: Indoctrine

Chaotisch, zynisch, bitter: BLOOD REVOLT und ihr polarisierendes Debütalbum.

Auch wenn es viele vielleicht nicht wissen, A. A. Nemtheanga tobt sich schon seit längeren neben PRIMORDIAL mit diversen Projekten aus, die es nur selten ins Rampenlicht geschafft haben. Dass METAL BLADE zumindest in Europa für sein neues Baby BLOOD REVOLT Sorge tragen, lässt nicht nur die Verkaufszahlen sondern auch die Erwartungen steigen. Doch leider sind an BLOOD REVOLT ein paar zweifelhafte Musiker beteiligt, deren frühere Werke schon Angst und Schrecken verbreiteten. J. Read von REVENGE und CONQUEROR, sowie C. Ross von AXIS OF ADVANCE haben uns mit ihren Machwerken schon viele Nerven gekostet und sorgen für die Musik, auf der sich Nemtheanga entfalten kann. Aber die Überraschung ist deutlich: Denn nach einigen Durchläufen wird aus der erstmaligen Enttäuschung Indoctrine doch ein ganz passables Album.

Dies basiert hauptsächlich auf dem Kontrast aus rohem Geprügel und der heroischen Stimme des PRIMORDIAL-Frontmannes. Das auf vierzig Minuten auszudehnen ist schon sehr gewagt, aber der chaotisch-primitive Death-Grind mit einer dicken Schlagseite Black Metal wird wenigstens nicht wieder zur Körperverletzung, auch trotz des wild polterndem Drummings. Würde man die Musik alleine mit langweiligem Geröchel stehen lassen, wäre das höchstens leicht über dem Durchschnitt, immerhin besser als alles, was REVENGE jemals verbrochen haben. Durch die Gesanglinien von Nemtheanga kommt eine Bitterkeit und Tragik in die Musik, die so nicht zu erwarten war. Es lässt sich wie auch bei PRIMORDIAL nicht vermeiden, dass einige Momente aufgesetzt klingen, aber das ist klares Kalkül, um noch mehr beim Hörer zu erreichen. Schlau gemacht, keine Frage.

Diese Zusammenarbeit klingt nicht nach der Leistung einer Band, sondern nach der Arbeit zweier Gruppen, so als hätten Read und Ross ihr Ding durchgezogen und schließlich Nemtheanga drauf singen lassen. Dennoch überraschen BLOOD REVOLT mit dem stampfenden Gods Executioner, Praise Be, dem teils recht doomigen My Name In Blood Across The Sky, Year Zero, das mit einem epischen Mittelteil ausgestattet wurde, und The Martyrs Brigade, das mittendrin auch ein paar morbid-melodische Komponenten aufweist. Trotzdem überwiegt das gnadenlose Geballer, und hier und da geht der irische Sänger auch mit seinen kanadischen Freunden d´accord und kreischt wie in alten Black Metal-Tagen. Auch wenn es Salvation At The Barrel Of A Gun, Dead City Stare und Indoctrine deutlich an Wiedererkennungswert fehlt, die Riffs gehen in Ordnung, die Arrangements sind bizarr und die Ideen eigensinnig und tatsächlich sehr zynisch.

Dementsprechend klingt Indoctrine auch nicht nach Zombie-Gemetzel oder irischer Tradition, hier werden viel mehr Straßenkämpfe vertont, bei denen es auch trotz aller Heroik keine Sieger gibt, man denkt an Nordirland, den Balkan und die demokratische Republik Kongo. Nicht die schönsten Orte dieser Welt. BLOOD REVOLT mag somit gewiss nicht zur sympathischsten Band der Welt mutieren, auch weist das Debüt des Trios noch einige Verbesserungsmöglichkeiten auf und wird von Label und Band selbst gnadenlos übersetzt, aber überrollt wird man von diesem chaotischen Werk doch. Wer also Geprügel und epischen Gesang vereint sehen kann, und wer ebenso offen wie Stressresistent ist, der kann mit Indoctrine ein spannendes, aber zynisches und kaltes Album erleben, das Seltenheitswert besitzt.

Veröffentlichungstermin: 16. Juli 2010

Spielzeit: 42:16 Min.

Line-Up:

A. A. Nemtheanga – Vocals
C. Ross – Guitar
J. Read – Drums

Label: Metal Blade Records

Homepage: http://www.bloodrevolt.com
MySpace: http://www.myspace.com/bloodrevolt

Tracklist:

1. Salvation At The Barrel Of A Gun
2. Dead City Stare
3. Bite The Hand, Purge The Flesh
4. Gods Executioner, Praise Be
5. My Name In Blood Across The Sky
6. Indoctrine
7. Year Zero
8. The Martyrs Brigade

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