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BELIEF: No-Place

BELIEF benützen die Technik nicht einfach, sondern beherrschen sie, spielen mit ihr, lassen sich von ihren Möglichkeiten inspirieren und kommen doch am Ende zu einem Ergebnis, das zuvorderst Song ist und nicht bloße Spielerei und Programmierwut.

Man kann Elektronik entweder stupide wummernd für eine schnelle Mark auf dem Dancefloormarkt instrumentalisieren, man kann sie jedoch auch zu beherrschen lernen und ihr virtuos Klangwelten entlocken, die mit herkömmlichen Instrumenten so nicht erzeugbar gewesen wären. Letzterem widmen sich BELIEF inbrünstig. Dem melancholischen Synthiepop in der Tradition von DE/VISION haben sie sich verschrieben, was heißen soll, dass sie ausgedehnte synthetische Klangflächen mit tanzbaren Rhythmen und wunderschönen, ausgedehnten Gesangsmelodien, die fast ins Hymnenhafte übergehen, paaren. Auf No-Place ist ihnen dies in geradezu traumwandlerischer Sicherheit hervorragend gelungen. Die Hooklines von Stefan Möller, dessen Stimme fast ebenso prägnant und unverwechselbar klingt wie die von Alexander Veljanov (DEINE LAKAIEN), sperren sich gegen jeden Versuch, aus den Gehörgängen gepuhlt zu werden. Und so gibt man sich den schlüssigen, abwechslungsreichen und doch beständig melancholischen Kompositionen des Duos hin. Melancholie ist hier jedoch nicht mit weinerlichem Selbstmitleid gleichzusetzen, sondern vielmehr von Wehmut getränktes ehrliches Sehnen nach einem Lichtstreif am Horizont. Und dieses Gefühl vertonen Stefan Möller und Thomas Wehr geradezu beängstigend nahegehend. No Truth könnte beinahe schon von DEPECHE MODE zu ihren besten Zeiten geschrieben sein mit den einprägsamen, dramatischen Arpeggios und den sich in die Seele brennenden Melodien, während The Scared mit Tempowechseln zu überraschen weiß. Selbst vom Mainstream schon ausgelutschte Effekte wie der von CHER bekannte Gesang-Hinstimmer werden kreativ und passend eingebaut, was ein gutes Beispiel für den großen Reiz ist, der von BELIEF ausgeht: Sie benützen die Technik nicht einfach, sondern beherrschen sie, spielen mit ihr, lassen sich von ihren Möglichkeiten inspirieren und kommen doch am Ende zu einem Ergebnis, das zuvorderst Song ist und nicht bloße Spielerei und Programmierwut. Im Wechselspiel mit dem warmen, ergreifenden Timbre von Stefan Möller ergibt sich so ein äußerst homogenes, bei jedem Hören anwachsendes Album, das jedem Freund großer Melodien rückhaltlos gefallen dürfte.

Spielzeit: 54:55 Min.

Line-Up:
Stefan Möller – Gesang, Synthies, Programmierung

Thomas Wehr – Backing Vocals, Synthies, Programmierung

Produziert von BELIEF
Label: Accession Records/EFA

Homepage: http://www.belief.is-here.de

Tracklist:
Pastlight

The Scared

Drowning

Addendum I

No Truth

World within You

The 7th Day

Addendum II

Judas

Love Station

Cold and Silent Place

Addendum III

Waiting

Ghosts of Yesterday

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