BARILARI: Barilari

Ein Album, das, obwohl handwerklich einwandfrei und professionell produziert, niemand wirklich braucht, außer denjenigen, die von STRATOVARIUS und NIGHTWISH einfach nicht genug bekommen können.

Es ist schon erstaunlich. Da waren über Jahre die Alben von RATA BLANCA, der wohl bekanntesten und erfolgreichsten argentinischen Hardrock/Heavy Metal-Band, nur als teure Importe in Deutschland zu bekommen, und nun veröffentlichen Drakkar das Debüt-Soloalbum des Frontmanns Adrián Barilari. Dass sich das deutsche Label des Argentiniers angenommen hat, dürfte einzig und allein damit zu tun haben, dass sich Barilaris Begleitband größtenteils aus aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von NIGHTWISH zusammensetzt, verstärkt durch STRATOVARIUS-Tastenzauberer Jens Johansson. Und so ist Barilari auch eher eine weitere Spielwiese für die vermeintliche finnische Melodic Metal-Elite, um das Material, das es nicht auf die Alben der Hauptbands geschafft hat, doch noch irgendwie zu verwerten. So zumindest klingt das Songmaterial über weite Strecken. Geboten wird recht belangloser Melodic Metal europäischer Prägung, mal speedig, mal im Midtempo, mal balladesk, und fast immer im Fahrwasser von STRATOVARIUS, mit dem üblichen Keyboard- und Gitarren-Sologedudel, Doublebass-Geboller und eingängigen, aber extrem süßlichen Gesangslinien (man höre etwa The Shadows Will Remain Behind oder Beginning And End. Auch Barilaris Stimme erinnert manchmal sogar ein bisschen an Timo Kotipelto, dabei hat der Argentinier es eigentlich gar nicht nötig, irgendjemanden zu imitieren.

Aus der Reihe tanzen eigentlich nur die Songs, die nicht von finnischen Musikern komponiert wurden. Bring Your Love etwa ist ein straighter Midtempo-Hardrocker mit relaxtem, eingängigen Refrain, der aber nicht in die Euro-Melodic Metal-Richtung geht und auch durchaus als RATA BLANCA-Song durchgehen könnte. Ein solcher findet sich auch mit La Leyenda Del Hada Y El Mago auf dem Album, hier ist auch RATA BLANCA-Mastermind Walter Giardino für die Gitarren verantwortlich. Die Version kann allerdings gesangstechnisch nicht mit der Originalaufnahme mithalten, instrumental hingegen sind kaum Unterschiede zu verzeichnen. Vielleicht ganz nett, um Leute, die mit RATA BLANCA noch nicht in Berührung gekommen sind, auf diese Combo aufmerksam zu machen.

Es ist aber schon bezeichnend, dass das Highlight der Scheibe die abschließende Stargazer-Coverversion Astronomo ist. Es gehört schon viel Mut dazu, diesen Übersong zu covern, aber hier ist es tatsächlich gelungen, das Stück nicht zu verhunzen, sondern sehr überzeugend, und recht nah ans Original angelehnt, darzubieten. Einen besonderen Reiz gewinnt diese Interpretation durch die spanischen Lyrics. Hier zeigt sich dann aber, dass technisch herausragende Musiker noch lange nicht gute Komponisten sein müssen.

Im Grunde ist Barilari also ein Album, das, obwohl handwerklich einwandfrei und professionell produziert, niemand wirklich braucht, außer denjenigen, die von STRATOVARIUS und NIGHTWISH einfach nicht genug bekommen können. Vielleicht hilft diese Veröffentlichung wenigstens, einige Leute dazu zu bringen, sich mal mit RATA BLANCA zu beschäftigen.

VÖ: 27.10.2003

Spielzeit: 59:37 Min.

Line-Up:
Adrián Barilari – Vocals

Emppu Vuorinen – Guitars

Sami Vänskä – Bass

Jukka Nevalainen – Drums

Jens Johansson – Keyboards

Gonzalo Ledesma – Guitars

Daniel Telis – Guitars
Label: Drakkar/BMG

Tracklist:
1. Master Of The Dark

2. Bring Your Love

3. La Leyenda Del Hada Y El Mago

4. Raindrops Of Fire

5. The Shadows Will Remain Behind

6. Beginning And End

7. Owner Of A Dream

8. See You Smile

9. Recuerdo En La Piel

10. Your Private Conquest

11. Stargazer (Astronomo)

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