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ASTEROID: II

Hippie-Rocker sollten zugreifen, "II" richtig laut genießen, egal ob bei Abwasch, mit Kräutertee im muffigen Proberaum oder bei den ersten Frühlingssonnenstrahlen im Auto. Coole Scheibe!

An der Universitätsstadt Örebro irgendwo im schwedischen Nirgendwo kommt man vorbei, wenn man von Stockholm nach Göteborg tourt. Nahe dem Hjälmarensee, umgeben von Wäldern, sind hier die Stoner/Hippie-Rocker ASTEROID eingeschlagen. Auf dem Debüt oder der Split mit den Nachbarn BLOWBACK war man noch klarer dem Stoner-Rock zuzuordnen. Heute haben die 70er komplett Einzug gehalten, statt Wüstenstaub und V8-Pickup sind nun ganz klar Lavalampe und ein lila gesprayter Volvo PV444 angesagt. Die Jungs haben sich in ein Studio in den Tiefen des Waldes verzogen, um ihre Songs so frei wie möglich einzuspielen.

Und das hört man an jeder Ecke, frei von dem, was ein Hippie/Classic-Rocker oder ein Stoner-Freak erwartet, bieten die sympathischen Schweden schlichtweg eine lockere Mischung, die einen schnell fesselt. Selbst Bandfotos anzuschauen, macht hier Spaß, kein ich bin ach so cool-Getue, einfach freundliche Hippies grinsen einen an. Die Anleihen an die großen Stoner-Vorbilder KYUSS scheinen immer noch durch, ansonsten wildert man nun frei von der Leber weg in den frühen 70ern. Viel erste BLACK SABBATH, 60er Brit-Rock, etwas FREE, bluesige CREAM, natürlich LED ZEPPELIN, wenn es etwas lauter wird auch mal BLUE CHEER. Alles kommt sehr verspielt, oft mit Jam-Charakter, mit einer gesunden Resthärte aus den Stoner-Tagen. In The Garden transportiert einen schnell in eine psychedelisch angehauchte Traumwelt, beim groovigen Edge mag man auf dem Harzer Brocken tanzen oder alternativ auf dem schwedischen Galtåsen. Der dunkel dahin schleichende Blues River zieht fast depressiv durch die Nacht, wird aber durch einen Boogie-Rocker à la STATUS QUO zu Piledriver-Zeiten abgelöst. Bei Karma gibt es herrlich singende THIN LIZZY-Melodien, irgendwo zwischen alten URIAH HEEP und frühesten SCORPIONS schwebt Towers dahin, beim abschließenden Time zeigt man Verehrung für DOORS-Klänge. Und immer wieder rutschen doch mal Stoner-Klänge Richtung KYUSS mit rein, was die Songs vom üblichen sturen 70er Classic-Rock vieler aktueller Bands etwas abhebt. Das meiste passiert aber innerhalb der Songs, wie BLACK SABBATH auf ihrem Debütalbum, wechseln hier in den Songs die Themen, selbst instrumental erzählt man eine Geschichte. Man mag sich nur zurücklehnen, um gepflegt zuzuhören. Das klappt aber nicht immer, da man bei den fesselnden Grooves zu oft in Bewegung gerät. Der Sound ist halt wie ein ASTEROID, sphärisch schwebend und doch massiv und durchschlagskräftig. Dazu kommt noch die Stimme von Robin Hirse, die vor allem zum Ende hin die Stoner-Roots durchklingen lässt, aber sehr eigenständig klingt. Später wird sie auch mal etwas anstrengend, passt aber zur fesselnden und abwechslungsreichen Musik wie der Spacecake in den VW Bulli. Klasse auch das freakige Drumming und der verspielte Bass, der deutlich vom frühen Geezer Butler (BLACK SABBATH, HEAVEN AND HELL, GZR) inspiriert ist.

Hippie-Rocker sollten zugreifen, II richtig laut genießen, egal ob bei Abwasch, mit Kräutertee im muffigen Proberaum oder bei den ersten Frühlingssonnenstrahlen im Auto, dann passend im alten VW-Bus, der Ente oder dem alten Volvo-Mobil. Coole Scheibe!

Veröffentlichungstermin: 22.01.2010

Spielzeit: 44:47 Min.

Line-Up:
Robin Hirse – Vocals, Guitars, Keyboards
Johannes Nilsson – Bass
Elvis Campbell – Drums

Label: Fuzzorama/Rough Trade

Homepage: http://www.asteroid.se

MySpace: http://www.myspace.com/asteroidband

Tracklist:
1. Garden
2. Disappear
3. Karma
4. Edge
5. River
6. Lady
7. Towers
8. Fire
9. Time

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