ALIEN SEX FIEND: Information Overload

Anachronismus pur…

Es gab mal eine Zeit Anfang der 80´er, da war es in den Diskos echt lustig. Die Leute bewegten sich auf der Tanzfläche, als suchten sie ihre Autoschlüssel, der Laden roch nach Trockeneis und Patchouli und es gab keine Farben ausser Schwarz. Fantstische Bands wie JOY DIVISION, AND ALSO THE TREES oder BAUHAUS sangen den Soundtrack zur persönlichen Apokalypse und man fühlte sich so richtig verstanden in seiner Agonie, stand besoffen in de Ecke und genoss sein Selbstmitleid. Zu dieser Zeit waren auch ALIEN SEX FIEND eine gute Band. Heute sind sie ein Anachronismus. „Information Overload“ besteht aus denselben Strukturen und Ideen, die auch damals schon benutzt wurden, lediglich die Sounds sind einer massiven Frischzellenkur unterzogen worden. Allerdings scheint auch diese schon etwas zurückzuliegen. Es gibt Sample-Puzzles, unrhythmische Sequenzen zu gerader 4-to-the-Floor Rhythmik oder umgekehrt, alles dauert ewig lang, bis es mal richtig in die Pötte kommt, und dazu das wie immer unmelodiöse, teilweise stark verfremdete, aber dadurch nicht bessere Genöhle von NIK FIEND, der sich noch manischer und drogiger als früher anhört. Und auch genauso aussieht. Jedes Lied ist vollgepackt mit Spielereien und Sounds, die teilweise nerven (Micky Maus-Stimme in „Baby“, durch die das ansonsten gute Stück total kaputt gemacht wird). Klare Strukturen sind kaum zu erkennen, Eingängigkeit mit der Lupe zu suchen. Zu dieser Musik kann man noch nicht mal seine Autoschlüssel suchen. Artwork und Texte vermitteln eine etwas verquer und schizophren anmutende Gesellschaftsicht und man gewinnt immer mehr den Eindruck, Mr. und Mrs. Fiend lebten in ihrer eigenen Welt und man möchte eigentlich kein Teil davon sein. Eigentlich hat sich nicht viel geändert, aber irgendwie kann es mich nicht begeistern. Ich bin ja nun wahrlich kein un-nostalgischer Mensch und kann mich für gut gemachten Retro-Kram durchaus begeistern, und auch diese Art der Musik ist mir nicht fremd. Aber irgendwie klingt es, als wäre der gute NIK mit seiner Sichtweise der Moderne in der Acid-House-Periode stehengeblieben, denn so richtig modern klingt das alles auch wieder nicht. Anfang der 90´er State-of-The-Art-Sounds mit 80´er Attitude und Strukturen, ich weiss nicht…Diese Platte hat wirklich gute Ansätze (Rhythmik und Grundsequenzen von Gotta Have it sind klasse, aber es kommt nichts zwingendes nach und das Lied ist viel zu lang), von einer Legende erwarte ich jedoch mehr. Brauchen wird das keiner so richtig. Auch meine Alt-Gruftie-Freunde wandten sich enttäuscht ab und hörten wieder „Ignore the Machine“. Und das werde ich jetzt auch tun.

VÖ: 16.02.2004

Spielzeit: 58.14 min Min.

Line-Up:
Nik Fiend – Vocals, Guitar and Scratching

Mrs. Fiend – Keys, Beats, Bass and Samples

Produziert von Alien Sex Fiend
Label: Luce

Homepage: http://www.asf-13thmoon.demon.co.uk

Tracklist:
1.Information Overload

2.Motherfucker Burn

3.Baby

4.Drug

5.Gotta have it

6.Lord of the sexual Matrix

7.Kiss Arse

8.Voices in my Head

9.Five to One

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner