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AGATHOCLES: Mincer

Brandneue Ergüsse der rumpelnden belgischen Kultgrinder – und sie zählen noch lange nicht zum alten Eisen.

Unzerstörbar sind AGATHOCLES – eigentlich schon ein ziemlich altes Eisen. Aber erstens zählen sie sich selbst nicht dazu und zweitens wir natürlich auch nicht. Ich meine, keine Band hat wohl mehr 7-Splits veröffentlicht, und in jeder gut sortierten Vinylsammlung sollten sich ein paar dieser Perlen finden. Und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die drei Belgier mit dem neuen Album etwas auf sich warten ließen. Um genau zu sein, fünf Jahre. Und mal wieder über ein neues Label. Splits gehen natürlich vor. Also alles beim Alten.

Und dass sich ein Jahr nach dem 20sten Bandjubiläum die Marschrichtung dieses Grindcore-Urgesteins – pardon, der einzigen Mincecore-Band des Universums – nicht groß verändert hat, brauche ich keinem zu erzählen – Mincer ist so altmodisch, wie es nur geht. Bratende Riffs, zwischen Blast Beats, fetten Grooves, Gekreische und Gegurgel rumpeln AGATHOCLES durch die 21 nagelneuen Songs und beweisen, dass früher doch alles besser war. Oder etwa nicht? Klar, an den Instrumenten sind keine Virtuosen, aber AGATHOCLES dreschen so drauf los, dass die bald in Deutschland feiernden Fußball-Hooligans noch ordentlich was dazulernen könnten. Zwar klingt es hier und da doch ein wenig staubig, wie in War Fetisjists Kill, aber im Großen und Ganzen klingen die Nummern doch recht frisch. Seien es die Groover – von denen sich erstaunlich viele auf dem Album eingeschlichen haben –, die Uptempo-Nummern oder die schnellen Prügler. Besonders witzig ist es, wenn sich – wie in Maze of Papers oder Archives and Files – immer wieder schräge und kurze Gitarrenleads einfinden, das lockert das Gesamtbild auf, wirkt bisweilen aber auch sympathisch-dilletantisch.

Ansonsten gibt es wieder mal keine Bullshit-Lyrics, dafür drehen sie Nazis, Frauenfeinde, Feindvorbild USA und Kapitalismus und die Musikszene durch den Fleischwolf. Gerade feinfühlig gehen sie nicht zu Werke, aber das erwartet von AGATHOCLES eh keiner. Die sollen ruhig schimpfen, am besten noch wenn es berechtigt ist, weil das können sie am besten. Grobmotorisch, die Texte, aber auch die Musik. Weil hier und da denke ich mir, dass vielleicht sogar ich die Drums besser spielen könnte – das will was heißen. Aber das macht gar nichts, erstens dürfen AGATHOCLES billig sein, auch wenn sie nach 20 Jahren ihre Instrumente mal spielen können sollten. Denn wenn um diese Musik Schnickschnack wie die Aura einer saubere Produktion oder großes Können schweben würde, die Band wäre dann nicht mehr authentisch. Und das ist es doch, was diese Band so einzigartig macht.

So gut wie jeder Song auf diesem Album ist ein Treffer, Diary of White Trash, Misery = Destiny, Goredom – Boredom und Mincer. Fans der Band werden das Album lieben, auch weil es genau das ist, was sie erwarten. Auch Grinder der alten Schule sollten sich das wirklich schön aufgemachte Album zulegen, wer jedoch eher auf moderne, technische Sachen steht, kann Mincer ruhig im Regal stehen lassen. Aber den Hauch des Kults, die Authenzität und die Energie werden diese Leute nicht spüren. Zwar werden sie nie die Speerspitze des Genres erreichen, aber ihre konsequente Haltung macht sie zu etwas ganz Besonderem. Und genau so klingt dieses richtig gute Album.

Veröffentlichungstermin: 28. April 2006

Spielzeit: 36:21 Min.

Line-Up:
Dirk – Vocals, Guitar

Jan – Vocals, Bass

Roel – Drums

Produziert von Frans van Steenbergen und AGATHOCLES
Label: Displeased Records

Homepage: http://www.agathocles.com

Email: mincemania@hotmail.com

Tracklist:
1. Dethrone the Tyrant

2. Matadores del Libertad

3. Maze of Papers

4. Empty Frame

5. War Fetisjists Kill

6. Carved Face Fashion

7. Forced to Masturbate

8. Ergos – Thanatos

9. Archives and Files

10. Yuppie Career Freak

11. Diary of White Trash

12. Bass the Gabbers

13. Kurose

14. Expendable Goods

15. Class War Necessity

16. Logical Exodus

17. Misery = Destiny

18. Pricks at Gigs

19. Goredom – Boredom

20. Where it Belongs

21. Mincer

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