THE END, FEAR BEFORE THE MARCH OF FLAMES, HEAVY HEAVY LOW LOW und BLANK PROMISE, München, Feierwerk, 25. August 2007

Ein toller Konzertabend mit einem konkurrenzlos guten Headliner.

Ein Grund zur Freude war dieses Datum schon seit Wochen und nun war der Tag da: THE END, die kanadische Band, die mit Elementary ein sensationelles zweites Album veröffentlicht hat, das mir immer noch Schauer der Begeisterung und Gänsehaut verschafft, bequemte sich zum ersten Mal in ihrer Karriere nach München, um zu beweisen, dass das, was auf CD möglich ist, auch live geht. Und dabei zeigten sich die drei Bands der Tour extrem fanfreundlich, was die Eintritts- und Merchandise-Preise anging: 25 € für eine Zip-Jacke inklusive CD, da sollten sich andere Bands ein Beispiel dran nehmen.

BLANK PROMISE
Doch zunächst gab es als lokalen Eröffnungstrupp die Emocore-Band BLANK PROMISE zu hören. Und die hätte man sich schenken können. Stereotyper Emo mit langweiligen Songs, zu oft gehörten Riffs, brutalen Klischees und mäßiger musikalischer Leistung sowie aufgesetzt und unecht wirkendem Stageacting. Schiefe Leadgitarren, maximal passabler Gesang und langatmige Songs wurden in der halben Stunde präsentiert und rissen den Auftritt nicht wirklich heraus. Den Freundinnen der Musiker gefiel es prima, die anderen 70 Besucher freuten jedoch sich auf das Ende des Gigs – lieber nächstes Mal eine passende Supportband spielen lassen und BLANK PROMISE ans Taste of Chaos geben, dann haben alle was davon.

HEAVY HEAVY LOW LOW

Die totale Nerd-Show lieferten im Anschluss HEAVY HEAVY LOW LOW aus Kalifornien. Optisch die totalen High School-Loser mit scheußlich-schlechten Tätowierungen und Frisuren. Geschissen haben sie sich nichts, egal was die Musik, die Bühnenpräsenz oder ihre T-Shirts anging. Das alles zeugte von miesem Geschmack und genau damit konnte die chaotische Band punkten. Schätzungsweise niemand der Band war über 18, sie werden nach den Ferien bestimmt wieder auf der Schule vermöbelt und daher kommt wahrscheinlich die seltsame Musik. Musikalisch am ehesten mit den DAUGHTERS zu vergleichen, das heißt wahnsinniger, zusammenhangsloser Chaoscore, von dem jeder Song herrlich ungezwungen und unkomponiert wirkte. Der Spaß übertrug sich auf die Zuschauer, nur grinsende Gesichter gab es nach den 25 Minuten zu beobachten. Sänger Robbie benahm sich wie ein Schwein, nutzte sein Mikrofon um Masturbation zu simulieren, stolperte wie betrunken rum und als Ansagen gab es nur Blabla bla bla blablabla zu hören. Wenn das nicht großes Kino ist, dann weiß ich auch nicht mehr.

FEAR BEFORE THE MARCH OF FLAMES
Der Sänger von FEAR BEFORE THE MARCH OF FLAMES war auch nicht wirklich gesund: Die spindeldürre Gestalt sah aus, als hätte sie sich kurz vor dem Auftritt noch einen Schuss gesetzt, und so benahm er sich auch. Völlig neben sich stand der Kerl da und führte das Quintett aus Colorado auf ungewöhnliche Art und Weise an. Diese waren das passende Bindeglied von HEAVY HEAVY LOW LOW und THE END, spielten ihren kranken, verrückten Post-Hardcore mit viel Hingabe und blieben dabei stets eigensinnig. Das war live sehr anstrengend, vor allem für die, die ihre Alben noch nicht kannten, aber eine große Faszination ging in jedem Fall davon aus. Dies hatte dennoch zur Folge, dass FEAR BEFORE THE MARCH OF FLAMES am wenigsten ankamen, viele verließen das Feierwerk kurzzeitig, um frische Luft zu tanken. Dabei hätten die Fünf aus Aurora die ungeteilte Aufmerksamkeit der Hörerschaft verdient. Der Leidensweg des Sängers, der sehr seltsame Figuren darzustellen vermochte, wurde von schwerer, heftiger Musik begleitet, die sich nicht in Schubladen packen lässt. Hier und da elektronische Einsprengsel und Drum ´n´ Bass-Passagen erweiterten die Musik zudem. Die 40 Minuten waren sehr anstrengend und teilweise auch langatmig, wer sich da hindurchgequält hat, wird sich mit Sicherheit gierig auf das neue Album The Always Open Mouth gestürzt haben. Außer die dämlichen Hardcore-Kids, die meinten, es wäre lustig den Sänger andeutungsweise zu treten.

THE END
THE END hatten nun leichtes Spiel – die Leute waren verflucht heiß auf diese Band. Mit Synthesizer und zusätzlicher Standtom für Sänger Aaron Wolff war klar: Hier kommt etwas Unkonventionelles. Das Quintett aus Toronto feuerte los mit dem furiosen Opener von Elementary und prompt waren die Leute aus dem Häuschen. THE END ließen nichts anbrennen mit ihrer Performance, Aaron Wolff brachte eine enorm aggressive Bühnenshow und wirkte mit seiner geringen Körpergröße dabei nicht wie ein wild gewordener Zwerg. Das Gefühl stimmte, die Songs wurden so präsentiert, wie es sich gehörte, alles war authentisch. Dezentere Songs wie The Never Ever Aftermath und Throwing Stones wurden entsprechend dargeboten, bei heftigen Nummern wie Animals und Awake? wurde gnadenlos Gas gegeben – so sehr, dass es im Pit auch einen Verletzten gab.

Ansonsten verlief die leider nur 40-Minütige Show ohne weitere Katastrophen, auch wenn der Intensitätsgrad derart hoch war, dass es locker zu weiteren KO-Schlägen hätte kommen können. Außer bei Material von Within Dividia, das zwar grandios gespielt wurde, aber den meisten Anwesenden leider unbekannt war. Schade, denn Dear Martyr war anders, aber nicht minder fesselnd. Aaron Wolff sorgte an einigen Stellen auch mit Synthesizer für ordentliche Atmosphäre und verstärkte durch die zweite Standtom die Dynamik der einzelnen Songs. Vor allem beim abschließenden In Distress – nebenbei bemerkt der perfekte Abschluss für dieses Konzert. Hier wurde alles an Wut und Brutalität aufgefahren, was nur irgendwie möglich war, und sorgte für den finalen Gnadenstoß. Das ging so tief, dass im Anschluss jeder mit offenem Mund dastand. Der fette Sound, die eingespielte und tighte Band und die großartige Gesangsleistung von Aaron Wolff trugen ihr Übriges dazu bei.

Um kurz nach 12 war ein fantastischer Konzertabend vorbei, der so gut wie niemanden enttäuscht haben dürfte. THE END brillierten und wurden von ungewöhnlichen Bands würdig begleitet. So einen Abend wünscht man sich öfter.

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