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ULME: Dreams of the Earth

Statt endlosem, verzerrtem Lärm einige Querverweise in Richtung Grunge, oder: ULME schaffen eine neue Nische im Noise Rock. Herrlich.

Dass ULME nach 7 Jahren Pause wieder rocken, dürfte kein großes Geheimnis mehr sein. Das legendäre Hamburger Noise Rock-Trio hat alle Streitereien und Zwistigkeiten ad acta gelegt und liefert nach der letztjährigen EP The Glowing das mittlerweile fünfte Album ab. Eigentlich braucht dieses Werk nur zwei Adjektive, um es zu beschreiben: Erwachsen und fantastisch. Darunter fällt auch, dass die Gebrüder Heesch und Neuzugang Tim Liedtke nun gar nicht mehr mit anderen Bands verglichen werden können. Stattdessen gibt es persönliche, wundervolle Musik jenseits gängiger Konventionen zu hören, und das macht ULME 2007 so wertvoll.

Das Trio hat einen deutlichen Hang zur Epik entwickelt: Einerseits sind einige Songs mit beachtlicher Länge ausgestattet, andererseits wirken auch die kürzeren Stücke alles andere als gehetzt. Die seelische Reinigung nimmt eben Zeit in Anspruch. So sind Songs wie The White Hallways und Secluded dank ihrer Länge Wirte für alle möglichen Stimmungen und bleiben dabei dennoch homogen. Auf Dreams of the Earth gibt es nunmal Ernsthaftes zu hören und keine Spaßmusik. Leise und nachdenklich, laut und aggressiv sind aber nur zwei mögliche Arten die ULME nutzen um ihrer Musik ein Gesicht geben. Hier und da werden, wie in Leaves are Falling dem trotzigen Text ähnlich sogar positive Gefühle zugelassen, was auch wunderbar klingt.

Egal ob ULME wie im fantastischen Trapped in the Absurd düster rocken, im esoterisch angehauchtem Isa die Seele baumeln lassen oder im wunderbar harmonischen Titeltrack ihre Mitte finden, alles wirkt echt, kommt aus dem Bauch und nicht aus dem Hirn. So lassen sich auch einige unbequeme Übergänge erklären, die auch nach mehrmaligem Hören noch wirklich harte Kost darstellen. Zusammengehalten wird all das durch eine Band, sie sich nicht verbiegt und sehr bodenständig vorgeht. Man merkt, dass sie eine eingespielte Einheit sind, gerade die Brüder Heesch haben nichts verlernt. Sänger und Gitarrist Arne überzeugt mit seiner großartigen Stimme, dem klaren Gesang sowie dem schmerzerfülltem Geschrei, dass hier und da auch noch raus darf.

Das gut einstündige Album zündet wirklich nicht sofort, wer sich damit aber eingehend beschäftigt wird ein Kleinod entdecken, das jede Mühe wert ist. Dreams of the Earth ist eine Scheibe, die Noise Rock, sofern es dem Genre überhaupt noch zugeteilt werden kann, eine neue Definition verleiht. Immerhin gibt es statt endlosem verzerrten Hass viele Querverweise in Richtung Seattle, in eine Zeit vor dem Grunge-Hype, als das Gefühl wichtiger war als die Verkaufszahlen. Danke an ULME für ein wunderbar erdiges Album, dass ich ganz bestimmt nicht vergessen werde.

Veröffentlichungstermin: 15. Juni 2007

Spielzeit: 62:57 Min.

Line-Up:
Arne Heesch – Guitars, Vocals
Tim Liedtke – Bass
Jan-Eric Heesch – Drums, Keyboards

Produziert von ULME
Label: Noisolution

Homepage: http://www.ulme-music.com

Tracklist:
1. The White Hallways
2. Trapped in the Absurd
3. Secluded
4. Leaves are Falling
5. Isa
6. Coagulation in the Morning
7. Dreams of the Earth
8. The Artificial God
9. Amber Eyes
10. Moonlight

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