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SAXON: Innocence Is No Excuse [Re-Release]

Fans, die bisher um die Mainstream-Alben von SAXON einen Bogen gemacht haben, können nun ruhig nachrüsten.

Verräter! Das ging damals durch die Metal-Szene, als die NWOBHM-Helden SAXON 1985 ihr Album Innocence Is No Excuse herausbrachten. Statt mit Metal-Hymnen wie Heavy Metal Thunder, Wheels Of Steel und zahllosen anderen Krachern zu begeistern, schielte die urenglische Institution nun endgültig in Richtung US-Markt mit radiotauglichem Stadion-Rock. Man war auf dem Posertrip in bunten Klamotten und bot nun seichten Heavy-Rock mit plüschig-klebrigen Melodien, igitt! Nun schiebt EMI mit Innocence Is No Excuse und den folgenden Alben Destiny und Rock The Nations also auch diese Alben remastert und mit Bonussongs nach. Damit ist die Re-Release-Serie der SAXON-Klassiker wohl auch beendet.

Heute kann man Innocence Is No Excuse natürlich mit etwas anderen Augen sehen, denn abgesehen vom Anbiedern an den Mainstream-Rock der Amis, was damals natürlich auch reichlich andere Bands versuchten, gab es einige gute Songs, die den Kollegen aus den USA in nichts nachstanden. Rock `n´ Roll Gypsy, Back On The Streets oder auch Everybody Up mit leichtem W.A.S.P.-Touch sind Songs, die durchaus Klasse haben. Man singt schnell mit und hat durchaus seinen Spaß bei glattem Sound, an Songs ohne Ecken und Kanten, wenn man den alten US-Stadion-Rock mag. An die Größen aus Amerika kam man aber nicht ganz heran. Einige Songs waren doch eher Mitsumm-Rock, der Rausschmeisser Give It Everything You´ve Got erinnert mich immer noch etwas an eine Light-Version des grandiosen VAN HALEN-Klassikers Hot For Teacher. Hätte man nicht mit Biff einen Frontmann, der sicher nie ein Meistersänger war, aber eine ganz eigenständige, charismatische Stimme hat, wäre das Album bei den starken Releases in diesem Genre sicher untergegangen. Zumal man ja bei den alten Fans eh unten durch war, plüschige Vocals wie beim Opener, die klebrige Ballade Broken Heroes, die man durchaus selbstironisch sehen könnte, oder synthetische Chorus/Rockman-Gitarrenklänge wollte da keiner hören. Wer nun doch langsam mal nachrüsten will, der bekommt Innocent nun, wie schon bei den anderen Re-Releases der SAXON-Klassiker, mit reichlich Bonusmaterial. Diesmal einen noch glatteren Club-Mix zu Back On The Streets, zwei B-Seiten der ausgekoppelten Singles, die doch noch mal die Energie der alten SAXON aufblitzen lassen, sowie ein paar Live-Versionen von Songs des Albums plus ein kurzes Medley mit Bandklassikern. Das Booklet ist ganz nett aufgemacht inklusive Linernotes. Für Die Hard-Fans sicher interessant, aber nicht zwingend ein Kaufgrund.

Fans, die bisher um die Mainstream-Alben von SAXON einen Bogen gemacht haben, können nun ruhig nachrüsten. Das Bonusmaterial entschädigt hier nicht wirklich für die Ausflüge in den seichteren US-Radio-Rock, da eben diese Songs als Bonus verarbeitet wurden, Überraschungen gibt es keine. Trotzdem ist Innocence Is No Excuse ein Album, welches durchaus einige gute Songs hervorgebracht hatte. Die waren nicht zwingend schlechter als die Vorbilder des verkaufsträchtigen US-Marktes. Und seien wir doch mal ehrlich – genau diese Leute, die SAXON auf ihrem Poser-Trip als Verräter verurteilt haben, haben trotzdem auch die Alben der großen US-Bands verehrt.

Neueinsteiger im SAXON-Club sollten aber definitiv lieber zu den Re-Releases der Klassiker Wheels Of Steel und Strong Arm Of The Law greifen, da gab es noch knackigen New Wave Of British Heavy Metal-Sound, und SAXON waren noch ganz große Helden und mit wegweisendes Aushängeschild für diesen Aufbruch ins neue Zeitalter des echten Heavy Metal.

Veröffentlichungstermin: 29.01.2010

Spielzeit: 77:47 Min.

Line-Up:
Biff Byford – Vocals
Graham Oliver – Guitar
Paul Quinn – Guitar
Steve Dawson – Bass
Nigel Glockler – Drums

Produziert von Simon Hanhart
Label: EMI

Homepage: http://www.saxon747.com

MySpace: http://www.myspace.com/planetsaxon

Tracklist:
1. Rockin´ Again
2. Call Of The Wild
3. Back On The Streets
4. Devil Rides Out
5. Rock N´ Roll Gypsy
6. Broken Heroes
7. Gonna Shout
8. Everybody Up
9. Raise Some Hell
10. Give It Everything You´ve Got
11. Back On The Streets (12 Club Mix)
12. Live Fast Die Young (B-Side)
13. Krakatoa (B-Side)
14. The Medley (Live)
15. Gonna Shout (Live)
16. Devil Rides Out (Live)
17. Back On The Streets (Live)

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