CANDLEMASS: King of the grey island

CANDLEMASS-Stempel drauf, Qualitätsdoom drin, ein Pflichtkauf!

Kollege agony&ecstasy wünschte sich beim letzten Redaktionstreffen eine Review zur neuen CANDLEMASS, was eine zickige Promo aber zu verhindern wusste. Nun, dank der großzügigen Kundenfangaktionen diverser Mediakonzerne hat es endlich ein ganzes und funktionierendes Exemplar von King of the grey island in meine Burg geschafft.

Das ganz große Thema stellen wir mal frech nach hinten, lassen wir den Doom sprechen. Denn immerhin sind CANDLEMASS als Wegbereiter des epischen Power-Doom immer noch eine der bedeutendsten Band der Szene, ohne die es die meisten Doomacts wahrscheinlich nie gegeben hätte.

Verzeiht man dem kurzen Intro kleine Timingschwankungen, dann kann man sich beruhigt auf die Reise durch die grauen Landschaften des neuen Königreichs begeben. Was sehr schnell auffällt: King of the grey island scheint genau das Album zu sein, was nach Tales of creation hätte erscheinen sollen. Viele der neuen Songs tragen diesen Stil viel deutlicher weiter als die letzten Alben. Das gefährlich aus den Boxen kriechende Devil seed hingegen hätte wie auch Demonia 6 ähnlich auf Dactylis Glomerata oder From the 13th sun stehen können, bei manchen Songs fühlt man sich sogar etwas an das total unterbewertete Chapter VI-Album erinnert.
Natürlich wird es nie ein zweites Nightfall geben, so ein Album schreibt jede Band nur einmal im Leben. Aber Mainman Leffe Leif Edling gelingt es mit dem neuen Album, einen geschickten Faden durch die komplette CANDLEMASS-Discography zu ziehen. Die Songs sind gut durchdacht und bekommen teils eine bedrohliche Heavyness mit. Legt man die anfängliche Scheu ab, dann hört man deutlich, dass Edling nicht auf Nummer Sicher geht, sondern einfach das macht, was er am besten kann: CANDLEMASS-Songs schreiben.
Seine Kollegen bedienen ihn da königlich: der Opener bekommt ein freakiges CATHEDRAL-Solo verpasst, hier erinnert Destroyer an die Bandhymne Samarithan, dort bricht Man of shadows auf in einem Part mit PINK FLOYD-Feeling und einem Solo, das man auch auf House of the rising sun spielen könnte. Vorher bekam der Song noch eine kurze BEATLES-Bridge verpasst und auch Embracing the styx endet mit einem Seventies-Part. Überraschend melodisch kommt auch Of stars and smoke, live dürfe hier kollektives Mitsingen angesagt sein. Songs wie das treibende Clearsight und Devil seed kann man sofort in die Reihen der Bandklassiker einfügen. Das alles beim typischen CANDLEMASS-Sound mit ordentlich Druck, was will man mehr?

Gesang will man, und der ist nicht nur in der Fan-Loge das große Thema. Nachdem man sich 2006 nun endgültig von Doom-Mönch Messiah Marcolin (MEMENTO MORI, MERCY) getrennt hat, schlug die Nachricht über den neunen Sänger wie die berühmte Bombe ein. Neuer Mann am Mikro ist Rob Lowe von den Ami-Doomern SOLITUDE AETURNUS, die ja ebenfalls zu den Pionieren dieses Sounds zu zählen sind. Organisatorisch sicher die erste Wahl, als schwedische Band einen Sänger aus Texas einzugemeinden… Und auch Lowe macht alles richtig. Dass er mit seinem theatralischen, aber im Vergleich zu Messiah etwas zurückgezogenen Gesang zum Bandsound passen würde, das war zu erwarten. Gerade durch seine etwas introvertierte Performance lässt Lowe den Songs viel mehr Raum, wo sich Messiah Marcolin doch zu oft gern in den Vordergrund geträllert hatte. Lowes kraftvolle Stimme verleiht den Songs noch etwas mehr Härte, man erkennt sofort den Sänger von SOLITUDE AETURNUS, ohne dass er deren Stil zu sehr einfließen lässt. Dass man beim Hören von King of the grey island doch oft an die Texaner denken muss, dass ist bei Lowes ausdrucksstarker und sicher einzigartigen Stimme natürlich kaum vermeidbar. Man darf gespannt sein, wie er die Arbeit mit diesen beiden Bands auf lange Sicht geregelt bekommt.

Als Bonus-Tracks finden sich auf dem limitierten Digipack die Bandklassiker At the gallows end und Solitude in guter Demoqualität, natürlich mit starken Vocals vom Lowe. Solitude verleiht er sogar einen komplett neuen Ausdruck. Nicht wirklich besser als das Original, aber allein die Frechheit, diesem Song seinen eigenen Stempel aufzudrücken, dürfte schon als Stinkefinger Richtung Messiah gewertet werden. Erst recht, wenn man bedenkt, dass die Ära CANDLEMASS/Messiah 1988 weltweit von der EP mit eben diesen Songs (plus Crystal ball) gepusht wurde. Hier wollte man wohl ein klares Statement Richtung Doom-Mönch setzen: Das war´s!

Sicher, vom Marketing her bietet sich viel Potential: SOLITUDE AETURNUS waren mit ihrem Comeback-Album positiv in aller Munde, da sorgt der Name Rob Lowe natürlich dafür, dass alle Augen und Ohren nun Richtung Schweden wandern. Demgegenüber ergibt sich aber auch wieder mehr Beachtung für seine Stammband aus Texas. Werbestrategien hin oder her, das Experiment funktioniert besser als erwartet, die Fans nehmen es an und man kann nur auf viele starke Shows hoffen wie 2007 bei HEADBANGERS OPEN AIR und natürlich auf weitere Alben in dieser Qualität, gern auch noch bessere…

CANDLEMASS-Stempel drauf, Qualitätsdoom drin, auch ohne Schnäppchenalarm ein Pflichtkauf. Sammler schauen auch nach der Vinyl-Doppel-LP!

Veröffentlichungstermin: 22.06.2007

Spielzeit: 65:10 Min.

Line-Up:
Robert Lowe – Vocals
Lasse Johansson – Guitars
Mappe Björkman – Guitars
Leffe Edling – Bass
Janne Lindh – Drums

Produziert von Leif Edling, Candlemass und Peter Tägtgren
Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.candlemass.se

Email: olebang@newmail.dk

Tracklist:
1. Prologue
2. Emporer of the void
3. Devil seed
4. Of stars and smoke
5. Demonia 6
6. Destroyer
7. Man of shadows
8. Clearsight
9. The opal city
10. Embracing the styx
11. At the gallows end (Bonus)
12. Solitude (Bonus)

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