THOUGHT CHAMBER: Angular perceptions

Sehr viel mehr kann man von einer Prog-Metal-Scheibe kaum erwarten – nicht zu kopflastige Frickelorgien, absolut irre instrumentale Abfahrten, große Melodien, starke Vocals und absolut stimmige Songs.

Gitarrenwizard MICHAEL HARRIS kennt man von ARCH RIVAL und von seinen zahlreichen Soloalben. Seit 2001 hat er ebenfalls eine neue Band am Start, THOUGHT CHAMBER, und überrascht nun mit einem starken Debüt.

Die Kalifornier haben sich dem progressiven Metal verschrieben, welcher deutlich die Handschrift von HARRIS trägt und fast immer auch an seine Soloalben wie Words collide denken lässt, wobei die Songs unter dem Banner THOUGHT CHAMBER aber oft um einiges zugänglicher sind und seltener in anstrengende Frickelorgien der Marke Musik für Musiker ausarten. Das heißt aber nicht, dass man es hier mit einem seichten Prog-Rock-Album zu tun hat. HARRIS stellt unabwendbar klar, dass er an der Gitarre zu den richtig Großen zählt, erstklassige Soli, starke Riffs bis zum Abwinken und nahezu perfekt ausbalancierte Songs lassen die eigene Gitarre nach schweißtreibenden, ernüchternden Abenden erstmal wieder im Koffer verschwinden. Dabei kann er sich auf eine erstklassige Rhythm-Sektion verlassen, die einen so manches Mal erstaunt zurückzappen lässt, um den Takt zu verstehen. Die Keyboards, teils selbst eingespielt, ergänzen die Songs mal songdienlich, mal lassen sie sich auf extravagante Soloschlachten ein. Die gibt es oft, viele Soli werden nicht wie üblich von der Gitarre abgesägt, ein stetes Wechselspiel zwischen den Instrumenten sorgt immer für reichlich Spannung, wenn selbst der Bass mal eine Sololinie übernimmt. Auch musikalisch wird reichlich Abwechslung geboten, in eine feste Schublade will man sich nicht stecken lassen. Zahlreiche Anleihen von Prog-Metal-Kollegen werden versüßt mit ruhigerem Prog-Rock. Herrlich abstrakten Parts vereinen sich mit FATES WARNING-Klängen, MALMSTEEN-Zitaten, jazzigen Spielereien bis hin zu funkigen Grooveparts und überraschenden Latino-Rhythmen. Gerade die jazzigen und funkigen Momente heben Angular perceptions merklich ab von den Kollegen aus dem Prog-Metal-Verein. Es ist nicht neu, was HARRIS hier erfindet, viele Passagen oder Melodien kennt man genau so auch von anderen Bands. Die Mischung aber macht´s, und die funktioniert hier fantastisch.

Dazu gibt es tolle Gesangsmelodien und ein paar wirklich schöne Refrains, was auch Sinn macht. Neben drei rein instrumentalen Songs (Kopfhörerpflicht) und dem von HARRIS selbst ordentlich gesungenen Balance of one hat man einen absoluten Trumpf auszuspielen. Als Sänger konnte man Ted Leonard verpflichten, nachdem seine Melodic-Prog-Götter ENCHANT ja gerade durch kreativen Urlaub nicht gerade glänzen. Vielleicht ist es ja dieser Umstand, dass Leonard seine Stimme überraschend hart und aggressiv einsetzt. Gepaart mit reichlich melodischen Momenten, in denen er seine gewohnte Gänsehautstimme ausspielt, rundet er diese überaus starke Prog-Scheibe ab. Sehr viel mehr kann man von einer Prog-Metal-Scheibe kaum erwarten – nicht zu kopflastige Frickelorgien, absolut irre instrumentale Abfahrten, große Melodien, starke Vocals und absolut stimmige Songs haben Angular perceptions bei mir zur meist gehörten Prog-Scheibe des abgelaufenen Jahres gemacht.

Veröffentlichungstermin: 30.03.2007

Spielzeit: 55:00 Min.

Line-Up:
Ted Leonard – Vocals
Michael Harris – Gitarre, Keyboards, Vocals
Derek Brakley – Bass
Bobby Williamson – Keyboards
Rob Stankiewicz – Drums

Produziert von Michael Harris
Label: InsideOut Music/SPV

Homepage: http://www.michaelharrisguitar.com

Email: thoughtchamber@yahoo.com

Tracklist:
1. Premotion
2. Sacred treasure
3. A legend´s avalon
4. Balance of one
5. Mr.Qwinkle´s therapy
6. Transmigration of souls
7. God of oblique
8. Silent shore
9. Accidently on purpose
10. A mind beyond

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