THUNDERSTORM: As we die alone

Sollte es Menschen geben, die epischen Doom mit Power-Metal-Einschlag mögen und/oder eben Power-Metal, der seine Wucht aus schweren Riffs bezieht, die "As we die alone" noch nicht haben? Wer sie bisher noch nicht hat, reinhören und kaufen, avanti avanti….

Habt Ihr auch schon mal das Glück gehabt, in einer Miracoli-Packung ein zweites Päckchen dieser sündhaft tollen Würzmischung zu finden? Wie an diesem gottgleichen Tag ging es mir auch mit der neuen THUNDERSTORM-CD As We Die Alone! Zum geliebten Miracoli-Power-Doom der Italiener gab es noch zusätzliche Würze in Form durchaus notwendiger Zugaben. Aber wie die geliebte Pasta selten lange bei mir überlebt, fand auch die Review zu As we die alone ihren Weg auf die Back Up-CD, wurde dann vom Umzugskarton verschlungen und erblickte nie das Licht der Welt. Aber zum Glück dürften die THUNDERSTORM-Fans eh schon zugeschlagen haben, und man kann As we die alone den Nachzüglern schmackhaft machen…

Dabei hatten THUNDERSTORM schon das Glück, dass die Fans das Spiel mit dem entscheidenden dritten Album nicht ganz so streng gesehen haben, denn mit Faithless soul haben die drei Herren aus Bergamo zwar ihren Sound besonders stimmig präsentiert, mussten sich aber auch der Kritik hingeben, ziemlich in ihrem eigenen Ding festgefahren zu sein. Daran festzuhalten würde die Die Hard-Fans befriedigen, sehr viel weiter würde man dann aber wohl nicht mehr kommen. Aber kann man mit einem Stilwechsel zu Recht kommen? Neue Metaller umwerben auf Kosten der eigenen Fans? Nun, Fabio Thunder und Crew lieben ihren Sound selbst zu sehr, um auf solche Ideen zu kommen. Stattdessen sind es dezente, aber deutlich spürbare Veränderungen, die As we die alone von den Vorgängerscheiben abheben.

Vornehmlich sind natürlich wieder Stimme und Gitarre von Bandkopf Fabio Bellan im Fokus. Seine Stimme kommt nochmals weitaus melodischer, stößt stellenweise fast in poppige Linien vor. Das aber ohne Ramazotti-Kitsch, mehr im Sinne der Rocksänger der frühen 70er. Immer noch mit unverkennbarer, etwas höher gelegter Stimme achtet er weitaus mehr auf Abwechslung, stellenweise singt er mit zerbrechlich zarter Stimme, um an anderer Stelle wieder zu Rocken. Die Gitarre bietet weniger Veränderungen, man kennt die Thunder-Riffs und die verspielten Parts ähnlich auf den anderen Scheiben, auch wenn Fabio etwas differenzierter spielt. Bei den neuen Songs wirken die Parts auch etwas reduziert, was die Songs eingängiger und greifbarer macht, ohne dabei in ein plattes Strophe/Chorus-Schema zu rutschen. Ähnlich wie beim Gesang scheint Fabio auch bei den Soli die Liebe zu alten Helden der 70er gefunden zu haben. Hier und da lang gezogene Feedbacks, Melodien, die man mitsummen kann und die dem Solo Ausdruck geben, Soli im Dienste des Songs und nicht zur Selbstdarstellung.

Drummer Attilio spielt spürbar total frei von Vorgaben, bemüht sich nicht wie auf den Vorgängern sein Spiel etwas schleppender zu gestalten. Dadurch fehlt den Songs zwar etwas die Schwerfälligkeit, es macht sie aber noch druckvoller und griffiger. Noch mehr als bisher möchte man mit Basser Omar das Tanzbein schwingen, auch wenn sein eigener Doomdance unerreichbar bleibt. Auch Omar ist weitaus präsenter, füllt nun jedes Soundloch und der Wunsch nach einer zweiten Gitarre ist endgültig Geschichte.

Eigentlich reichen die zusammenhängenden Songs We die as we dream (alone) und I wait, um diese CD zum Pflichtkauf zu machen. Auch nach bestimmt hundert Durchläufen kann ich mich gegen eine dicke Gänsehaut nicht wehren. Mit typischem THUNDERSTORM-Power-Doom-Groove durchstartend fällt der Song, ebenfalls oft gehört auf älteren Alben, in sich zusammen und wird von einer einlullenden Melodie getragen. Aber eben diese, mit fast schmalzigem Gesang vorgetragen, trägt eine spürbare Emotion und wird aufgelöst von einem wirklich tollen Refrain, der sich aus dem Song erhebt. Auch wieder typisch, dass der Song in einem harten Groove explodiert, der aber so sehr drückt, dass der Schädel unabwendbar mitbangt. In diesem Song haben THUNDERSTORM ihre eigenen Stilpunkte absolut perfekt zusammengefügt. Über geht der Song in I wait, einem schwebend ruhigen Song, in dem eigentlich nichts passiert. Getragen von schrammeligen Gitarren, hypnotischem Bassspiel und treibenden Drums lebt der Song von der eindringlichen Gesangsmelodie, die einen total einlullt und sich gnadenlos festsetzt. Das ist neu, dass THUNDERSTORM aus so wenig so viel machen, klasse! Dazu gibt es natürlich genügend Songs, die den gewohnten Power-Doom der Band weitestgehend unverändert Weitertragen wie der starke Opener, das Groovemonster Death rides on the highway oder Hypnowheel of life. Hatte man aber in der Vergangenheit etwas das Gefühl, dass die Italiener sich und ihren Sound selbst etwas zu ernst nehmen, so hauen sie nun einfach mal eine freakig-spinnige Krachnummer wie L dazwischen, was man ihnen vorher niemals zugetraut hätte, ebenso wie das kurze akkustische Instrumental Preacher´s dream, eine schöne Abwechslung. Und mit S.l.o.w. machen sie dem Titel alle Ehre und stellen klar, dass sie auch weiterhin eins bleiben werden: Doom!
Mit seinem OZZY-liken Yeah und den ZAKK WYLDE-(OZZY OSBOUNE, BLACK LABEL SOCIETY)-Quitschern sowie eingestreute unkitschige Keyboards von Produzent Luigi Stefanini zeigt Fabio beim harten The Mad Monk noch mal, dass es auch ein Leben neben TONY IOMMI (BLACK SABBATH) gibt, eingepackt halt in das typische THUNDERSTORM-Gesamtbild. Der Gedanke an das Cover des HENDRIX-Klassiker Voodoo Child sorgte für Neugier bezüglich des tollen Jahrhundertsong, mehr aber eher nicht, da THUNDERSTORM bei ihren bisherigen Coversongs In a Gadda Da Vida (IRON BUTTERFLY) und Electric Funeral (BLACK SABBATH) doch recht nahe am Original geblieben waren. Voodoo Chile dagegen drehen sie amtlich durch die THUNDERSTORM-Maschine und drücken ihm deutlich einen eigenen Stempel auf, well done!
Ein wirklich fetter Sound, die stimmungsvolle Aufmachung und die schönen Texte von Basser Omar runden das positive Gesamtbild perfekt ab. Es ist wohl schwer zu verbergen, dass ich diese Jungs sehr mag, aber auch ohne schwarzrote Fanbrille erkennt man ein klasse Album.

Für mich ist As we die alone die bisher rundeste THUNDERSTORM-Scheibe, bringt genug Abwechslung und kleinere Veränderungen, ohne den eigenen Pfad verlassen. Sollte es Menschen geben, die epischen Doom mit Power-Metal-Einschlag mögen und oder eben Power-Metal, der seine Wucht aus schweren Riffs bezieht, die As we die alone noch nicht haben? Wer sie bisher noch nicht hat, reinhören und kaufen, avanti avanti….

Ich geh dann mal in die Küche, da war doch noch diese Packung Mi…. mmmmmh….

Veröffentlichungstermin: 30.03.2007

Spielzeit: 49:15 Min.

Line-Up:
Fabio Thunder Bellan – Guitars, Vocals
Omar Roncalli – Bass
Attilio Coldani – Drums

Produziert von Luigi Stefanini & Thunderstorm
Label: Dragonheart

Homepage: http://www.thunderstorm-doom.com

Email: management@thunderstorm-doom.com

Tracklist:
1. Hawking radiation
2. Death rides on the highway
3. We die as we dream (alone)
4. I wait
5. Hypnpwheel of life
6. L
7. S.l.o.w.
8. Preacher´s dream
9. The mad monk
10. Voodoo child (slight return)

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