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21. Fantasy Film Fest im Cinedom, Köln vom 08. bis 15. August 2007

21. Fantasy Film Fest in Köln vom 08.08. bis 15.08.2007

Jedes Jahr Anfang August ist es wieder soweit. Das Fantasy Film Fest findet in Köln statt – seit einigen Jahren im Cinedom im Mediapark-Köln. Auch dieses Mal standen wieder viele interessante Filme aus den Bereichen Horror, Fantasy, Science-Fiction, Thriller, Anime und so weiter auf dem Programm. Da war für jeden Film-Fan was dabei. Ich habe zumindest ein paar Filme für euch unter die Lupe genommen, von denen der eine oder andere hoffentlich bald auch bei euren Video-Abenden für beste Unterhaltung sorgen wird.

Kostentechnisch schlägt das Fantasy Film Fest mit 8 Euro pro Film, also dem vollen Kino-Tarif zu Buche. Die streng limitierten Dauerkarten kosteten dieses Jahr 175 Euro und lohnten sich somit nur für Leute, die wirklich viel, viel Zeit mitbrachten. Immerhin muss man erst mal 22 Filme sehen, bis sich die Dauerkarte amortisiert hat. Ein billiges Vergnügen ist das FFF also nicht. Es lohnt sich aber das Geld zu investieren, da man hier jenseits des Mainstreams so manche Film-Perle entdecken und viele Filme bereits Monate vor dem Kinostart oder DVD-Release zu Gesicht bekommt. Los gehts.

BLACK SHEEP (NZL / 2006 / 87 min)

Für die Opening-Night hatten sich die Veranstalter mal wieder einen besonderen Leckerbissen ausgeguckt. Aus Neuseeland, der Heimat Peter Jacksons, kam der diesjährige Opener Black Sheep von Regisseur Jonathan King. Dieser gab dem Bösen ein wahrhaft unerwartetes Gesicht, nämlich das eines wolligen Schafes. Wer könnte diesen niedlichen Tieren Blutdurst und Niedertracht unterstellen? Niemand! Nun ja, vielleicht bis auf Henry Oldfield, der seit einem traumatischen Ereignis in seiner Jugend Panik vor den Wollknäulen hat. Als er, auf Anraten seines Therapeuten, auf die Farm seiner Eltern zurückkehrt, muss er feststellen, dass sein Bruder Angus dort inzwischen genetische Experimente durchführen lässt. Die beiden Öko-Hippies Grant und Experience versuchen gegen diese anzugehen und lösen damit natürlich eine Katastrophe aus. Es folgt eine blutige und zum brüllen komische Tour De Force über neuseeländische Weiden.

Von der Machart her fühlt man sich irgendwie an Jacksos symphatisches Frühwerk Bad Taste erinnert und mit Glenis Levestam hat es sogar eine Darstellerin aus Braindead ins Cast dieses großartig schwarzhumorigen Films geschafft. Für die Make-Up Effekte war mit Weta Workshop dieselbe Firma zuständig, die auch schon die drei Herr Der Ringe-Teile optisch veredelte. Dass die Effekte hier natürlich nicht halb so professionell aussehen ist klar und macht auch den Charme dieses Filmes aus. Für Genre-Fans ein absolutes Highlight!

DEAD SILENCE (USA / 2007 / 90 min)

Nach den Aggro-Schafen ging es am nächsten Tag mit Dead Silence weiter. Dieser stammt aus der Feder der Saw-Macher James Wan und Leigh Whannel, die sich nach der Schocker-Trilogie nun auf das Terrain des klassischen Horror-Films wagen. Blut gibt es im Gegensatz zur Saw-Reihe hier nur in Maßen. Jamie Fair will sich gerade einen schönen Abend mit seiner Frau machen, als es an der Tür klingelt. Als er aufmacht findet er nur ein Paket ohne Absender. Dieses enthält eine Bauchredner-Puppe. Als er kurz darauf vom Essen holen zurück kommt, findet er seine Frau tot und mit heraus geschnittener Zunge im Ehebett, die Puppe daneben liegend. Die Polizei kauft im die Geschichte natürlich nicht ab, so dass sich Jamie kurz darauf auf den Weg in sein Heimatdorf Ravens Fair macht, um seine Frau zu beerdigen und dem Geheimnis um ihren Tod auf die Spur zu kommen. Hier entdeckt er ein düsteres Geheimnis, das dem kleinen Dorf schon lange zu schaffen macht.

Der stimmige Soundtrack aus der Feder von Charlie Clouser, der auch schon für die Soundtracks von Saw verantwortlich war, trägt einiges zum Schrecken bei, den dieser fantastisch inszenierte Horror-Thriller verbreitet. Hinzu kommen schöne Schauplätze, die das Herz eines jeden GothicHorrror-Fans höher schlagen lassen werden. Das Gefühl des Grauens ist quasi allgegenwärtig und lässt einen bis zum Ende kaum zur Ruhe kommen. Als kleine Anspielung auf die Saw-Reihe sieht man in einer Szene gegen Ende hin die Puppe des Jigsaw-Killers auf dem Boden rumliegen. Mit Dead Silence haben Wan und Whannel einen äußerst gelungenen Film abgeliefert, den sich kein Fan von Horror-Thrillern entgehen lassen sollte.

BOTCHED (GB / 2007 / 100 min)

Nach Dead Silence stand mit Botched direkt der nächste Film auf dem Programm. Die, dazwischen liegende halbe Stunde galt es zur Nahrungsaufnahme an der nah gelegenen Würstchenbude zu nutzen. Nach einer katastrophalen Currywurst und ordentlichen Fritten ging es wieder ab in Richtung Kino. Botched startet eigentlich wie ein Gangster-Film à la Oceans Eleven, aber schnell wird dem Zuschauer – wenn er es nicht schon aus dem Programmheft weiß – klar, dass dieser Film hier etwas ganz anderes mit dem Zuschauer vor hat. Nach einem misslungenen Coup bekommt Ritchie von einem Boss der Russen-Mafia eine letzte Chance, um seine Schulden zu begleichen und seinen Arsch zu retten. Er soll ein wertvolles Artefakt, welches ursprünglich Ivan dem Schrecklichen gehörte, aus einem Bürowolkenkratzer in Moskau klauen. So weit, so gut. Dank seiner saublöden Mit-Einbrecher läuft die ganze Sache aber etwas unrund und die Bande endet mit einigen Geiseln in einem scheinbar verlassenen Stockwerk des Gebäudes. Hier warten schon die mächtig angepissten Nachfahren Ivans, die mit dem Diebstahl des Kreuzes mal so gar nicht einverstanden sind. Doch auch bei den Geiseln ist nicht jeder das, was er auf den ersten Blick zu sein scheint, und so dauert es nicht lange bis die ersten Köpfe rollen.

Botched bietet erstklassigen Splatter-Slapstick zum Hirnausschalten und Totlachen. Wenn Sicherheitsmann und Geisel Boris Bogdanovich Soldat und Alpha-Männchen raushängen lässt, strapaziert das die Lachmuskeln ganz gewaltig. Dazu gibt es ordentlich Blut und Gedärme, sowie die rattenscharfe Jaime Murray als russische Karrierefrau/Geisel. Für alle Freunde derben Humors ist Botched ein absolutes Muss!

FILM NOIR (USA / 2006 / 97 min)

Wenn man sein Werk nach einem ganzen Genre benennt, muss man schon ein gewisses Selbstvertrauen haben. DISMEMBER haben es mit Death Metal getan, und hier haben wir nun einen animierten Film Noir. Dieser ist komplett in schwarz-weiß gehalten, jedoch mit einigen farblichen Akzenten wie roten Lippen, einem lila Veilchen oder einem gelben Taxi aufbereitet. Vergleiche zu Sin City liegen hier natürlich nah. In die Nähe von Rodriguez Meisterwerk kommt Film Noir dann aber lange nicht.

Die Story könnte Noir-typischer kaum sein. Der Protagonist erwacht in den Hollywood-Hills, neben sich die Leiche eines Polizisten. Hat er den Polizisten erschossen? Wie ist er hier her gekommen und verdammt noch mal, wer ist er überhaupt? Amnesie kann einem das Leben ganz schön schwer machen. Auf der Suche nach seiner Identität läuft er einer Femme Fatale nach der anderen über den Weg, nagelt nicht wenige davon, liefert sich Feuergefechte mit seinen Häschern und kommt langsam der Wahrheit auf die Spur. Aber will er überhaupt wissen, was für ein Mensch er in seinem bisherigen Leben war?

Liest sich auf dem Papier alles sehr gut, ist teilweise auch wirklich gut umgesetzt. Der Jazz-Soundtrack ist sehr stimmungsvoll und die typische Film Noir-Atmosphäre wird gut eingefangen. Leider lässt die Mimik der Protagonisten teilweise erheblich zu wünschen übrig. Das ist nun mal der Vorteil von echten Schauspielern gegenüber Animationen. Ein weiterer Knackpunkt sind die Actionszenen, die irgendwie jegliche Dynamik vermissen lassen. Das macht Film Noir sicherlich zu keinem schlechten Genre-Vertreter, aber eben auch zu keinem herausragenden. Kein schlechter Film, aber definitiv einer, der Potential zu mehr gehabt hätte.

Es folgte eine Sauftour galore für den Verfasser dieser Zeilen, die dazu führte, dass er sich den gesamten folgenden Tag ziemlich schlapp fühlte. Was kann es da besseres geben, als sich für weitere insgesamt vier Stunden in einen Sessel in einem dunklen Raum zu setzen?

TALES FROM EARTHSEA (Japan / 2006 / 115 min)

Vom nächsten Film aus dem Studio Ghibli, unter anderem verantwortlich für den großartigen Prinzesin Mononoke, galt es natürlich einiges zu erwarten. Die hohen Ansprüche konnte Tales From Earthsea, der erste Film von Goro Miyazaki – Sohn von Hayao Miyazaki, dem Regisseur des erwähnten Prinzessin Mononoke – dann leider nicht erfüllen.

Das Land Earthsea wird von Seuchen und anderen Gefahren bedroht und Arren, der Sohn des Königs, meuchelt diesen und flüchtet daraufhin mit dessen Schwert aus dem Palast. Auf seiner Flucht tritt er auf den Magier Haitaka. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach dem Ursprung des Übels. Der Auftakt lässt auf einen großen Fantasy-Epos hoffen. Man fühlt sich zu Beginn fast in die guten alten Nintendo Japano-RPG-Zeiten zurück versetzt. Doch statt Heldentaten und epischen Schlachten nimmt dieser Film einen gänzlich anderen Weg. Letztendlich geht es um das Überwinden der Angst vor dem Tod, der Akzeptanz der eigenen Sterblichkeit und der damit verbundenen Wertschätzung des Lebens. Nein, mit ein wenig Distanz muss ich sagen, dass Tales Fom Earthsea sicherlich ein nettes Erstlingswerk ist, wenn Goro Miyazaki allerdings in der selben Liga wie sein Vater spielen will, muss er bei seinem nächsten Film noch ordentlich nachlegen. Schlecht ist Tales From Earthsea deswegen allerdings noch lange nicht, vielleicht waren die Erwartungen einfach etwas hoch geschraubt.

ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE (USA / 2006 / 88 min)

Als Fan des Slasher-Genres kam ich natürlich nicht drum herum, mir zumindest einen entsprechenden Vertreter anzusehen. Da der norwegische Cold Prey zeitgleich mit Tales From Earthsea lief und die Beschreibung im Programmheft interessant klang, fiel die Wahl also auf All The Boys Love Mandy Lane.

Bei der Titelfigur handelt es sich um ein High School-Girl auf das – wer hätte es gedacht – so ziemlich jeder Kerl an ihrer Schule scharf ist. Dementsprechend vorfreudig sind die drei Jungs Red, Bird und Jake als Mandy sich ihnen und den beiden Mädels Chloe und Marlin zu einem Trip auf die Farm von Red´s Vater anschließt. Natürlich will jeder der drei Mandy Lane als erster in die Kiste kriegen. Doch da hat noch jemand ein Wörtchen mit zu reden. Und so dauert es nicht lange, bis der erste Teenie tot ist. Wer Scream gesehen hat und somit die drei wichtigsten Regeln zum Überleben in einem Horrorfilm kennt weiß, dass keiner der jungen Menschen eine Chance hat, den Abspann lebend zu erreichen. Oder?

Eigentlich läuft alles, wie man es vom Slasher-Genre gewohnt ist. Weder gibt es besonders einfallsreiche Todesarten, noch fallen die Morde so derb brutal aus, dass man sich vom Rest des Feldes absetzen könnte. Bis hierhin bleibt All The Boys Love Mandy Lane, das nach den beiden Kurzfilmen Shards und Love Bytes dritte Regiewerk von Jonathan Levine, ein solider, aber eben auch nur durchschnittlicher Slasher. Durch den finalen Plot-Twist wird der Film in meinen Augen allerdings dann doch noch mal ein gutes Stück aufgewertet. Slasher-Fans sollten dem Film also ruhig eine Chance geben, es gibt wahrlich deutlich schlechtere Genre-Vertreter.

PAN´s LABYRINTH (ESP / 2006 / 115 min)

Als kleines Extra gab es auf dem Fantasy Film Fest eine kostenlose Vorstellung der Blue Ray-Version von Guilermo Del Toros dreifach Oscar-prämiertem Meisterwerk Pan´s Labyrinth. Zwar habe ich den Film bereits Anfang des Jahres im Kino gesehen und die Special Edition-DVD inzwischen zu Hause im Regal stehen, aber natürlich wollte ich es mir nicht nehmen lassen, diesen – im wahrsten Sinne des Wortes – fantastischen Film noch einmal auf der großen Leinwand zu sehen.

Nachdem Guilermo Del Toro den meisten wohl durch seine Regie-Arbeit bei den netten Comic-Verfilmungen Hellboy und Blade 2 bekannt sein dürfte, lieferte er 2006 mit dem Fantasy-Drama Pan´s Labyrinth ein Meisterwerk ab. Der Film spielt im faschistischen Spanien im Jahre 1944, also zu Zeiten der Franco-Diktatur. Die junge Ofelia fährt mit ihrer schwangeren Mutter ins Gebirge zu ihrem Stiefvater, dem grausamen Hauptmann Vidal. Dieser kämpft dort gegen Rebellen, die sich in den Bergen versteckt halten. Kaum ist sie angekommen, wird sie von einer Fee zu einem Labyrinth geführt und trifft dort auf einen Pan, ein Fabelwesen, welches ihr verkündet, dass Sie die Prinzessin eines unterirdischen Reiches sei, welche einst auf die Erde kam. Um zu bewiesen, dass sie bereit ist in ihre Heimat zurück zu kehren, muss sie drei gefährliche Prüfungen bestehen.

Pan´s Labyrinth nimmt den Zuschauer mit wunderschönen Bildern und dem großartigen, nicht umsonst ebenfalls für den Oscar nominierten Soundtrack aus der Feder von Javier Navarretes, gefangen. Es geht hier um die Phantasie eines kleinen Mädchens und wie diese ihr dabei hilft, dem Grauen um sie herum zu entkommen. Auch wenn dies nach einem harmlosen Märchen klingt, ist Pan´s Labyrinth sicher kein Film für Kinder. Die wenigen Szenen, in denen Hauptmann Vidal Rebellen foltert, sind hart – nicht umsonst hat Film eine FSK16 Freigabe. Für mich ist Pan´s Labyrinth bisher der Film des Jahres und ich glaube auch nicht, dass ihm irgendein anderer Film diesen Titel noch streitig machen wird. Muss man gesehen haben!

The Lookout (USA / 2007 / 98 min)

Den Abschluss für mich gab es dann in Form von The Lookout. Hauptsarsteller Joseph Gordon-Levott hatte mich vor Kurzem in dem genialen Brick schon begeistern können. Und auch The Lookout war mir im Voraus empfohlen worden. Jetzt, wo ich den Film gesehen und einige Tage Abstand gewonnen habe, weiß ich immer noch nicht so genau, was ich von ihm halten soll.

Chris Pratt hatte fast alles in seinem Leben, was man sich wünschen kann. Er ist in erfolgreicher Sportler, hat eine hübsche Freundin und Eltern mit Geld. Doch diese eine Nacht veränderte sein Leben. In einem von ihm verschuldeten Unfall sterben zwei seiner Freunde. Er und seine Freundin werden schwer verletzt. Er nimmt nicht nur körperlichen Schaden. Seit dem Unfall kann er sich nicht mehr richtig konzentrieren und sich praktisch nichts mehr merken. Er muss sich Notizen machen, um durch den Alltag zu kommen. Ein wenig fühlte ich mich hier an den überragenden Memento erinnert. Chris lebt zusammen mit dem blinden Lewis zusammen in einer Wohnung, geht regelmäßig zur Therapie und arbeitet nachts als Hausmeister in einer Bank. Eines Tages spricht ihn in einer Bar sein ehemaliger Mitschüler Gary an. Dieser macht ihn mit der schönen Luvlee bekannt. Doch Gary hat mehr im Sinn, als das Wohlergehen von Chris. Mit seiner Hilfe wollen er und seine Komplizen die Bank, in der Chris arbeitet, leer räumen.

The Lookout ist ein sehr ruhiger Film. Er enthält einige Elemente des Film Noir, ist aber längst nicht so düster wie die üblichen Genre-Vertreter. Action-Szenen sind rar gesät und als der Film mal in Fahrt kommt ist er auch schon wieder zu Ende. Zuerst war ich ein wenig enttäuscht von The Lookout, was vielleicht auch an falschen Erwartungen lag, mit denen ich in diesen Film gesehen haben. Inzwischen, mit ein wenig Distanz, denke ich, dass mir der Film besser gefallen wird, wenn ich ihn mir noch einmal ansehe. Von daher kann ich auch diesen Film durchaus empfehlen, wenn man auf eine Kombination aus Thriller und Drama mit Schwerpunkt auf letzterem mit einem Schuss Film Noir steht. Im direkten Vergleich zu Brick zieht The Lookout allerdings klar den Kürzeren.

Homepage: http://www.fantasyfilmfest.com

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