TWISTED SISTER: A Twisted Christmas

Ein Weihnachtsalbum von TWISTED SISTER braucht nun wirklich keine Sau. Nett ist es aber dennoch geworden.

Ja, man kann sich richtig schöne Geschichten zusammenspinnen, wie diese CD entstanden ist. Meine sieht so aus: kurz vor Weihnachten hörte Dee Snider im Radio den Song Oh come all ye faithful im Radio und weil er gerade in guter Laune war, sang er ihn lauthals unter der Dusche, bis seine Frau irgendwann wie wild an der Tür klopfte. Hör endlich auf, deine ollen SISTER-Kamellen nerven ohne Ende Ich kann den Scheiß nicht mehr hören! Olle SISTER-Kamellen??? Das war ein Weihnachtslied! Red keinen Quatsch, ich kenn doch die Melodie von We´re not gonna take it!! Nein, ich schwör, das war ´oh come all ye faithflul! Aber moment… Ab diesem Zeitpunkt trug Dee diese Idee mit sich rum, nur sie umzusetzen, lag ihm eigentlich vollkommen fern.
Ein paar Jahre später hatte Dee mit seinen alten Mitstreitern die ersten Reunion-Shows hinter sich gebracht und wie so oft versammelte er wieder einmal die Band, um sie erneut zu einem neuen Album zu überreden. Doch die Schwestern waren immer noch nicht überzeugt. The Animal Mendoza pöbelte wieder rum, dass das doch eh keine Sau interessieren würde und wollte schon den Raum verlassen. Da meinte Dee: Glaubt mir, die Leute wollen was Neues von uns hören. Die sind heiß auf uns. Die Fans würden uns sogar ein Album mit Weihnachtsliedern aus der hand reißen! Ein Weihnachtsalbum? Okay, das beweist du uns.
Somit war die Sache also fix und die Band machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Studio. Vielleicht war es nur Zufall oder doch die Drogen, dass ein Stern sie in einen ehemaligen Kuhstall, der irgendwann zu einem Aufnahmetempel umgebaut wurde, führte, oder meine Fantasie geht nun doch etwas arg mit mir durch…

Fakt ist: das Album ist da und damit die Frage was das soll.

TWISTED SISTER haben sich zehn typisch amerikanische Festtagslieder vorgenommen und diese auf ihre spezielle Weise umgesetzt. Schon der Introteil von Have yourself a merry little Christmas macht klar, dass TWISTED SISTER ihr Ding noch ganz wie vor zwanzig Jahren durchziehen. Dieser ganz besondere Humor ist stilprägend und sicher auch das, was diesem Album seine Existenzberechtigung geben könnte. Dabei ist es nicht mal so, dass man A Twisted Christmas z.B. seinen Eltern, die eh schon diverse Rock-Christmas-Compilations im CD-Regal stehen haben, nicht zumuten könnte. Ganz und gar nicht, TWISTED SISTER performen die Songs in ihrer typisch direkten und simplen rock´n´rolligen Weise, die für sich allein weit davon entfernt ist, ältere Generationen vor den Kopf zu stoßen. Und die Songs sprühen auch nur so von dieser wohligwarmen, leichten Weihnachtsatmosphäre, die speziell in den USA zu Weihnachten zwingend dazu gehört. Wenn sich die liebe DORO im deutschsprachigen Teil von White Christmas dann auch noch fast original wie der junge HEINTJE anhört, dann freut sich sogar die Oma auf dem Sofa und somit ist A Twisted Christmas also eine schöne, generationsübergreifende Weihnachtsangelegenheit.

Spaß fast beiseite – das Konzept hinter diesem Album geht auf. Wer grundsätzlich keine Abneigung gegen diese lieblich-süße Weihnachtsstimmung hat und sich im Dezember vielleicht auch gerne mal mit einer schönen Tasse Tee vor den Tannenbaum setzt, für den wird A Twisted Christmas die willkommene Abwechslung zum ewig gleichen Radiogedudel sein. Mit Rebellion gegen das Spießertum hat das neue TWISTED SISTER-Werk aber absolut gar nix zu tun, selbst wenn diese Version von Twelve Days of Christmas etwas delikat ausgefallen ist – harmloser Humor, wegen dem heutzutage kein Mensch mehr eine PMRC ins Leben ruft.

Die Gretchenfrage wurde bereits gestellt: was soll das? Da ich überzeugt davon bin, dass es da draußen absolut niemanden gibt, der all die Jahre seitdem sich TWISTED SISTER getrennt haben, auf ein Weihnachtsalbum gewartet hat, fällt es mir leicht zu folgender Überzeugung zu gelangen: A Twisted Christmas braucht keine Sau. Und viele Fans werden sogar sauer sein, dass die erste und vielleicht sogar letzte Veröffentlichung dieser Band ausgerechnet dieses Album geworden ist. Der Ärger ist nachvollziehbar. Deshalb kann man nur sagen: wer´s braucht… nett ist es schon geworden.

Veröffentlichungstermin: 061202

Spielzeit: 46:09 Min.
Label: Demolition Records

Tracklist:
1. Have yourself a merry little Christmas
2. Oh Come all ye Faithful
3. White Christmas (feat. Doro Pesch)
4. I´ll be home for Christmas (feat. Lita Ford)
5. Silver Bells
6. I saw Mommy Kissing Santa Claus
7. Let it Snow
8. Deck the Halls
9. The Christmas Song
10. Heavy Metal Christmas

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner