Nachdem SCHANDMAUL zuletzt mit ihrer Akustik/Orchester-Umsetzung in Form von Kunststück auf sich aufmerksam machten, veröffentlichten die Münchener nun, zwei Jahre nach der letzten regulären Veröffentlichung, ihr fünftes Studioalbum. Auffällig ist zunächst die sehr edle Verpackung: Mit Leib und Seele erscheint als Digipack mit ausführlichem Booklet, in dem jedes Lied durch ein passendes Bild illustriert wird.
Leider wird das Album musikalisch den so geweckten hohen Erwartungen nicht gerecht und bleibt alles in allem eine kleine Enttäuschung. Im Großen und Ganzen folgt Mit Leib und Seele der Linie des Vorgängers, Wie Pech und Schwefel und zeigt die Band somit auf der einen Seite sehr nachdenklich, auf der anderen Seite aber auch gitarrenlastiger und rockiger als auf den vorherigen Werken. Während aber auf Wie Pech und Schwefel noch eine Reihe folkig-fröhlicher und tanzbarer Lieder für einen gewissen Ausgleich sorgten, hat man sich davon nun fast gänzlich verabschiedet und ein sehr ernstes Album eingespielt. Die wenigen Ausnahmen bilden das Instrumentalstück Käptn Coma, das ebenfalls rein akustisch instrumentierte Der Poet, dem aber doch die Unbeschwertheit und der Drive früherer Kompositionen fehlt, sowie das folkige, tanzbare Mitgift. Ansonsten aber ist Mit Leib und Seele zum einen gekennzeichnet durch eine vergleichsweise große Zahl von Balladen, welche musikalisch und textlich noch deutlich kitschiger als bisher ausgefallen sind und damit eine kritische Marke überschreiten. Zum anderen versucht man in Songs wie Feuertanz, Der Untote oder Das Spiel ordentlich zu rocken und setzt dazu auf harte, auf modern getrimmte Gitarrenriffs, wie man sie von IN EXTREMO erwarten würde. Allein durch die im Vergleich zur letzten Platte arg drucklose Produktion von Gitarren und Drums bleibt die erhoffte Wirkung hier weitgehend aus.
Natürlich ist Mit Leib und Seele nicht frei von gelungenen Kompositionen: Das beklemmende Vor der Schlacht, das schnell ins Ohr gehende Der Untote, die beiden Instrumentalstücke und Mitgift wissen zu gefallen, und auch sonst gibt es immer wieder hörenswerte Momente. Insgesamt aber erscheint das Album erschreckend ideenlos. Die Gitarrenriffs können größtenteils niemanden vom Hocker reißen, sondern bieten solide Standardkost, und viele Melodiefragmente meint man von der Band schon mal in der Vergangenheit gehört zu haben.
Abgerundet wird die alles in allem enttäuschende Vorstellung durch die stellenweise schwächelnde Gesangsleistung von Thomas Lindner. Konnte dieser auf dem Vorgänger noch mit einer überraschend dunklen und kräftigen Stimme nachhaltig Eindruck schinden, entpuppt er sich nun hin und wieder – immer dann, wenn er in hohen Tonlagen unterwegs ist – ein wenig schwachbrüstig. Gerade am Ende von Feuertanz scheint er sich an der Grenze seiner stimmlichen Möglichkeiten zu bewegen und klingt entsprechend angestrengt.
Eine Empfehlung kann für Mit Leib und Seele somit nicht ausgesprochen werden. Sicher werden SCHANDMAUL-Fans sich irgendwie mit dem Album anfreunden können und eine Reihe von hörenswerten Songs vorfinden. Verglichen mit den letzten beiden Alben aber fällt das Urteil für das fünfte Studioalbum der Münchener leider ernüchternd aus.
Veröffentlichungstermin: 31.03.2006
Spielzeit: 68:36 Min.
Line-Up:
Thomas Lindner – Gesang, Akustik-Gitarre, Akkordeon
Birgit Muggenthaler – Flöten, Schalmeien, Dudelsack, Gesang
Martin Duckstein -E-Gitarre, Akustik-Gitarre, Klassische Gitarre, Gesang
Anna Kränzlein – Geige, Bratsche, Drehleier, Gesang
Stefan Brunner – Schlagzeug, Percussion, Gesang
Matthias Richter – E-Bass, Kontrabass
Gast:
Astrid Naegele – Cello
Produziert von Thomas Heimann-Trosien
Label: F.A.M.E. Recordings
Homepage: http://www.schandmaul.de
Tracklist:
1. Vor der Schlacht
2. Lichtblick
3. Kein Weg zu weit
4. Abschied
5. Feuertanz
6. Die Tür in mir
7. Das Mädchen und der Tod
8. Der Untote
9. Zauber der Nacht
10. Mitgift
11. Wolkenberge
12. Dunkle Stunde
13. Großes Wasser
14. Der Poet
15. Das Spiel
16. Käptn Coma
17. Wie sie ist