PETRELS: Mima

Ein brillantes Weltall-Abenteuer voller überwältigender Soundkaskaden im elektronischen Ambient-Gewand.

I am completely operational, and all my circuits are functioning perfectly. Das sagte HAL in 2001: Odyssee Im Weltraum, doch das brachte Dr. Frank Poole leider gar nichts. Er erstickte im endlosen All. HAL kennt praktisch jeder, die denkende Maschine Mima aus Aniara von Harry Martinsson so gut wie niemand – mich eingeschlossen. Und das, obwohl diese Konzepte gar nicht so verschieden sind, auch diese Maschine steht in Verbindung mit dem Ableben und dem danach. Beyond the infinite, wie Kubrick es so wunderbar ausdrückt. Mima enthält eine Widmung: Oliver Barret alias PETRELS sagt, sein Album Mima sei für alle verlorenen Kosmonauten. Die Ruhe des Alls, leise Geräusche, Reparaturarbeiten im Außenbereich der Discovery One, und plötzlich finden wir uns wieder, in der endlosen Leere des Weltraums, der Tod ist nur eine Frage von Sekunden. Aus der Ruhe wird ein plötzlicher Sturm von Musik, Geräuschen, von Klangkaskaden, die sich über alles ergießen.

PETRELS hat mit Mima ein sehr unberechenbares Album geschaffen, eines das kürzer und kompakter als Onkalo, aber mindestens genauso episch ist. Es fordert mehr heraus, als seine früheren Werke: Manche der leisen, hellen Klänge, wie in Katharina-22B, die schließlich in schwerelosen Synthesizer-Epen gipfeln, sind bizarr, erschöpfend, aber enorm bereichernd. Aber nicht, dass jemand denkt, PETRELS würde sich auch nur im Entferntesten an ZOMBI anbiedern. Mima ist ganz eigen, ganz verschroben, ganz poetisch, ganz fordernd. Obgleich das Album hier und da die Nerven strapazieren kann, klärt sich jedes der Soundmysterien irgendwann auf und bietet einen ungeahnten Weitblick, ein direktes Eintauchen in die Unendlichkeit. Es wäre ein Leichtes gewesen, aus Mima ein episches Meisterwerk zu machen. Dann würde aber der Effekt verpuffen, wenn sich beinahe poetisch aus den vier Stücken kleine Weltallpoesien erheben.

Eine knappe Dreiviertelstunde dauert das Drittwerk von PETRELS, die Musik auf Mima hat jedoch einen Nachhall der sich in Zeitformen nicht messen lässt. Dieses Wunderwerk begleitet dich den ganzen Tag hindurch, erhellt die Stimmung wie ein Stern den dunklen Nachthimmel. Die reiche Instrumentierung sorgt dafür, dass bei jedem Durchlauf etwas Neues entdeckt werden kann, man mag sich gar nicht satthören an all den Sounds und an den Details, die Mima bietet. Dem brillanten Onkalo steht das neue Werk von PETRELS in nichts nach. Ich bin mittlerweile vernarrt in die Musik des Briten, die Konzepte sind durchdacht und absolut schlüssig, seine Handschrift ist unverkennbar, das Gesamtwerk ist von einer tiefen, aufrichtigen Leidenschaft durchzogen, und das ist selten im Ambient-Bereich. Wer gleichermaßen wunderschöne, schwerelose Epik, als auch eine unbequeme Herausforderung sucht, der wird bei diesem brillanten Weltall-Abenteuer garantiert fündig.

Veröffentlichungstermin: 21. Februar 2014

Spielzeit: 43:24 Min.

Line-Up:
Oliver Barrett

Produziert von Oliver Barrett
Label: Denovali Records

Homepage: http://petrels.bandcamp.com/

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/Petrels

Tracklist:
1. The 40 Year Mission To Titan Is Overtaken By The 40 Minute Mission To Titan
2. Katharina-22B
3. A Carapace For Carter´s Snort
4. Treetiger

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