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VALBORG: Nekrodepression

VALBORG suchen nach dem Grab in sich selbst. Und sie finden die Poesie im Primitiven.

Nekrodepression ist ein vielversprechender Titel. Einer, der hält was er verspricht. Und der mein Dilemma ist. Ich folge VALBORG seit vielen Jahren, und niemals war es einfach einen Artikel zu schreiben, der auch nur ansatzweise das wiedergibt, was die Musik verspricht. VALBORG nehmen mir diese Arbeit heute einfach ab. Allein durch den Titel Nekrodepression, durch den alles gesagt ist. Nekrodepression, das klingt roh, boshaft, zeremoniell und vor allem nicht besonders feinfühlig. All diese Attribute, die in diesem Titel lauern, springen dich an, wenn du das Album einlegst. VALBORG kriechen dir mal langsam und wie ein böses Reptil entgegen und sprechen genauso in Zungen. Schließlich rollen sie wie ein Panzer über den Hörer hinweg, mit purer Gewalt und Kompromisslosigkeit.

VALBORG suchen nach dem Grab in sich selbst, das schreien sie laut heraus. Außerdem suchen sie nach der Poesie im Primitiven, heute mehr als je zuvor. Fündig sind sie selbstverständlich geworden. Die meisten psychedelischen Experimente lässt das Bonner Trio links liegen, stattdessen gibt es von CELTIC FROST beeinflussten, doomigen Metal, der boshaft und hässlich ist, simpel und stumpf vor sich hin walzt, aber dennoch eine Menge Tiefe und Diversität bereit hält. VALBORG verschmelzen ihre rohe Seite mit den hypnotischen Elementen, erschaffen dadurch ein ungeheuer hermetisches Album. Auch das vierte Album in vier Jahren ist irgendwie magisch – es zeigt, dass VALBORG trotz klarer Linie keinerlei Wiederholung dulden, dass sie sich von Album zu Album in ihrem Rahmen neu definieren. Gegen Ende tauchen ein paar Songs auf, die Nekrodepression einen leichten Gothrock-Anstrich geben. Springtime Woman, Taufe und Opfer erinnern stellenweise an FIELDS OF THE NEPHILIM, dann ein bisschen an die epischen Momente von Monotheist – und das haucht dem fünften VALBORG-Album eine weitere Dimension ein, die ihm sehr gut tut.

Nekrodepression ist also eigentlich sehr simpel. Ein paar Riffs pro Song, wummernde Basslinien, wenige, aber sehr schwere Grooves, Gebrüll, zeremonieller Gesang, später auch ein paar Keyboards, fertig sind die zwölf Stücke. Und jedes davon hat seinen eigenen bösen Charakter. Sakrale Vernichtung, Zyklop, Under The Cross, Massaker in St. Urstein mit seinem treibend-hypnotischem Gesang und der Hidden Track – ich vermute, dass es sich um einen Coversong der völlig unbekannten OBSCURE FUCKUP handelt, denen im Booklet Tribut gezollt wird – sind animalisch und extrem derb. Dazu passt die Produktion, die viel Hall hat und dem Album eine beeindruckende Heaviness verleiht. VALBORG haben sich weiterentwickelt und sind doch dieselben geblieben. Im Vergleich zu Barbarian ist Nekrodepression das eigentlich barbarische Album, und trotzdem ist es berauschend. Nach gefühlten fünfzig mal Hören ist mir Nekrodepression immer noch ein wenig fremd, es hat seine geheimnisvolle Aura noch nicht eingebüßt, ebenso wie mir die Nackenhaare hochstehen, wenn ich das Artwork sehe. Gut so. Es ist eindeutig: Freude der Band dürfen sich auf das bisher beste VALBORG-Album freuen.

Veröffentlichungstermin: 2. November 2012

Spielzeit: 49:03 Min.

Line-Up:
C. Kolf – Guitars, Vocals
J. Buckard – Bass, Vocals
F. Toyka – Drums

Produziert von VALBORG und Oliver Weiskopf
Label: Zeitgeister Music

Homepage: http://www.valborg.de

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/valborgband

Tracklist:
1. Sakrale Vernichtung
2. Ich fresse die alte Sommernacht
3. Zyklop
4. Tempelberg
5. Kloster
6. Kugelblitz
7. Under The Cross
8. Massaker in St. Urstein
9. Springtime Woman
10. Taufe
11. In Ekklesia
12. Opfer

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