AS I LAY DYING: Awakened

Gewohnt stark, doch beim Songwriting einen Tick zu eindimensional.

Sechs Studioalben sind im Metalcore eine Hausnummer. Warum AS I LAY DYING immer noch zur Speerspitze gehören – und das untermauert “Awakened” einmal mehr – hat einen simplen Grund: Die Amerikaner wissen, was funktioniert und was sie besser lassen sollten. Dementsprechend ist ihr neues Werk mehr eine Verfeinerung des bisherigen Schaffens als ein Innovationsgeschoss. Ermüdungserscheinungen sind dagegen nicht wirklich ein Thema, obwohl “Awakened” seine ganz eigene Krankheit hat. Doch dazu später mehr.

Zunächst fällt auf, dass die Jungs um Tim Lambesis an den Arrangements gefeilt haben. Riffing, Leads und Vocals klingen allesamt gewohnt vertraut, zermürbend und trotz der Härte insbesondere eingängig. Vor allem die Leadgitarren in “Resilience” und dem starken “Defender” halten das neue Material weitgehend frisch. Das zentrale Augenmerk liegt diesmal jedoch beim Gesang und dessen Einbindung.

Für wen Josh Gilberts Gesang schon immer ein Störfaktor war, wird mit “Awakened” nicht glücklich werden

Einerseits hat der dünne Klargesang von Bassist Josh Gilbert an Anteilen hinzugewonnen. Dagegen erfolgt dessen Einbettung jetzt natürlicher und weniger plakativ. Gerade “Cauterize” und “Wasted Words” spinnen um die Clean-Vocals eine aggressive Umgebung, die anders als manchmal auf “The Powerless Rise” nicht zugunsten der Radiotauglichkeit des Refrains komplett in den Hintergrund rückt. Das mag auch ein Nebenprodukt der kraftvollen Produktion von Bill Stevenson sein, welcher zwar im Vergleich zum Vorgänger kein grundverschiedenes Ergebnis abliefert, doch die traditionell weiche Seite von Adam Dutkiewicz bequem beiseite schiebt.

Keine Sorge, Hits mit Ohrwurmcharakter und gegebenenfalls prominenten Refrains gibt es nach wie vor. Der Opener “Cauterize” ist direkt der stärkste Song der Platte und bei “Whispering Silence” dürfen dann auch die Clean-Vocals die Führung übernehmen. Die einzigen, die auf “Awakened” zurückstecken müssen, sind die Fans der zermürbenden Livekracher. Waren es auf “The Powerless Rise” noch eine Handvoll moshtauglicher Dampfwalzen, haben AS I LAY DYING diesmal, von ein paar über das Album verteilten Breaks abgesehen, komplett darauf verzichtet. Wer den Klargesang schon immer als störend empfand, wird mit “Awakened” vermutlich seine Probleme haben.

AS I LAY DYING sind gewohnt stark, könnten aber demnächst eine Politur vertragen

Das ist dann auch der zuvor angesprochene Knackpunkt: “Awakened” mag sehr homogen sein, lässt dadurch aber gleichzeitig etwas Abwechslung vermissen. Durch die stets ähnliche Herangehensweise und das Ausbleiben konsequenter Kracher für den Pit stellt sich im zweiten Drittel ein kleines Sättigungsgefühl ein. Mit der Gitarrenarbeit von Phil Sgrosso und Nick Hapa sind wir vertraut, die Drumpatterns eines Jordan Mancino schon seit vielen Jahren unser Taktgeber. Erst zum Ende hin wecken die Amerikaner wieder unseren Appetit, indem sie uns den Schlussakt so routiniert wie krachend vor den Latz knallen. Selbstredend ist das lediglich ein kleines Problem auf einem sonst durchweg überzeugenden Album, wenngleich Begeisterungsstürme wie teils in der Vergangenheit ausbleiben. Fazit: Gewohnt stark, doch eine Politur stünde den Jungs demnächst gut zu Gesicht.

Veröffentlichungstermin: 21.09.2012

Spielzeit: 42:53 Min.

Line-Up:
Tim Lambesis – Vocals
Phil Sgrosso – Guitar
Nick Hipa – Guitar
Josh Gilbert – Bass, Vocals
Jordan Mancino – Drums

Produziert von Bill Stevenson
Label: Metal Blade

Homepage: http://asilaydying.com/
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/asilaydying

AS I LAY DYING “Awakened” Tracklist

01. Cauterize (Lyric-Video bei YouTube)
02. A Greater Foundation (Video bei YouTube)
03. Resilience
04. Wasted Words
05. Whispering Silence
06. Overcome
07. No Lungs To Breathe
08. Defender
09. Washed Away
10. My Only Home
11. Tear Out My Eyes

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