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I AM OAK: Nowhere or Tammensaari

Mag sein, dass man bei Indie und Singer/Songwriter-Musik nicht zuerst an unsere Nachbarn in den Niederlanden denkt. Aber das, was uns I AM OAK hier geben, ist fantastisch. Das hier ist für Menschen, die Musik noch fühlen können möchten.

Thijs Kuijken hat seine Koffer gepackt. Ok, als Singer/Songwriter hat er das sicher schon öfters, nun aber hat er ein paar Leute als Band eingepackt, um das niederländische Utrecht zu verlassen und im Süden Finnlands in ein Häuschen zu ziehen. Dort entstanden die neuen Songs, erstmals mit der ganzen Band und nicht allein vom Bandleader, dort wurden sie aufgenommen, und so klingen sie: nach einem kleinen Platz irgendwo im Nirgendwo, intim, zurückhaltend, ergreifend, lebendig, persönlich.   

Eingeladen wird man mit zarten Akustikklängen, der introvertierten Stimme des Hausherrn, bis sich der Song zur Hälfte hin öffnet und dem Zuhörer klar macht, dass er schon mitten drin ist in der Gemeinschaft, die hier musiziert, voller Vertrautheit, als würde man schon ewig zusammen sitzen. Bei Grown sitzt man schon mit glasigen Augen da, Träumen erlaubt, ohne dabei den Song zu verlassen. Boulders mit viel Hippie-Flair, das sehr lebendige Palpable, das introvertierte Marrow, das lauter zupackende Reins, umgeben von Highlights findet man sich doch im Album als Ganzes wieder. Die Stimme von Thijs Kuijken klingt ein wenig nörgelig, kopflastig, nachdenklich, aber Gefühlsecht. Und Emotionen gibt es hier reichlich, wenn man denn der Typ für solch zarte Klänge ist. Auch das Zusammenspiel der Musiker wirkt sehr intim und vertraut, alles ist im Fluss, auch mal kantig, immer wieder wird eine dezente Spannung aufgebaut, die sich dann aber nicht entlädt, und dadurch ein wohlig schauriges Gefühl hinterlässt. Mag es die Ferne zur Heimat sein, oder die durchschimmernde Mentalität, die Finnland wie seine Menschen ausdrückt, es bleibt immer etwas sentimental bis melancholisch, selbst in den immer wieder auftauchenden Glücksmomenten. Bei Roam wird es dann mal richtig dunkel, das ist fast Drone, das verträumte Ende rettet dann aber aus den düsteren Gedanken. Und immer wieder wie eine Lotusblüte zarte weibliche Vocals, da hat man definitiv die Mädels von THE SECRED LOVE PARADE im Gepäck gehabt. Vares Varas, so zerbrechlich und düster, und durch die Vocals der Lady trotzdem sexy. Von den früheren Solosachen von Thijs Kuijken kenne ich nur 2-3 Songs, klassisches Singer/Songwriter-Zeug mit Tiefgang. Das, was er hier mit seinen KollegInnen erschaffen hat, das hat eine ganz andere Größe. Als Zuhörer kann man sich aufgeben, um ein Teil des Albums zu werden, um gemeinsam in familiärer Atmosphäre die Menschen in diesem kleinen Häuschen zu fühlen, also mental natürlich nur, bitte schön! Da wünscht man sich doch sehr, dass diese Menschen beieinander bleiben und weitere Alben in dieser Größe aufnehmen. Wobei hier die Größe des Albums in den kleinen Momenten liegt, die jeden Songs zu etwas besonderem machen. Wer nun genau an dem Album mitgewirkt hat, das bleibt so geheimnisvoll wie die Insel der Eichen im Albumtitel.

Mag sein, dass man bei Indie und Singer/Songwriter-Musik nicht zuerst an unsere Nachbarn in den Niederlanden denkt. Aber das, was uns I AM OAK hier geben, ist fantastisch. Sicher nicht für jeden, viele werden auch schnell mal an das Musikprogramm am Ende des ARD-Morgenmagazins denken. Aber für die macht Thijs Kuijken seine Musik sicher nicht. Das hier ist für Menschen, die Musik noch fühlen können möchten.

Veröffentlichungstermin: 07.05.2012

Spielzeit: 43:26 Min.

Line-Up:
Thijs Kuijken – Vocals, Guitar, Keyboards
Aino Vehmasteo – Keyboards, Vocals
Stefan Breuer – Bass, Vocals
Robby Wouters – Guitar, Vocals
Tammo Kersbergen – Drums
Dave Mollen – Drums, Vocals

Produziert von I AM OAK
Label: Snowstar Records

Homepage: http://www.iamoak.com

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/iamoak

Tracklist:
1. Famine
2. Grown
3. Boulders
4. Palpable
5. Roam
6. Drooom
7. Marrow
8. Cluster
9. I Am Forest
10. Reins
11. Vares Varas
12. Everything In Waves

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