DIE ELFEN: Folge 1-3 – Der Untergang von Vahan Calyd / Firnstayns Kinder / Königstein [Hörspiel]

Die ambitionierte Hörspieladaption eines Fantasyklassikers oder einfach nur Fantasykitsch?

Na, hast du dein Kettenhemd an, deine Haare zu hübschen Zöpfchen geflochten und dein Schwert brav poliert? Wieso? Mit DIE ELFEN geht eine Hörspieladaption an den Start, die der Fantasyroman lesenden Zunft vielleicht besonders gut gefällt – vielleicht trollen (haha) die Nerds der Szene aber auch rum, wie man denn Bernhard Hennens Roman so verunglimpfen kann. Damit will ich nur sagen, dass ich Fantasyliteratur weder besonders kenne noch mag, und mich hier auf drei CDs verteilt plötzlich mitten in Albenmark wiederfinde und eine Story voller Klischees und Kitsch verfolgen muss. Um was es geht? Na, das Übliche eben. Am Tag einer großen Feier fallen die Trolle über die Stadt Vahan-Calyd her und machen sie dem Erdboden gleich. Die stolze Elfenkönigin Emerelle kann mit ihrem arroganten, überheblichen, unsympathischen Schwertmeister, einem Teil ihrer adligen Freunde und ein paar Soldaten in die Katakomben flüchten und sich langsam aus dem Staub machen. Natürlich ist die Königin schwer verletzt und muss in eine Art Zauberkoma gelegt werden, das von der zaubernden Enkelin des Verräters Shahondin stammt.

Die Trolle sind natürlich dumm wie Brot und brutal wie die SS, deren Anführer Branbart wird glücklicherweise durch die schlaue, intrigante Hexe Skanga in Richtung Siegeszug geleitet. Die Trolle wollen nun aus ihrer Verbannung heraus das gesamte Albenmark beherrschen und machen sich auf den Weg in Richtung der Festung Königstein, die einst den Trollen gehörte und auf der weitere Elfen feudal hausen. Die Elfenbande mit der komatösen Königin im Gepäck macht bei den Menschen halt und lässt sich von König Horsa Starkschild eine Armee zusammenstellen, die den Trollen Einhalt gebieten soll. Ein Selbstmordkommando? Die Trolle überfallen Königstein jedenfalls und machen der Menschen-Elfen-Allianz schwer zu schaffen.

Wer sich mit Fantasyliteratur nicht auskennt, wird das hier als Prototypen einer solchen Geschichte werten. Edle Krieger gegen Barbaren, Intrigen, Schwertkampf, Hochmut, und so weiter – Mittelalterzeug mit Fabelwesen eben. Die Geschichte ist recht komplex, mit vielen Figuren, die verschiedene Motive haben, so dass dem Hörer droht, den Faden zu verlieren. Wer die verschiedenen Charaktere erst mal kennen gelernt hat, findet eine recht schnörkellos erzählte Geschichte vor, die in der Hälfte der Zeit auch gewirkt hätte. Viele endlos lange Dialoge über Stolz, Tradition, Mut und Tapferkeit gibt es, wirklich packende Handlungssequenzen passieren eher selten. Davon abgesehen versammeln sich jede Menge gute Sprecher im Cast, von Andreas von der Meden als Shahondin, Martin Keßler als Kentaur Orimedes, Luise Lunow – genau, die aus dem wunderbaren Hip Hop-Video Acid auf Rädern – als Trollhexe Skanga, Douglas Welbat als Trollkönig Branbart, Sascha Rotermund als Anführer der Menschen Alfadas, die allesamt gute Leistungen vollbringen, hier und da aber etwas schwerfällig wirken. Die beste Rolle fällt Eckart Dux als König Horsa Starkschild zu, so einen miesen Charakter kann man eben besser darbieten, als diese edle Elfenbande.

Die drei ersten Folgen von DIE ELFEN – Der Untergang von Vahan Calyd, Firnstayns Kinder und Königstein – sind fett produzierte, gut durchdachte Hörspiele, bei denen sich die Macher durchaus Gedanken darüber gemacht haben, wie so eine Adaption klingen muss. Große Schlachten wirken vielleicht im Kino gut, aber eine halbe Stunde lang Schlachtgetümmel nur zu hören und nicht zu sehen ist unnötig. Dafür kommen Wanderungen durch eine Schneewüste gut und lassen sich atmosphärisch schön umsetzen. Das haben die Hörspielerfahrenen Produzenten von DIE ELFEN gut beachtet, dennoch ist dies im Vergleich zu DORIAN HUNTER, der anderen Reihe aus dem Zaubermond Verlag, nur ein laues Lüftchen. Die Effekte sind dennoch gelungen, es rummst und kracht gewaltig, die Trolle klingen tatsächlich wie echte Monster, der Soundtrack passt sich der Fantasystimmung gut an. Schade, dass die Schnitte und Szenen dennoch nicht so kurz und anarchistisch wirken wie bei DORIAN HUNTER, obwohl vielleicht genau das, dieses getragene erzählerische Element, dem Zielpublikum wichtig ist.

Die ersten drei Folgen dieser neuen Hörspielserie sind somit klar auf die Fantasygemeinde zugeschnitten und überzeugen Skeptiker von dieser ganzen Thematik nicht wirklich. Wahrscheinlich bin ich also der Falsche, um DIE ELFEN ein Forum zu bieten, auch weil mir diese arroganten Elfen auf den Keks gehen und ich auf der Seite der Trolle bin. Das ist in etwa so, als würden ein paar Crust-Punks auf einem DRAGONFORCE-Konzert einfallen. Da würde ich selbstverständlich auch für den Crustmob Partei ergreifen. Vielleicht liegt es aber auch nicht an mir, sondern an der kitschigen Story selbst, dass DIE ELFEN nicht wirklich zünden wollen und eben nur richtigen Fantasynerds ein entzücktes Grinsen entlocken.

Veröffentlichungstermin: 30. September 2011

Spielzeit: 74:14 (Der Untergang von Vahan Calyd) / 79:49 (Firnstayns Kinder) / 74:51 (Königstein) Min.

Line-Up:

Elfen:
Bernd Rumpf – Ollowain
Helmut Zierl – Alvias (Erzähler)
Daniela Hoffmann – Emerelle
Celine Fontanges – Lyndwyn
Cathlen Gawlich – Silvyna
Shahondin – Andreas von der Meden
Hallandan – Hasso Zorn
Vahelmin – Tim Kreuer
Sansella – Dina Kürten
Peter Weis – Landoran
Kai-Henrik Möller – Graf Fenryl
Annette Gunkel – Lysilla
Robert Kotulla – Wächter
Kerstin Draeger – Wächterin
Alexander Rieß – Wächter

Kentauren:
Martin Keßler – Orimedes
Martin Sabel – Antafes

Kobolde:
Stefan Friedrich – Maruk
Oliver Kalkofe – Gondoran

Trolle:
Tilo Schmitz – Orgrim
Luise Lunow – Skanga
Douglas Welbat – Branbart
Frank Felicetti – Boltan
Jan-David Rönfeldt – Dumgar
Thomas Petruo – Gran
Simona Pahl – Birga

Menschen:
Sascha Rotermund – Alfadas
Dirk Hardegen – Lambi
Eckart Dux – Horsa Starkschild
Christian Schult – Gundar
Andreas Mannkopff – Ole Ragnarsson
Dagmar Dreke – Asla
Philipp Draeger – Ulric
Markus Pfeiffer – Ragni
Marius Claren – Egil Horsason
Mia Diekow – Hure Dalla

Weitere Bewohner von Albenmark:
Benjamin Dittrich, Dennis Ehrhardt, Marion Elskies, Janis Grossmann, Frank Gustavus, Christopher Hartmann, Günter Lach, Christian Langmann, Regina Lemnitz, Thomas Schmuckert, sowie der ehrenamtliche 15-köpfige Trollchor unter der Regie von Sebastian Breidbach

Dennis Ehrhardt – Skript, Regie und Produktion
ear2brain productions – Sprachschnitt und Sounddesign
Andreas Meyer – Musik
Alexander Rieß, Urs Hauck und der echte Gran – Aufnahmen
Sandobai – Illustrationen
Sebastian Hopf – Layout

Produziert von Zaubermond Verlag
Label: Folgenreich / Universal Music Family Entertainment

Homepage: http://www.folgenreich.de/die-elfen

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