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MASTODON: The Hunter

MASTODON auf dem Weg zur klassischen Rockband. Nicht schlecht, Herr Specht.

Mut wird belohnt, und selbst wenn dieser Mut wirken mag, wie kommerzieller Ausverkauf. MASTODON hätten es nach ihrem zweiten Major-Album Crack The Skye auf die progressive Spitze treiben können, die Fans zufrieden stellen und sich danach in einer Sackgasse wieder finden können. Das haben die vier Musiker aus Atlanta vermieden und liefern stattdessen ein unverschämt rockiges Album ab, bei dem vieles neu, das Meiste aber sehr vertraut ist. Mit geradezu jugendlichem Elan und kindlicher Spielfreude sorgen MASTODON nicht etwa für ein weiteres Konzeptalbum, sondern einfach für dreizehn kompakte, knackige Songs, die alles beinhalten, was wir an dieser Band schon seit dem ersten Tag lieben.

Vor allem aber gehen die meisten der Songs sehr schnell ins Ohr, auch trotz einiger rhythmischer Verrenkungen, frickeliger Soli und bizarrer Einschübe. Das Hauptaugenmerk liegt auf klassisch-gutem Songmaterial, das Drumherum ist das Salz in der Suppe, das dafür sorgt, dass The Hunter auch nach fünfzehn Durchläufen noch locker bestehen kann. Dass MASTODON mit ihrem fünften Studioalbum davon weg gehen, Gänsehaut zu erzeugen kann man ihnen zum Vorwurf machen, dafür gibt es keine krassen Ausfälle wie bei dem in der MASTODON-Diskografie am ähnlichsten Werk Blood Moutain, dessen erste Hälfte ungewöhnlich stark war, die zweite Hälfte jedoch unhörbar lasch wirkte. Hier gibt es eine Kontinuität zu hören, woraus coole Rock-Nummern wie der Hit Curl Of The Burl, das treibende Blasteroid, der mächtige Groover Dry Bone Valley, das heftige Spectrelight und das verspielte Bedazzled Fingernails entstehen.

Dazwischen gibt es aber immer wieder experimentelle, bisweilen ruhige Momente, die zeigen, das sich MASTODON nicht zurück- sondern auch weiterentwickeln. Stargasm erinnert am Anfang an Subterranean Homesick Alien von RADIOHEAD, das Intro von Creature Lives ist eine Hommage an Shine On You Crazy Diamond von PINK FLOYD. Hier zeigt sich, dass das, was MASTODON inspiriert, irgendwie erwachsener ist. Daneben gibt es mit dem Titeltrack, der durch ein Gitarrensolo mit dem schrillsten Sound seit den Siebzigern ausgestattet ist, und dem abschließendem The Sparrow auch nachdenkliche Momente. Trotz der hohen spielerischen Kreativität und der lockeren Herangehensweise an das Material, hat The Hunter in der Mitte einen Durchhänger, denn Songs wie All The Heavy Lifting und Thickening wirken etwas uninspiriert. Hätte man diese Stücke weggelassen, The Hunter wäre eine einzige Achterbahnfahrt geworden.

Dennoch ist MASTODON abermals ein Album geglückt, dass den Qualitätsstandard der Band hochhalten kann. Der Hörer kann sich sicher sein, MASTODON werden sich nicht wiederholen, vor allem aber werden sie keinen Müll abliefern. So ist auch mit Mike Elizondo ein ungewöhnlicher, weil auf Hip Hop spezialisierter Produzent an Bord, weshalb der Sound etwas altmodisch und recht höhenlastig klingt, gerade im Bereich der Gitarren. Auch Paul Romano durfte kein Artwork für The Hunter entwerfen, stattdessen ziert eine schräge Skulptur das Cover, die immerhin nicht weniger gut ist, als die Covers der Vorgängeralben. Unter dem Motto never change a winning team hat NEUROSIS-Sänger SCOTT KELLY wie schon auf allen Alben seit Leviathan einen kleinen Gastauftritt, so dass doch irgendwie alles beim Alten ist.

Instrumental zeigten sich MASTODON schon auf den Vorgängerscheiben am Zenith, dies alles auf relativen songschreiberischen Simplizismus zu bringen war die Herausforderung an das Quartett, die größtenteils gemeistert wurde. Nachdem wildes Gebrüll nur noch mit der Lupe zu suchen ist, sticht Troy Sanders klarer, deutlich verbesserter Gesang hervor, der sich mit Brent Hinds bestens ergänzt. Alles in allem ist The Hunter vielleicht nicht das beste Album von MASTODON, aber Fans der Band, die klassischen Progressive Rock mögen, werden nicht enttäuscht sein. Weil es sind eben doch noch die selben, schlecht tätowierten, nerdigen Rednecks, die sie schon immer waren. Und darum lieben wir sie doch, oder?

Veröffentlichungstermin: 23. September 2011

Spielzeit: 52:51 Min.

Line-Up:
Brent Hinds – Guitars, Vocals
Bill Kelliher – Guitars
Troy Sanders – Bass, Vocals
Brann Dailor – Drums, Vocals

Produziert von Mike Elizondo
Label: Roadrunner Records / Reprise Records

Homepage: http://www.mastodonrocks.com
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/Mastodon

Tracklist:
1. Black Tongue
2. Curl Of The Burl
3. Blasteroid
4. Stargasm
5. Octopus Has No Friends
6. All The Heavy Lifting
7. The Hunter
8. Dry Bone Valley
9. Thickening
10. Creature Lives
11. Spectrelight
12. Bedazzled Fingernails
13. The Sparrow

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