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ANAAL NATHRAKH: Passion

Das sechste Album des gemeingefährlichen britischen Duos zwischen Black Metal und Grindcore meint es wieder bitterernst und penetriert mit perverser Lust jede deiner Körperöffnungen.

Manchmal, da gibt es so gut wie keine Möglichkeit zum Abschalten. Da liegen Wut und Selbstmitleid gefährlich nah beisammen, greifen wie zwei Zahnräder ineinander. Die Passion Christoph? In meinem Fall natürlich, aber egal, wie du auch heißen magst, es könnte eine Antwort darauf geben, den größten Druck loszuwerden. So lange Sport zu treiben, bis alle Muskeln kaputt sind? Vielleicht. Wenn zu diesem Sport aber ANAAL NATHRAKH läuft, dann auf jeden Fall. Passion ist Hochleistungssport für das Gehirn. Das sechste Album des gemeingefährlichen britischen Duos meint es wieder bitterernst und penetriert mit perverser Lust jede deiner Körperöffnungen. Als wären es Nägel, treibt dieses Album erbarmungslos Riffs und Blast Beats in deinen Körper, so als wärst du es selbst, der auf dem Berg Golgatha rumhängt.

Die völlig kaputte Mischung aus Black Metal und Grindcore begnügt sich nicht damit, Gift und Galle zu spucken, bis die Kehle trocken ist, sondern verleiht dem Ganzen eine Würde, aus der eine grausame Epik entsteht, die sich in Form von Cleangesang, Harmonien und großen Momenten manifestiert, die auch schon die späten EMPEROR auszeichnete. Das heißt aber nicht, dass ANAAL NATHRAKH heute abgehobener sind als früher, der Weg von In The Constellation Of The Black Widow wird tapfer weiter beschritten, die Mixtur beibehalten. Signifikante Änderungen gibt es höchstens in der Art und Weise, wie ANAAL NATHRAKH immer heftiger die Daumenschrauben anlegen. Natürlich, Passion ist emotionsloses, kaltes Geprügel, aber es steckt eine Leidenschaft darin.

Bereits der Beginn Violenti Non Fit Inuria schickt die Folterknechte vor, die den Körper schänden, den Todesstoß gibt aber erst der König selbst, wenn sich V.I.T.R.I.O.L. mit seinem Cleangesang über das kranke Geprügel erhebt. Mit dem folgenden, tonnenschweren Drug-Fucking Abomination geht es noch eine Stufe weiter, mit einigen Breaks und clever eingebauten Grooves wird sieben Minuten lang eine Sternstunde von ANAAL NATHRAKH zementiert. Nummer drei unter den sagenhaften Songs auf Passion ist Tod huetet Übel, das vor allem durch den hervorragenden Gesang punkten kann. V.I.T.R.I.O.L., der in den extremen Momenten eh völlig übersteuert klingt, erhält hier mit Rainer Landfermann, der schon Dictius Te Necare von BETHLEHEM entscheidend mit seinem hysterischen Geschrei prägte, einen passenden Gegenpart. Zusammen ergeben die beiden ein Gesangsduo, fernab jeder Vorstellungskraft und das vor allem so detailverliebt zusammenarbeitet, dass man nicht von einem simplen Gastbeitrag sprechen mag.

Neben diesen drei Stücken gibt es noch, die die Verhältnisse von ANAAL NATHRAKH, Standardkost zu hören, die aber auch sehr gelungen ist. Le Diabolique Est L´Ami Du Simple und Paragon Pariah zeigen eher die epische Seite der Band, die kurzen Nummern Post-Traumatic Stress Euphoria und Locus Of Damnation sind für die Tracht Prügel in Überschall zuständig. Schwach wird es nur gegen Ende, Ashes Screaming Silence ist trotz dem beängstigendem Gastgesang von Alan Dubin von KHANATE und GNAW ein halbgares Stück, dem eine Linie fehlt. Davon abgesehen ist Passion wieder ein völlig extremes, unbarmherziges, kompromissloses Album, dem es weder an packenden Songs, gelungenen Ideen noch der richtigen musikalischen Ausführung mangelt, Multiinstrumentalist Irrumator beweist wiederum ein sicheres Händchen mit seinen Songs. Das passend fett und kalt produzierte Passion mag nur sechsunddreißig Minuten dauern, der Rausch an Gewalt und Vernichtung, den es auslöst, hält sich allerdings deutlich länger. ANAAL NATHRAKH haben die Kurve wieder mal gekriegt, bei der halsbrecherischen Geschwindigkeit ihrer Raserei ist das schon fast erstaunlich. Freilich, hauptsache, die Zuhörer brechen sich den Hals.

Veröffentlichungstermin: 27. Mai 2011

Spielzeit: 36:05 Min.

Line-Up:

V.I.T.R.I.O.L. – Vocals
Irrumator – Instrumente

Label: Candlelight Records
MySpace: http://www.myspace.com/anaalnathrakh

Tracklist:

1. Violenti Non Fit Inuria
2. Drug-Fucking Abomination
3. Post-Traumatic Stress Euphoria
4. Le Diabolique Est L´Ami Du Simple
5. Locus Of Damnation
6. Tod huetet Übel
7. Paragon Pariah
8. Who Thinks Of The Executioner
9. Ashes Screaming Silence
10. Portait Of The Artist

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