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JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE: Kaputte nackte Affen

Die Welt geht unter, Adieu saudummes Menschenpack. Da braucht es JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE auch nicht mehr.

Aus is und gor is und schod is, dass wohr is! ist ein bekannter und beliebter, bittersüßer Ausruf im südlichen Sprachraum der Bundesrepublik, wenn es sich um etwas jüngst Vergangenes dreht. Bittersüß ist unser Abschied von den JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELEN, bitter ohne Süße ist der Abschied für die Krefelder selbst. War ja eigentlich klar, dass nach dreizehn Jahren – lass es dir auf der Zunge zergehen: dreizehn Jahren! – Schluss sein muss. JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE feiern zum Abschied nicht nochmal ausgelassen, sondern haben gerade textlich das Maximum an Zynismus heraus geholt, was in ihnen, speziell Christof Kather natürlich, zu finden war. Klar, die Welt geht unter, Adieu saudummes Menschenpack. Da braucht es JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE auch nicht mehr. Schade eigentlich.

Auch wenn, seien wir ehrlich, alles was nach Hardcore aus der ersten Welt kam, im Schatten eben diesen Albums stand. Ist jetzt auch nicht anders. Kaputte nackte Affen – falls du es noch nicht gemerkt hast, du und deine bescheuerte Spezies seid gemeint – ist zwar wieder ein ziemlich gutes Album, vor allem deutlich besser als Bilder fressen Strom, aber eben doch kein neuer Evergreen. Aber die Ausrichtung ist eben doch ein wenig anders, als noch vor sieben Jahren, es wird mehr gegroovt, es ist ein wenig technischer, aber noch genauso voller seltsamer Arrangements und Songspasmen. Nur die schnellen Songs dürfen fast nicht mehr auf Kaputte nackte Affen. Das Credo lautet also mehr Metal, mehr Punk, mehr Rock, weniger Grind. Dennoch ist viel Abwechslung geboten, irgendwie ist das alles schon gereift, gut gemacht, fordernd und trotzdem unverschämt leichtfüßig. Da sind Tracks wie Kaputte nackte Affen, Homeentertainment, das rockende Ein blutiger Vormittag und der finstere Schlusspunkt Wenn die Menschen einmal nicht mehr sind, die schlau und zynisch wundervoll Text und Musik verbinden, so wie es JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE immer schon auszeichnete. Schneller und fieser werden die Highlights des Albums, Cruise Missle, Ich kriege Ärger und Primaten, die durch ihre Geschwindigkeit so erfrischend wirken. Als besonderen Bonus gibt es auch noch das mit schönen Samples und elektronischen Spielereien unterlegte Instrumental Bravohotelcrazyhorse, das mit jedem Hören besser wird.

Dagegen gibt es auch ein paar planlose Nummern auf Kaputte nackte Affen. Was wenn und Statuspanik sind eher Füllmaterial. Zum Abschied lassen uns JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE außerdem keinen wirklichen Hit da, vielleicht auch aus Mitgefühl für die Zurückbleibenden, die dann ganz traurig würden, dass sie das nie live erleben dürfen. Aber trotzdem ist Kaputte nackte Affen ein Album, das sich mit jedem Durchgang mehr erschließt, eben wegen der verdreht arrangierten Songs. Gespielt ist das alles natürlich ganz hervorragend, die Gitarren riffen gekonnt dissonant, schrecken aber auch nicht vor unverzerrtem Picking zurück und Christof Kather beweist hinter dem Schlagzeug natürlich, wie er die Songs im Griff hat und schön zu diktieren vermag. Dazu fällt besonders positiv auf, wie sehr sich Markus Hoff mit seinem Geschrei und Martin Freund mit dem Gegrunze ergänzen, die Gesangsarrangements sind gewitzt, spannend und haben Hand und Fuß.

Dank des wie gehabt chaotischen, auf die Texte zugeschnittenen Booklets und dem monströsen Mix von Jacob Bredahl wird Kaputte nackte Affen eine wirklich wasserdichte Angelegenheit, die sich nur eben nicht ganz durch die wirklich starken Momente der Bandgeschichte durchsetzen kann. Aber was jammere ich eigentlich. JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE hätten auch einfach so Servus sagen können, stattdessen lassen sie uns noch ein Album da, dass es vor allem textlich in sich hat. Freunde der Band sollten daher auf jeden Fall ein letztes Mal den Geldbeutel zücken und sich Kaputte nackte Affen zulegen, ein schlechtes Album ist es ja keineswegs geworden. Ein trauriges Bye bye, ein abschließendes Winkewinke, ein letzter Schiss, die finale Kippe, das Abschiedspoppen. All das vermischt ergibt Kaputte nackte Affen. Also JAKA, macht´s gut, war schon schön mit euch.

Veröffentlichungstermin: 28. Januar 2011

Spielzeit: 42:53 Min.

Line-Up:

Markus Hoff – Vocals
Martin Freund – Vocals
René Hauffe – Gitarre
Klaus Nicodem – Gitarre
Robert Nowak – Gitarre
Marco Bachmann – Bass
Christof Kather – Schlagzeug, Lyrics, Arrangements

Label: Unundeux

Homepage: http://www.japanischekampfhoerspiele.de
MySpace: http://www.myspace.com/jaka

Tracklist:

1. Die Krone der Schöpfung
2. Kaputte nackte Affen
3. Alter Trick
4. Grillanzünder
5. Was wenn?
6. Cruise Missle
7. Maschinen sprengen
8. Homeentertainment
9. Mach dich fit für den Bikini
10. Statuspanik
11. …reset
12. Ich kriege Ärger
13. Primaten
14. Homo Sapiens
15. Bravohotelcrazyhorse
16. Ein blutiger Vormittag
17. Näschen aus Papier
18. Wenn die Menschen einmal nicht mehr sind

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