blank

PIANOS BECOME THE TEETH – Old Pride [Re-Release]

Pure Verzweiflung im Stile von ENVY oder frühen THURSDAY.

Früher war alles besser. Wer kennt den Spruch nicht von seinen Großeltern und dieser Satz trifft meines Erachtens im Zusammenhang mit der Scheibe Old Pride von PIANOS BECOME THE TEETH sehr gut zu – im positiven Sinn. Denn was der Hörer hier serviert bekommt, ist ein Sound, der in Sachen Posthardcore und Screamo genau das mitbringt, was die Klassiker von AT THE DRIVE-IN oder THURSDAY ausgezeichnet hat: die Melodik, die Dramatik, die Verzweiflung und die Gitarrenwände. Dazu die schöne ausgewogene, nicht zu glattpolierte, schon fast etwas noisige Produktion.

Dabei lässt der Opener Filial erst noch gar nicht so darauf schließen, was in den folgenden 36 Minuten folgen wird. Sanfte Delaygitarre, die von Bands wie LONG DISTANCE CALLING stammen könnte, lässt erstmal das Post-Rock-Lämpchen aufleuchten. Doch kurz darauf mauern PIANOS BECOME THE TEETH die Gitarrenwände auf und es beginnt eine Reise in eine Welt voller Verzweiflung und Wut. Druckvolle, schnelle, kurze, chaotisch anmutende, aber nie ungeplant holzende Stücke wie Quit Benefit oder Sleepshaker die ordentlich Gas geben, wechseln sich mit längeren, epischen Stücken ab. Richtig stark äußert sich das im Song Pensive, der mit seinem instrumental stark reduzierten Anfang der heiseren Stimme von Kyle richtig Raum gibt, sich zu entfalten. Cripples Can´t Shiver danach setzt dem ganzen an Dramatik noch einen drauf, nicht nur weil der Song mit seinen knapp 7 Minuten der zweitlängste Song der Albums ist und mit seinem massiven, feedback- und basslastigen Anfang in den Bann zieht. Ein richtiges Spannungsauf- und ab, eine Reise in die Ruhe, den Sturm und zurück. Oftmals fühlt man sich an die Japaner von ENVY erinnert, aber es kommen auch Reminiszenzen an AT THE DRIVE-IN und THURSDAY durch, jedoch ohne nur als stumpfe Kopie zu wirken. Dafür flechten PIANOS BECOME THE TEETH mehr Post-Rock-Einflüsse ein, als die Vorbilder, was ihnen wieder eine gewisse Eigenständigkeit verleiht. Sehr stark hört man die Einflüsse verschiedener Post-Rock-Bands der letzten Dekade beim Schlussstück Young Fire, welches durch den ruhigen, elegischen Aufbau der Songs über mehrere Minuten hinweg dominiert wird, immer wieder das Finale herauszögernd, aber nie langatmig, sondern einfach nur wunderschön.

Wer sich also gerne noch an die Zeit erinnern möchte, als alles besser war – also früher – der sollte zugreifen. PIANOS BECOME THE TEETH haben auf ihrem 2010 auf Topshelf-Records neuveröffentlichten Album einfach alles richtig und nichts falsch gemacht. Die Produktion, die Attitüde, die Ehrlichkeit, die Melodik, das energetische Drumming, die sehr gute Arbeit an Gitarre, Bass und Gesang und vor allem die Songs. Großartig!

Veröffentlichungstermin: 26.01.2010

Spielzeit: 36:09 Min.

Line-Up:
Kyle Durfey – vocals
David Haik – drums
Chad McDonald – guitar
Zac Sewell – bass guitar
Mike York – guitar
Label: Topshelf Records

MySpace-Seite: http://www.myspace.com/pianosbecometheteeth

Tracklist:
1. Filial
2. Quit Benefit
3. Prev
4. Pensive
5. Cripples Can´t Shiver
6. Jess And Charlie
7. Young Fire

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner