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TU FAWNING: Hearts On Hold

Joe Haege hat erstmal genug von Mathrock und wagt mit 3 Kumpanen einen Ausflug Richtung … ja wohin eigentlich? Willkommen auf der Reise.

Alter Falter, Portland bläst zum Angriff. Wer auf die experimentellere Third von PORTISHEAD stand, ja, der sollte seine Ohren spitzen und einen Blick auf TU FAWNING´s Hearts On Hold riskieren. So ganz eingängig wird es zwar dabei nicht zugehen, denn dafür steht schon ein Name: Joe Haege. Okay, wird nicht vielen etwas sagen, aber wer schonmal von 31KNOTS probiert hat, der wird wissen, was ich meine. 31KNOTS liefern vermutlich den frickeligsten, unangenehmsten Indierock-Sound, der schon mehr Mathrock ist, ab. Gemäß dem Motto: Jagt doch die ganzen The-Bands zum Teufel, die können eh nix.

Jetzt wagt sich Joe Haege also an irgendwas zwischen TripHop und schrägem Retrosound. Streng genommen  schon zum zweiten Mal, denn davor gab es ja schon die Secession-EP, aber die steht jetzt nicht zur Debatte. Mit dabei auf der Reise hat er die Sängerin Corrina Repp, dazu noch Toussaint Parrault und Liza Rietz – und die vier machen ihre Sache dummerweise verdammt gut. Nicht so eingängig wie MORCHEEBA und Konsorten, nein, widerspenstig, aber dennoch fesselnd. Da ist – wenn auch eine ziemlich schräge – Seele drin.

Schleppende Bläser/Drums-Arrangements bei Multiply House, Orgeln, die bei The Felt Sense auf hypnotisches Drumming treffen. Schräge sweepende Synthiesounds mit herrlichem Retrocharme bei Mouths Of Young. Stakkato-Klaviatur, die auf Indierock trifft und einen Hauch von Jahrmarkt versprüht bei Sad Story, balladeskes Klavier, welches zusammen mit wundervolle Leadgitarren bei Apples And Oranges traurig-süße Harmonie vertont. Just Too Much zeichnet sich erneut durch hektisches, hypnotisches Schlagzeug und verrückte, reverbschwangere Gitarren aus. Den perfekten Stummfilm-Soundtrack (wenn auch mit Gesang) liefert dann Diamonds In The Forest ab – um den Hörer dann mit Hand Grenade wieder auf dem Jahrmarkt abzusetzen. Schaurig-schräge Orgeln gibt es dann wieder bei I Know You Know zu hören, mit der stärkste Song des Albums, das dann vom abschließenden, leicht jazzig-soulig angehauchten (aber wirklich nur gehauchten!) Lonely Nights abgeschlossen wird. Über allem schwebt Corrina Repps betörender Gesang, direkt mit dem Feeling eines verrauchten Jazzclubs – grandios.

Was bleibt zu sagen: leichte Kost für zwischendurch ist das Album nur bedingt. Aber nicht alles, was im ersten Höranlauf widerspenstig ist, muss schlecht sein. Mit jedem Durchlauf mehr entfalten sich die Stärken der Band. Nicht das fade Herunterspulen eines Schema F, nein, das Ablegen der Scheuklappen und eine erfrischende Eigenständigkeit zeichnen das Album aus. Und so besticht es vor allem durch die gewisse Schrulligkeit einiger Songs und die immer wieder verschiedene Instrumentierung, jedoch ohne die Gesamtidee aus den Augen zu verlieren. Falls aber doch jemand irgendwo aus Hinter-Nicaragua eine Band hervorzieht, deren Rip-Off dann TU FAWNING sein sollen, dann Hut ab. Das einzige, was mir ansatzweise als Vergleich einfällt, wären THE STRANGLERS mit ihrem Evergreen Golden Brown, aber selbst der Vergleich hinkt wie Käptn Ahab auf seinem Schiff bei schwerem Seegang.

Es wird aber Zeit fürs Fazit vom Fazit: wer also mit der letzten PORTISHEAD per du ist und sich immer noch nicht an Songs wie Silence darauf sattgehört hat, der könnte bei TU FAWNING auch glücklich werden. Der Rest holt sich für ruhige Abende dann doch besser was anderes ins Haus, vielleicht ´ne Kuschelrock?

Veröffentlichungstermin: 14.01.2011

Spielzeit: 46:43 Min.

Line-Up:

Joe Haege
Corrina Repp
Toussaint Perrault
Liza Rietz

Produziert von Joe Haege und John Askew
Label: City Slang / Provenance Records

Homepage: http://www.tufawning.com

MySpace: http://www.myspace.com/tufawning

Tracklist:

1. Multiply A House
2. The Felt Sense
3. Mouths Of Young
4. Sad Story
5. Apples And Oranges
6. Just Too Much
7. Diamond In The Forest
8. Hand Grenade
9. I Know You Now
10. Lonely Nights

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