IROHA: Iroha

Acht schöne Songs zwischen Shoegaze, Industrial und Doom, die nicht besonders aufregend sind, aber eine märchenhafte, recht dunkle Welt zum Leben erwecken.

Hach, Langweile kann so schön sein. Nachdem sich IROHA mit ihrem Auftritt beim SWINGFEST nicht gerade von ihrer Schokoladenseite gezeigt haben und auf der letztjährigen Split Bittersweet ihr Splitpartner FRAGMENT. klar die besseren Karten hatte, können wir nun etwas aufatmen. Auf Albumlänge gesehen können die von Andy Swan angeführten IROHA ihre Stücke so präsentieren, dass nicht nur die Band, sondern auch der Hörer ihre finstere Freude haben. Natürlich schwebt es wie ein Damoklesschwert über IROHA, dass sie von ihren Kumpels JESU frech klauen, andererseits liefert Iroha acht herrlich melancholische Stücke ab, die mehr bieten können, als man zunächst vermuten möchte.

Natürlich, die Stimme, die dem gefühlvollen Säuseln von Justin Broadrick gleicht, die massiven Riffs und die teils zerbrechlichen Synthesizer als krasser Gegensatz, die monotonen Rhythmen, der wuchtige Bass, das lässt keinen anderen Vergleich als JESU zu. Aber nach den acht Songs, die IROHA bieten, muss man Bandchef Andy Swan zustimmen. Das, was hier geboten wird, ist zugänglicher und eingängiger als JESUs Arbeiten, maximal mit Conqueror lässt sich Iroha noch vergleichen. Die am frechsten entliehenen Ideen finden sich in Dreams, das ironischerweise auch die Sternstunde des Albums darstellt. Daneben wird es aber friedvoll und warm mit Last Day Of Summer und Watercolours, aber hier und da auch etwas seicht, wie Autumn Leaves zeigt. Gegen Ende hin beweist Andy Swan allerdings, dass er imstande ist, wirklich packende Musik zu schreiben – Eternal verzaubert mit einem kurzen Aufflammen von wunderbaren Streichersamples und das abschließende Iroha wird durch den Gastauftritt der japanischen Sängerin Mio zu einem entsetzlich schönen, fast schon dramatischen Schlusspunkt für dieses Debütalbum.

Aber Vorsicht, wenn in einem Artikel zu IROHA die Worte packend und dramatisch verwendet werden, sollten sie nicht überbewertet werden. Wie eingangs erwähnt, haben wir es hier schon fast mit Langeweile zu tun, aber die strahlt eben so eine Harmonie aus, dass man sie mögen muss. Und wenn IROHA etwas von ihrer Gleichförmigkeit abweichen, dann ergeben sich auch solche Effekte, die aufhorchen lassen. Zum knapp fünfzigminütigem Album liefern IROHA übrigens eine Remix-CD ab, die einerseits einen alternativen Mix von Justin Broadrick enthalten, der empfehlenswerter ist, als das originale Album. Denn hier klingt die Musik etwas rauer, ist reicher an Bässen und insgesamt ausgewogener, da im originalen Mix die Gitarren dominieren, die Bässe aber nicht entgegensteuern können und der Gesang ziemlich untergeht. In der Welt von Justin Broadrick gefällt der Gesang allein deshalb schon besser, da er leicht angezerrt und dadurch umso surrealer ist. Desweiteren finden sich zwei weniger aufregende Remixe, als auch der Black Galaxy-Remix von Last Day Of Summer, der eher in Richtung Breakcore geht und als einziger Track des Doppelalbums richtige Durchschlagskraft besitzt.

Nein, IROHA haben nicht das Zeug, zu meiner neuen Lieblingsband zu avancieren, auch wenn ihr Debütalbum wieder einiges an Boden gut macht. Andy Swan präsentiert sich als Poet mit rauer Schale und weichem Kern. Er weiß, wie schöne Songs geschrieben werden müssen, die nicht besonders aufregend sind, aber eine märchenhafte, wenn auch recht dunkle Welt zum Leben erwecken. Freunde von JESU, denen Justin Broadrick allerdings in letzter Zeit zu viel experimentiert hat, sollten sich IROHA unbedingt anhören, wer für eine Verschmelzung von Shoegaze, Industrial und Doom sterben würde ebenso.

Veröffentlichungstermin: 18. Februar 2011

Spielzeit: 47:11 + 66:18 Min.

Line-Up:

Dominic Crane – Vocals
Andy Swan – Guitar, Programming
Diarmuid Dalton – Bass

Produziert von Andy Swan
Label: Denovali Records
MySpace: http://www.myspace.com/irohamusic

Tracklist:

CD1 – Iroha:
1. Last Day Of Summer
2. Autumn Leaves
3. Watercolours
4. Reminisce
5. Dreams
6. Drifted
7. Eternal
8. Iroha

CD2 – Iroha Remixes:
1. Last Day Of Summer (JKB Mix)
2. Autumn Leaves (JKB Mix)
3. Watercolours (JKB Mix)
4. Reminisce (JKB Mix)
5. Dreams (JKB Mix)
6. Drifted (JKB Mix)
7. Eternal (JKB Mix)
8. Iroha (JKB Mix)
9. Last Day Of Summer (JESU Remix)
10. Iroha (Transitional Remix)
11. Last Day Of Summer (Black Galaxy Remix)

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner