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INTRONAUT: Valley Of Smoke

"Valley Of Smoke" ist eines der eigenständigsten, interessantesten und mutigsten Alben des Jahres, auch wenn es die eigene Erwartungshaltung nicht ganz zufrieden stellen kann.

Die Musik von INTRONAUT zu greifen, ist anno 2010 so schwer, wie die ätherische Grundstimmung von “Valley Of Smoke” in Worte zu fassen. Dieses stellt in kompositorischer wie künstlerischer Hinsicht sicherlich das Meisterstück der Amerikaner dar, wechselt es doch beständig seine Gestalt: Eine raue Felslandschaft wandelt sich in eine zähfließende Masse, deren Substanz kaum zu bestimmen ist, wechselt jedoch alsbald in einen weiteren Aggregatszustand über, um Geist wie Auge gleichermaßen zu verschleiern – ein Tal aus Rauch, wenn man so will. Klingt kryptisch? Natürlich tut es das, doch entspricht dies genau dem Anspruch, den INTRONAUT an ihr drittes Album stellen.

“Valley Of Smoke” ist ohne Zweifel ihr bislang opulentestes und größtes Werk, was nicht zuletzt an der Vielseitigkeit des Konzeptalbums festzumachen ist. Harte, dreckige Gitarren mit Tendenz zum Progressiven – eine Tugend, die schon das Debüt “Void” auszeichnete – verschmelzen mit verspielten Instrumentalpassagen, einem noch nie so ausgeprägten Jazz-Einfluss samt regelmäßiger Dissonanzen und einem deutlich höheren Anteil an Klargesang.

Oft wirkt “Valley Of Smoke” wie das Produkt ausgedehnter Jamming-Sessions

Zugleich haben INTRONAUT jedoch die Leichtigkeit der Spontaneität für sich entdeckt. Auch wenn die Band betont, dass “Valley Of Smoke” eine gewaltige Anstrengung gewesen sei – was man ihnen auch gerne glauben will -, so wirken “Above”, oder etwa “Core Relations” geradezu beflügelt leicht, als ob sie eher durch ausgedehntes Jamming im Proberaum entstanden wären, denn während komplexen Songwriting-Phasen in den Köpfen der Musiker.

Die durchdachten und doch lebendigen Arrangements sind derweil Segen und Fluch zugleich. Neben einem direkten Einstieg wie “Elegy”, welches trotz deftiger Riffs progressive Clean-Gitarren und einen unverkrampft aufspielenden Bass zu einem stimmigen Ganzen verwebt, finden sich inmitten von “Miasma” beispielsweise auch einige Instrumentalpassagen, die entgegen dem Impro-Charme zu gestreckt sind. Insofern verlieren sich INTRONAUT in seltenen Fällen in ihren Kompositionen und benötigen dann einen Weckruf aus der Gesangsabteilung, die wieder absolut ordentlich schreit und singt, gerade beim Klargesang jedoch etwas Gefühl liegen lässt. Hier wirkt “Valley Of Smoke” teils erschreckend distanziert und kalt.

Die Rhythmusfraktion von INTRONAUT bleibt bärenstark

Das aufzuwiegen bleibt primär die Aufgabe der bärenstarken Rhythmusfraktion, die nach “Elegy” ihren zweiten Höhepunkt mit dem fast neunminütigen Titeltrack setzt, bei dem TOOL-Bassist Justin Chancellor nicht nur mitgeschrieben, sondern auch direkt die zweite Bassspur übernommen hat. Spannender kann instrumental geprägter Post Metal mit sporadischen Sludge- und deutlichen Jazz-Einflüssen nicht umgesetzt werden.

Abgerundet wird Valley Of Smoke durch ein fantastisches Artwork aus der Feder von David D’Andrea sowie durch eine organische, glasklare und doch untenrum erdige Produktion. Hier hat Josh Newell ganze Arbeit geleistet und INTRONAUT den Sound verpasst, den ihre Musik benötigt, um sich entfalten zu können.

“Valley Of Smoke” ist, kurz gesagt, also eines der eigenständigsten, interessantesten und mutigsten Alben des Jahres, auch wenn es die Erwartungshaltung nicht ganz zufrieden stellen kann. Dafür hätten INTRONAUT stellenweise etwas fokussierter zu Werk gehen müssen, selbst wenn dies selbstverständlich Kritik auf hohem Niveau bleibt. Ein Niveau übrigens, das ähnlich schwer zu fassen ist wie ihre Musik.

Veröffentlichungstermin: 19.11.2010

Spielzeit: 49:38 Min.

Line-Up:

Sacha Dunable – Guitar, Vocals
Dave Timnick – Guitar, Vocals
Joe Lester – Bass
Danny Walker – Drums

Produziert von Josh Newell
Label: Century Media

INTRONAUT “Valley Of Smoke” Tracklist

1. Elegy (Video bei YouTube)
2. Above
3. Miasma
4. Sunderance
5. Core Relations
6. Below
7. Valley Of Smoke
8. Past Tense

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