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MASERATI: Pyramid Of The Sun

Ein bittersüßer Abschied von einem guten Freund.

Was für ein symbolträchtiger Titel. MASERATI haben vor ziemlich genau einem Jahr ihren Schlagzeuger Jerry Fuchs durch einen Unfall verloren, geben sich aber nicht geschlagen, kanalisieren ihre Trauer, verwenden seine letzten Aufnahmen, vervollständigen all das zu einem wundervollen Album. Die Pyramide als letzte Ruhestätte, die Sonne als Hoffnungsträger. Melancholie wohin man blickt, MASERATI selbst hingegen erlauben es sich selbst nicht an dem Tod ihres Freundes zu zerbrechen und zeigen damit, wie leidenschaftlich sie ihre Musik spielen können.

Oberflächlich betrachtet ist Pyramid Of The Sun eine schöne, etwas dunkel angehauchte Instrumental-Rock-Scheibe, die sich von elektronischer Musik und Retro-Disco-Beats ebenso beeinflussen lässt, wie von Krautrock und dem progressiven Stadionrock der Siebziger. Mit dieser Umschreibung wird man der Geschichte hinter diesem Album und der Evolution von MASERATI aber nicht im Entferntesten gerecht. Pyramid Of The Sun katapultiert die Band aus Georgia raus aus dem Einheitsbrei des ewig dahin plänkelnden, harmoniesüchtigem Instrumental Rock, und packt die Discokugel aus. So traurig, wie der Grundtenor des Albums ist, so kraftstrotzend und stur nach vorne blickend ist das, was schließlich daraus wird. Groovige Beats, melancholische Leadgitarren, zurückhaltende, aber dennoch treibende Riffs und schöne Retro-Synthesizer formen diese acht bittersüßen Songs, die ein Hörerlebnis erschaffen, das wie aus einem Guss erscheint.

Pyramid Of The Sun hat grandiose Songs parat, das Titelstück, We Got The System To Fight The System, They´ll No More Suffer From Hunger und das abschließende Bye M´Friend, Goodbye – das letzte Stück, das Jerry Fuchs vor seinem Tod aufgenommen hat – sind gleichzeitig treibend, aber leicht wie eine Feder, wie ein wärmender Sonnenstrahl im Oktober. Was MASERATI so einzigartig macht, ist die Art, wie sehr die Dancemusic ihre Musik unterwandert. Wo anders würde das vielleicht billig klingen, aber gerade bei They´ll No More Suffer From Thirst und Oaxaca, bei denen Spezialist Steve Moore von ZOMBI mit an Bord ist, gelingt dieser Spagat besonders gut. MASERATI befolgen eine einfache Regel, an die sich alle halten sollten: Lass einfach die Könner ran.

Die Musiker aus Athens, Georgia haben hier ein Album parat, dessen Bedeutung Außenstehende, auch wenn sie die traurige Geschichte hinter Pyramid Of The Sun kennen, niemals begreifen können. Musik für die Farbenpracht des späten Oktobers, verbunden mit dem Bewusstsein, dass alles sterben wird oder schon gestorben ist. Fatalismus per excellence, aber nicht aus der Sicht von Pessimisten, sondern von Optimisten, die festhalten an der schönen Erinnerung. Ein schöneres Andenken an einen verstorbenen Mitmusiker und Freund, kann man sich nicht vorstellen. So viel Liebe, Würde, Seele und Können wie in Pyramid Of The Sun steckt, lässt MASERATI schon fast unheimlich wirken. Klarer Fall also für Freunde für Instrumental Rock: Dieses Jahr wird kaum mehr bessere und intensivere Musik aus dieser Richtung bringen.

Veröffentlichungstermin: 12. November 2010

Spielzeit: 40:12 Min.

Line-Up:

Coley Dennis
Matt Cherry
Chris McNeal
Jerry Fuchs

Label: Golden Antenna

Homepage: http://www.ihaveadagget.net

MySpace: http://www.myspace.com/maseratirocks

Tracklist:

1. Who Can Find The Beast?
2. Pyramid Of The Sun
3. We Got The System To Fight The System
4. They´ll No More Suffer From Thirst
5. Ruins
6. They´ll No More Suffer From Hunger
7. Oaxaca
8. Bye M´Friend, Goodbye

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