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PERIPHERY: Nicht schüchtern, aber sehr hässlich!

PERIPHERY sind schon ein Phänomen. Mit der kostenlosen Veröffentlichung ihrer Songs im Internet konnten die Amerikaner innerhalb der letzten fünf Jahre eine solch große Fangemeinschaft für sich gewinnen, dass auch die großen Labels nicht mehr wegsehen konnten. Die große Überraschung: Das selbstbetitelte Debütalbum, das irgendwo zwischen MESHUGGAH und DEFTONES anzusiedeln ist, schaffte in Amerika sogar den Sprung in die offiziellen Billboard Charts. Mit Bassist Tom Murphy sprachen wir über die Vorzüge des World Wide Webs, hässliche Musiker und selbstverständlich das aufregende Erstlingswerk der sechs ambitionierten Musiker.

PERIPHERY sind schon ein Phänomen. Mit der kostenlosen Veröffentlichung ihrer Songs im Internet konnten die Amerikaner innerhalb der letzten fünf Jahre eine solch große Fangemeinschaft für sich gewinnen, dass auch die großen Labels nicht mehr wegsehen konnten. Die große Überraschung: Das selbstbetitelte Debütalbum, das irgendwo zwischen MESHUGGAH und DEFTONES anzusiedeln ist, schaffte in Amerika sogar den Sprung in die offiziellen Billboard Charts. Mit Bassist Tom Murphy sprachen wir über die Vorzüge des World Wide Webs, hässliche Musiker und selbstverständlich das aufregende Erstlingswerk der sechs ambitionierten Musiker.

blankHallo, Tom! Vorab Glückwunsch zu eurem Debütalbum, das mir sehr gefällt! Die zugehörige Presseinfo beginnt mit der Aussage Die Zukunft des Metal. Das ist zweifellos eine starke Ansage, besonders in Bezug auf eine Band, die gerade ihr erstes Album herausgebracht hat. Fühlt ihr eine Menge Druck auf euch, diesen Erwartungen gerecht zu werden?

Auf jeden Fall! Wir sind uns bewusst, dass wir anders als viele Bands da draußen klingen, aber das bedeutet nicht, dass wir uns für die New Wave of Metal halten. Wir wollen einfach die Musik machen, die wir selbst hören würden und hoffen, dass die Leute sie mögen.

In der Tat ist die Geschichte von PERIPHERY erstaunlich. Ihr fingt damit an, eure Songs und Musik im Internet zu posten und konntet so mehr und mehr Aufmerksamkeit von einer immer größer werdenden Zahl von Menschen auf euch ziehen. Wie seid ihr also schließlich mit SUMERIAN RECORDS – beziehungsweise ROADRUNNER RECORDS in Europa – in Kontakt getreten?

Wir hatten schon seit einiger Zeit Gespräche mit SUMERIAN RECORDS geführt. Wir waren davon beeindruckt, was sie mit den Bands angestellt haben, die sie bisher unter Vertrag hatten und konnten schließlich einen Deal aushandeln, von dem beide Seiten profitieren konnten. Was ROADRUNNER betrifft, verhandelten wir zunächst mit der Australischen Niederlassung. Es war schon ein wenig wie eine Fernverhandlung, aber letztendlich entschieden sie sich dazu, uns für alle Gebiete, in denen sie präsent sind, unter Vertrag zu nehmen. Wir haben auch einen Deal mit DISTORT RECORDS in Kanada abgeschlossen und könnten nicht glücklicher darüber sein! Wir haben das Gefühl, dass wir überall lokal heimische Hände haben, die daran arbeiten, unsere Musik den Leuten näher zu bringen.

Viele Musiker geben dem Internet die Schuld dafür, das Musikgeschäft zu ruinieren. Was ist deine Meinung zu dem Thema, gerade als Teil einer Band, die einen Großteil ihrer gegenwärtigen Popularität dem Internet zu verdanken hat?

Um es einfach zu auszudrücken: Das Internet ist unaufhaltsam, ob du es magst oder nicht. Es wird weiterhin existieren und man kann entweder für es sein, oder eben dagegen. Es hat uns ganz offensichtlich geholfen, weshalb wir dankbar sind. Demzufolge sind wir der Meinung, dass es umso besser ist, je mehr Menschen unsere Musik hören. An dieser Stelle müssen wir eben einfach neue Wege finden, um Geld damit zu verdienen. P.S. – Kauf ein Shirt!

Ha ha, das werde ich auf dem nächstmöglichen Konzert auch tun! “Periphery” stieg sogar auf Platz 128 in die amerikanischen Billboard Charts ein, was absolut fantastisch ist. Habt ihr während den Aufnahmen jemals geglaubt, dass euer Album derart gut aufgenommen werden würde?

Nein, das war eine riesige Überraschung für uns und hilft natürlich, einen Großteil der harten Arbeit und der Opfer, die wir in den vergangenen fünf Jahren gebracht haben, zu rechtfertigen.

Wie darf man sich den Aufnahmeprozess vorstellen? Ihr habt so ziemlich alles selbst aufgenommen. Gab es Momente, in denen ihr stecken geblieben seid und die Meinung eines externen und unabhängigen Produzenten vermisst habt?

Gute Frage. In unserem Fall würde ich sagen, dass die Öffentlichkeit und unser Umfeld als unsere Produzenten fungiert haben. Glaub mir, wenn ich sage, dass es konstruktive Kritik gab, die wir sowohl teils akzeptiert als auch ignoriert haben. Ein Problem mit Produzenten allgemein ist, dass sie nicht immer dieselben Ziele wie die Musiker verfolgen.

Ich habe gehört, dass Misha (Mansoor, Gitarre – Anm. d. Verf.) Songs wie “The Walk” oder “Letter Experiment” bereits vor fünf Jahren geschrieben hat. Haben sich diese Songs über die Jahre stark verändert und ist es nicht ermüdend, die Stücke nach all den Jahren immer und immer wieder zu spielen?

Ja, sie haben sich über die Jahre entwickelt und ja, sie können etwas ermüdend warden, aber die Energie des Publikums auf unseren Konzerten schenkt ihnen immer wieder neues Leben.

Pressefoto
Wir sind uns bewusst, dass wir anders als viele Bands da draußen klingen, aber das bedeutet nicht, dass wir uns für die New Wave of Metal halten.

Euer ehemaliger Sänger Chris Barretto hat die Band während den Aufnahmen zu “Periphery” verlassen. Was passierte während dieser Zeit? War es schwer, einen dauerhaften Ersatz für ihn zu finden?

Wir entschlossen uns damals, uns im Guten von Chris zu trennen. Glücklicherweise fiel Spencer (Sotelo, Vocals – Anm. d. Verf.) uns genau zur richtigen Zeit in den Schoß.

Der Presseinfo zufolge habt ihr bereits über 100 Songs aufgenommen. War es eine schwierige Entscheidung, diejenigen auszuwählen, die es aufs Debüt schaffen sollten?

Klar, auf jeden Fall! Wir stritten eine lange Zeit deswegen, aber letztendlich entschied eine demokratische Abstimmung mit dem Ergebnis einer Tracklist, auf die wir alle stolz sind.

Natürlich bringt mich diese schiere Menge an Songs zu der Frage, ob ihr schon genügend hochwertiges Material angesammelt habt, um einen Nachfolger zu veröffentlichen?

Ja, das haben wir und obwohl die Chancen gut stehen, dass wir auch Teile unseres älteren Materials aufnehmen werden, solltest du nicht überrascht sein, wenn du auch etwas komplett Neues hören wirst, das eine andere Seite der Band repräsentieren wird.

Neben der regulären und der limitierten Auflage von “Periphery” gibt es auch eine instrumentale Fassung als Digital-Download. Wieso habt ihr euch dazu entschieden, auch eine Instrumentalversion des Albums zu veröffentlichen? Gibt es viele Fans, welche die pure Essenz der Musik dem eigentlichen Paket mit Spencer Sotelo am Mikro vorziehen?

Wir waren für sehr lange Zeit eine rein instrumentale Band und dachten einfach, es wäre schön, denjenigen unserer Fans entgegenzukommen, die die Musik in der instrumentalen Fassung bevorzugen.

Während MESHUGGAH offensichtlich großen Einfluss auf die Gitarren hatten, scheinen PERIPHERY auch von DEFTONES beeinflusst zu sein. Aber was ist mit ARCHITECTS und THE DILLINGER ESCAPE PLAN? Besonders “Letter Experiment” und “All New Materials” zeichnen sich durch eine gewisse Mathcore-Attitüde aus…

Klar, wir wurden während den letzten Jahren von Tausenden von Bands beeinflusst. Unsere Musik ist im Kern eine Fusion aus all dem Metal, Rock und Pop, mit dem wir aufgewachsen sind.

Ich mag Spencers Gesang wirklich gerne! Sein Klargesang erinnert mich manchmal an DEFTONES oder sogar ATREYU. Wie wichtig ist der emotionelle Aspekt seiner Stimme für eine hauptsächlich technisch orientierte Band wie PERIPHERY?

Wir finden, dass Spencers Stimme die Musik genauso viel definiert wie jeder der Gitarrenparts. Wir lieben die rohe Emotion und Schönheit, die er in die Musik bringt.

Sei bitte ehrlich: Ist es schwer, in einer Band zu spielen, die drei Gitarristen hat? Ich kann mir gut vorstellen, dass es da manchmal ziemlich anstrengende Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Persönlichkeiten gibt…

Um die Wahrheit zu sagen, gibt es immer genug Parts für alle von uns. Es kommt nur selten vor, dass wir in ein Ich will diesen Teil-Streit verfallen. Mit dem im Hinterkopf, ist die Tatsache, dass wir all diese Schichten auch live reproduzieren können, etwas, auf das wir stolz sind.

Artwork
Cover-Artwork des Debütalbums Periphery.

Und doch gibt es ein Gastsolo von Jeff Loomis (NEVERMORE) auf dem Rausschmeißer Racecar. Wie habt ihr Jeff dazu gebracht, ein Solo beizusteuern und wie war die Arbeit mit ihm?

Misha hatte schon seit Jahren Kontakt zu Jeff und es schien daher nur logisch, dass er etwas zum Album beisteuern würde. Es war äußerst angenehm, mit ihm zu arbeiten, und wir sind wirklich dankbar für seinen überwältigenden Beitrag auf unserem Debüt.

Sind Songtexte wichtig für euch? Gibt es vielleicht sogar ein Konzept hinter “Periphery“? Ich habe den Eindruck, dass sich mehrere Songs um Themen wie (spirituelle) Wiedergeburt oder eine bestimmte Art von Erleuchtung drehen.

Die Lyrics sind eine Verschmelzung der Ideen von vielen unserer gegenwärtigen und ehemaligen Mitglieder. Diese Themen sind sicherlich ein Teil der Musik, aber wir versuchen auch, die Musik für Interpretationen offen zu lassen, so dass der Hörer eine für ihn oder sie persönliche Bedeutung in den Stücken finden kann.

Ich glaube, “The Walk” ist über Selbstfindung. Im Text heißt es “Bow down to the gods or keep on walking further. On the cusp of our enlightenment we march.” – jeder muss seinen eigenen Weg und seinen eigenen Glauben finden. Nichts ist in Stein gemeißelt.

Wie ich gesagt habe, es ist das, was du daraus machst. Unsere eigenen Intentionen werden daher einfach ein Geheimnis bleiben müssen.

Das ist natürlich verständlich. Aber ist Religion überhaupt von Bedeutung für euch? Glaubt ihr an einen oder mehrere Götter, beziehungsweise höhere Geschöpfe?

Ich bin mir sicher, dass jedes Bandmitglied eine individuelle Antwort auf diese Frage hätte. Ich denke, wir können uns alle darauf einigen, dass es auf jedes Individuum selbst ankommt, seinen eigenen Weg zu finden.

Also doch, ha ha! Ich mochte euer Video zu “Icarus Lives!“. Die Idee, hinter nassem Glass zu spielen ist zwar abgedreht, aber auch irgendwie unverbraucht. Oder seid ihr einfach nur ein Haufen schüchterner Jungs?

Ha ha, nein. Nicht wirklich schüchtern, aber dafür sehr hässlich. Wir wollen ja nicht, dass die Kids blind werden, oder?

Wie sehen die Zukunftspläne für PERIPHERY aus? Wird es 2010/2011 eine Europatour samt Deutschland Terminen geben?

Gott, wir hoffen es! Die Pläne dafür hängen noch etwas in der Schwebe, aber wir hoffen, dass wir alle unsere Fans früher oder später persönlich treffen können!

Wie immer wäre meine abschließende Frage die folgende: Stell dir vor, ein Zombie lebt in deinem Schrank und er fängt langsam an lästig zu werden, da er ständig versucht, dein Gehirn zu essen. Also willst du ihn töten, aber alles was du hast, ist eine Karotte, ein Stück Schnur, einen schizophrenen Hamster und einen schottischen Dudelsack. Was machst du?

Ich esse die Karotte, benutze die Schnur als Zahnseide, streichle den Hamster und Prügel das Ding mit dem Dudelsack besinnungslos!

Cover-Artwork © Roadrunner Records.
Pressefotos © Roadrunner Records und David J. Reigada.

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