NACHTMYSTIUM: Addicts (Black Meddle Pt. 2)

"Addicts" trägt diesen Titel zurecht: Hits, Hits, Hits aus dem Schattenreich zwischen extremen Metal, Wave und Post-Punk.

Dass dieser Blake Judd, der genauso alt ist, wie ich, rund zehn Jahre älter als ich aussieht, liegt wohl an seinem Lebensstil. Und seine Band NACHTMYSTIUM macht auch keinen Hehl daraus, es allen unter die Nase zu reiben, dass sie nicht selten zur Bong greifen. Echte Addicts eben, süchtig bis zum Umfallen. Dass sich NACHTMYSTIUM vom Black Metal der frühen Tage immer mehr entfernen und nun fast gar nichts mehr damit zu tun haben, eine saftige Hitplatte bieten, an der man sich nicht satthören kann, trifft den Nagel nochmals auf den Kopf. Die meisten der Songs auf Addicts (Black Meddle Pt. 2) infizieren sofort und lassen auch nicht mehr los. Klare Sache, NACHTMYSTIUM haben hiermit selbst nach dem schneidigen Assassins (Black Meddle Pt. 1) ihr bisher bestes Album parat.

Nach einem bedrohlichen Intro legen NACHTMYSTIUM zum Abschied von ihrer brutalen Seite nochmal recht grimmig los, aber dennoch deuten sie schon an, was folgen wird. Und danach passiert es auch, mit Songs wie Nightfall, Addicts, Blood Trance Fusion und Ruined Life Continuum sind richtige Rocksongs angesagt. Kein Black ´n´ Roll, aber mit Wave und Postpunk angereicherte Hits, die mit ihrer Metalkante so unverschämt geil klingen, dass man sich wundert, dass bisher keine andere Band darauf gekommen ist, sich an so einer dreckigen Mischung zu versuchen. Die hypnotischen Riffs und dass simple, aber sehr effektive Drumming von Gastschlagzeuger Wrest bilden ein Grundgerüst, dass dich in einen schwarzen Retrostrudel wirft. Dazu eingängige Melodien, egal ob durch Leadgitarren oder Retrosynthies.

Neben den Hits gibt es auch ein paar ruhigere Nummern. Düster und schwer kommen Then Fires, The End Is Eternal und Every Last Drop daher, die sich zwar auch zu wahren Monstern entwickeln, aber deren Stärke in der Atmosphäre liegt. Schade nur, dass sich hier ein paar Längen einschleichen können, gerade The End Is Eternal zieht sich ein wenig. Dem steht jedoch der vielleicht beste Song des ganzen Jahres gegenüber: No Funeral ist eine so gnadenlos gut groovende Nummer, mit Hooklines, die den Kopf nicht mehr verlassen und die zum Tanzen einlädt. Ohne Scheiß, hiermit kannst du jede Gruftibraut abschleppen und vielleicht hat Blake Judd diesen Song auch genau deshalb geschrieben. So oder so, No Funeral bläst dir das Hirn raus.

Mit einer sehr rohen und erdigen Produktion schickt Session-Keyboarder Sanford Parker die Band ins Rennen, und somit bietet Addicts einen sehr authentischen Sound, der zwar eher nach den Siebzigern als den Achtzigern klingt. Das verstärkt aber den Eindruck, dass NACHTMYSTIUM die Etikette nicht wichtig ist, sondern dass das Gesamtbild alleine zählt. Dass ein dauerpraller Schreihals wie Blake Judd solche Songs schreiben kann, dass er solche Riffs zaubern kann und so frech den Hass alle trven Schwarzmetaller auf sich zieht, das verdient großen Respekt. Wenn du nach Assassins (Black Meddle Pt. 1) hoffst, dass es noch psychedelischer und trippiger wird, solltest du nicht lange fackeln, sondern dich sofort ins Geschehen stürzen und mit diesem Album den Dancefloor erobern. Und lass die versteckte Kamera mitlaufen, vielleicht tanzen deine grimmigen Corpsepaintfreunde ja doch heimlich, wenn du den Raum verlässt.

Veröffentlichungstermin: 4. Juni 2010

Spielzeit: 48:01 Min.

Line-Up:
Blake Judd – Vocals, Guitar
Jeff Wilson – Guitar
Will Lindsay – Bass
Jeff Wrest Whitehead – Drums
Sanford Parker – Synthesizer

Produziert von Blake Judd und Sanford Parker
Label: Candlelight Records
MySpace: http://www.myspace.com/nachtmystium

Tracklist:
1. Intro
2. High On Hate
3. Nightfall
4. No Funeral
5. Then Fires
6. Addicts
7. The End Is Eternal
8. Blood Trance Fusion
9. Ruined Life Continuum
10. Every Last Drop

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