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DEW-SCENTED: Invocation

Gnadenloser und hochwertiger Thrash Metal mit verzeihbaren Schönheitsfehlern.

Niemand hat gesagt, dass es leicht werden würde. Nach dem Ausstieg beider Gitarristen sahen sich die verbliebenen Musiker bei DEW-SCENTED einer großen Zerreißprobe gegenüber. Einer, der sie in Sachen Existenzsicherung standhalten sollten, wie die Verpflichtung von Michael Borchers, Martin Walczak (beide Gitarre) und Schlagzeuger Marc-Andree Dieken in Verbindung mit dem Labelwechsel zu METAL BLADE nur allzu gut verdeutlicht. Dass die Wiedergeburt auf musikalischer Ebene ebenfalls geglückt ist, ist hingegen nicht nur bloße Annahme, sondern auch Fakt.

Gestaltet sich der von Akustikgitarren getragene Einstieg noch recht behutsam, fackeln DEW-SCENTED im Anschluss nicht lange und jagen mit “Arise From Decay” sowie “The Invocation” zwei derart aufreibende Kracher hinterher, dass man sich nur fragend am Kopf kratzen kann, wie die neue Belegschaft um Sänger Leif Jensen in so kurzer Zeit zu solch einer Einheit zusammengewachsen ist.

Dass DEW-SCENTED im Thrash Metal die Hosen anhaben, dürfte nun nicht mehr zur Debatte stehen

Präzises und rasierklingenscharfes Riffing schneidet sich im Höllentempo durch die Gehörgänge hoch in die Gehirnwindungen, wo die angepissten, urgewaltigen Screams von Leif Jensen einem die Texte mit einer Eindringlichkeit in den Schädel prügeln, die jeglichen Widerstand im Keim erstickt. Bereits nach zwei Songs steht fest: DEW-SCENTED sind mit neuem Line-Up nicht bloß wieder da – sie sind vielmehr neu erstarkt, um das Genre zu dominieren. Wer im Thrash Metal die Hosen an hat, dürfte angesichts des vorliegenden Arguments ohnehin nicht wirklich zur Debatte stehen.

Zwischen Groove, leicht melodischem Riffing und Vollgasgekloppe verkörpert “Invocation” eine Ansammlung von Hochkarätern à la “Condemnation” oder “Torn To Shreds”, die kaum Verschnaufpausen gewährt, genauer gesagt den Hörer, von ein paar Sekunden Ruhe während dem Interlude “Totem” abgesehen, durchgehend mit dem Rücken gegen die Wand presst. Erreicht wird das durch eine moderne, etwas leblose Produktion von Jörg Uken, welche dafür vor allem im Bereich der Gitarren einen originellen Sound vorweisen kann.

“Invocation” gleicht einem Befreiungsschlag

Handwerklich kann man DEW-SCENTED ohnehin keinen Vorwurf machen, außer vielleicht, dass die an sich recht coolen Vocals aufgrund limitierter Bandbreite auf Albumlänge etwas eintönig werden können. Analog gilt dies im Gesamtkontext mit Abstrichen für die komplette Scheibe. Ein wenig mehr Variation im Songaufbau, beim Drumming und den Riffs hätte es gemessen an den 46 Minuten Spielzeit schon sein dürfen, um aus einem sehr guten ein grandioses Album zu machen.

Doch bevor der eigene Stil mit frischen Facetten gefüttert wird, kommt “Invocation” für die Band wohl in erster Linie einem umfassenden Befreiungsschlag gleich, der die Grenze zwischen Vergangenheit und Zukunft mit der Planierraupe einebnet. Und ja, niemand hat gesagt, dass dies leicht werden würde. Aber es hat auch niemand gedacht, dass DEW-SCENTED dabei eine derart souveräne Figur machen würden…

Veröffentlichungstermin: 21.05.2010

Spielzeit: 46:01 Min.

Line-Up:

Leif Jensen – Vocals
Michael Borchers – Lead Guitars
Martin Walczak – Guitars
Alexander Pahl – Bass
Marc-Andree Dieken – Drums

Produziert von Jörg Uken
Label: Metal Blade

Homepage: http://www.dew-scented.de

DEW-SCENTED “Invocation” Tracklist

01. Downfall
02. Arise From Decay (Video bei YouTube)
03. The Invocation
04. Have No Mercy On Us
05. Artificial Life
06. Condemnation
07. Totem
08. Torn To Shreds
09. Revel In Contempt
10. A Critical Mass
11. Global Hysteria
12. Slaves Of Consent

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