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ISLAND: Island

Ein akustisches Trostpflaster für so ziemlich alles: Die totale progressive Poesie.

Ebenso wie die anderen Bands, in denen Florian Toyka und Christian Kolf tätig sind, haben auch ISLAND oft Pech mit ihren Veröffentlichungen. Nicht, dass sie jemals ein schwaches Album veröffentlicht hätten. Aber ihre Werke kommen immer irgendwie erst nach vielen Jahren raus. Eine Schande ist das vor allem bei ISLANDs Debütalbum. Das selbstbetitelte, einstündige Mammutwerk der beiden ZEITGEISTER MUSIC, das zusammen mit Schlagzeuger Rafael Calman schon im Jahr 2006 realisiert wurde, ist nun endlich da, und es wäre eine Verbrechen, wenn Island niemals das Licht der Welt erblickt hätte. Denn meine Welt hat es enorm bereichert.

Wer sich an die beiden frühen EPs Orakel und Island erinnert, wird hier eine Überraschung erleben, denn hier wird nie richtig Gas gegeben. ISLAND stehen nun für leise Ausflüge in Richtung Progressive Rock und sind dennoch nur sehr schwer zu kategorisieren. Sie sind weder so verträumt wie ANATHEMA, noch so scharf wie ISIS. Auch nicht so kalkuliert wie OPETH oder so folkig wie TENHI, aber doch haben sie von all diesen Bands etwas. Ergo ist es extrem schwer, dieses Debüt in Worte zu fassen, glücklicherweise muss man das auch gar nicht. Denn hier geht es nicht um Theorie und Vergleiche, da ISLAND sowieso meilenweit darüber schweben. Es geht um das Gefühl, das im Hörer wach wird, wenn diese sieben Songs laufen. Irgendwie ist Island schwer greifbar, basiert auf gefühlvollen, meistens cleanen Gitarren, dezenten Gesängen und sparsam eingesetzter Laut-Leise-Dynamik. Aber dennoch schaffen ISLAND es, extrem spannend zu klingen und schaffen es immer wieder durch kleine Ideen aus ihren Liedern etwas ganz besonderes zu machen.

Somit hat jedes Stück eine ganz besondere Note, folgt einem gewissen Thema und fügt sich wunderbar in das Gesamtbild ein, und nur selten klingt es, als wäre das Material nicht wie aus einem Guss. Das liegt vor allem an der komplexen Gitarrenarbeit, die von Tokya und Kolf zusammen in ihren WG-Zimmern erdacht wurde. Das Ganze wird auf Bandebene mit einer wundervollen, sehr gefühlvollen Schlagzeugarbeit und zusätzlichen Blasinstrumenten und Kontrabasseinsätzen in eine epische Richtung geführt. Der klare Gesang wirkt erst ein wenig unsicher, nach und nach fallen aber erst die ganzen Feinheiten und Harmonien auf. Jukai, Waterside, Mistral und das gigantische Sol sind Trost und Seelenbalsam, während das relativ harte Origin für ein Aufhorchen sorgt.

ISLAND ist mit ihrem Debütalbum eine wirklich magische Stunde gelungen. Es dauert, bis sich das Material beim Hörer festigt, aber jeder Durchgang ist es wert, ihn zu erleben. Jedes Stück auf diesem Album ist totale Poesie, jede Minute ein unergründliches Geheimnis, verpackt mit einem schönen Artwork und in einer erdigen, warmen Produktion. Island ist eines der besten und eigenwilligsten Debütalben, das mir seit vielen Jahren über den Weg gelaufen ist und für Freunde von anspruchsvoller, hintergründiger und bodenlos tiefer Musik ist das ein strenger Kaufbefehl, dem nicht widersprochen werden kann.

Veröffentlichungstermin: 22. Februar 2010

Spielzeit: 56:56 Min.

Line-Up:
Christian Kolf – Guitar, Vocals, Keyboards
Florian Toyka – Guitar, Bass, Vocals

Rafael Calman – Drums
Christian Toyka – Brass
Jan Buckard – Contrabass

Produziert von ISLAND
Label: Vendlus Records

Homepage: http://www.islandband.de

MySpace: http://www.myspace.com/islandofficial

Tracklist:
1. Jukai
2. Waterside
3. Nadir
4. Mistral
5. Origin
6. Harbour
7. Sol

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