blank

TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA: Night Castle

Mit vielen Jahren Verspätung liefert Paul O`Neill nun eine gewohnt epische Rockoper ab, die mit einer bewegenden Geschichte und einigen wunderschönen Liedern begeistert.

Das fünfte Album von TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA scheint wenig mehr zu sein als das Beiwerk zur alljährlichen Weihnachtstour der als SAVATAGE-Nebenprojekt gestarteten Band. Zwei CDs und 68 Seiten Inlay stehen 138 Auftritte in zwei Monaten gegenüber. Auf die bislang zwei Millionen verkauften Exemplare des Debüts “Christmas Eve And Other Stories” kommen jährlich alleine Pyros im Wert von zwei Millionen Dollar für die bombastische Live-Show. Keine Frage, hier wird geklotzt, nicht gekleckert. Dass die Rechnung aufgeht, zeigt sich etwa dann, wenn etwa ein Auftritt im Madison Square Garden innerhalb von Stunden ausverkauft ist.

Musikalisch hat sich erstaunlich wenig verändert. Dass die Veröffentlichung um etliche Jahre nach hinten verschoben wurde, liegt wohl eher am Umfang von “Night Castle”, bei dem es sich wie zu erwarten erneut um ein hoffnungslos überproduziertes Konzeptalbum handelt. Spätestens wenn man Rob Evan hört, wie er sich am Ende von “Epiphany” den inneren Konflikt von der Seele singt, erkennt man aber, dass sich das Warten gelohnt hat und das Paul O`Neill einmal mehr eine erstklassige Rockoper abgeliefert hat. Die Mischung als MEAT LOAF-artigem Hardrock, Klassik-Pop und einer handvoll Feiertagsglitzer könnte sicher auch in Europa groß herauskommen. Da sich die Vermarktungsstrategie ausschließlich auf die USA konzentriert, bleibt das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA aber wohl auch weiterhin der Geheimtipp von SAVATAGE-Fans. Für die Anhänger der 80er-Scheiben ist “Night Castle” wie bereits die Vorgänger vollkommen uninteressant. Bei “Another Way You Can Die” (von Jeff Scott Soto gesungen) werden dafür Erinnerungen an “Dead Winter Dead” wach und als Bonus zu den Konzeptsongs gibt es eine Neuaufnahme des Bandklassikers “Believe”. Bedauerlicherweise kann der voluminöse Gesang von Tim Hockenberry nicht mit dem Charme und Gefühl von Jon Olivas 1991er “Streets“-Aufnahme mithalten.

Die Geschichte, die im Laufe des Albums erzählt wird, braucht zwar einmal mehr reichlich erklärenden Zwischentext im Inlay. Doch am Ende herrscht trotz Kitsch und Pathos einmal mehr Gänsehautatmosphäre. Auch wenn Weihnachten nicht in der Handlung vorkommt, passt “Night Castle” somit bestens in die Adventszeit.

Da das bisherige Erfolgsrezept rigoros wiederverwertet wird, schwächeln leider einzelne Zwischenteile. Sämtliche Stilelemente sind bereits bekannt und wurden auf “Beethoven`s Last Night” noch ein ganzes Stück besser verwendet. Zum Einstieg kann ich “Night Castle” deshalb nur bedingt empfehlen. Eine würdige Ergänzung jeder TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA-Sammlung ist das Doppelalbum aber mit Sicherheit. Und einmal mehr kann man mit der Musik E-Gitarren und Rockmusik an Orte (bzw. Weihnachtsfeste) schmuggeln, wo sie traditionell nicht hingehören.

Veröffentlichungstermin: 27.10.2009

Spielzeit: 121:21 Min.

Line-Up:
Jay Pierce: Gesang (“Childhood Dreams”, “The Safest Way Into Tomorrow”)
Tim Hockenberry: Gesang (“Sparks”, “Believe”)
Jeff Scott Soto: Gesang (“Night Castle”, “Another Way You Can Die”, “Dreams We Conceive”, “Time Floats On”, “The Safest Way Into Tomorrow (Reprise)”)
Rob Evan: Gesang (“There Was a Life”, “Epiphany”)
Jennifer Cella: Gesang (“Father, Son, and Holy Ghost”, “Remnants of a Lullaby”)
Alexa Goddard: Gesang (“Child of the Night”)
Valentina Porter: Gesang (“Child of the Night”)
Paul O`Neill: Gitarre
Robert Kinkel: Keyboards
Jon Oliva: Keyboards
Al Pitrelli: Gitarre
Chris Altenhoff: Bass
Luci Butler: Keyboards
Chris Caffery: Gitarre
Shih-Yi Chiang: Keyboards
Roddy Chong: Geige
Angus Clark: Guitars
Jane Mangini: Keyboards
Johnny Lee Middleton: Bass
John O. Reilly: Schlagzeug
Anna Phoebe: Geige
Jeff Plate: Schlagzeug
Alex Skolnick: Gitarre
Derek Wieland: Keyboards
Dave Wittman: Schlagzeug, Gitarre, Bass
Greg Lake: Bass (“Nutrocker”)

Produziert von Paul O`Neill
Label: Atlantic

Homepage: http://www.trans-siberian.com

Tracklist:
1. Night Enchanted
2. Childhood Dreams
3. Sparks
4. The Mountain (Instrumental)
5. Night Castle
6. The Safest Way into Tomorrow
7. Mozart And Memories (Instrumental)
8. Another Way You Can Die
9. Toccata – Carpimus Noctem (Instrumental)
10. The Lion`s Roar (Instrumental)
11. Dreams We Conceive
12. Mother and Son
13. There Was a Life
14. Moonlight And Madness
15. Time Floats On
16. Epiphany
17. Bach Lullaby (Instrumental)
18. Father, Son & Holy Ghost
19. Remnants of a Lullaby
20. The Safest Way Into Tomorrow (Reprise)
21. Embers (Instrumental)
22. Child of the Night
23. Believe
24. Nutrocker (Instrumental)
25. Carmina Burana
26. Tracers (Instrumental)

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner