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THE BLACK DAHLIA MURDER: Gigantischer Sexappeal

Um "Deflorate", das vierte und mit Abstand bisher beste Album von THE BLACK DAHLIA MURDER zu feiern geht ein netter Fragenkatalog an Gitarrist Brian Eschbach, der recht kurz angebunden, aber mit dem nötigen Sarkasmus alles zu "Deflorate", dem neuen Gitarristen Ryan, einer verlorenen Schlacht gegen Barbara Streisand und dem Monster auf dem Cover erzählt.
 

Um Deflorate, das vierte und mit Abstand bisher beste Album von THE BLACK DAHLIA MURDER zu feiern geht ein netter Fragenkatalog an Gitarrist Brian Eschbach, der recht kurz angebunden, aber mit dem nötigen Sarkasmus alles zu Deflorate, dem neuen Gitarristen Ryan, einer verlorenen Schlacht gegen Barbara Streisand und dem Monster auf dem Cover erzählt. Aber zunächst mal will ich wissen, was Brian tun würde, wenn er an einem regnerischen Tag erwachen würde, und es gibt keinen Metal mehr. Er erinnert sich nicht einmal daran, dass er mal bei THE BLACK DAHLIA MURDER gespielt hat. Ich glaube, ich werde anfangen Tiere zu vergewaltigen und auf Babys in ihren Krippen zu scheißen. Und was würdest du tun? Da denke ich lieber gar nicht drüber nach.

Stattdessen geht es jetzt um Deflorate, das bisher beste Werk in der Karriere von THE BLACK DAHLIA MURDER. Diese simple, ehrliche Basis, auf der die fünf Jungs aus Detroit aufbauen, ist mit ein Grund warum ihre Band so groß geworden sind. Denn, so Brian: Ja, da stimme ich zu. Aber auch unser Sexappeal ist gewaltig, nicht zuletzt dadurch verkaufen wir viele Alben. Vielleicht liegt der wiederkehrende Erfolg aber auch daran, dass Deflorate der konsequente Nachfolger von Nocturnal ist, nur in perfektionierter Form. Und dass ganz ungeniert im europäischen Death Metal gewildert wird. Natürlich stehen wir nicht nur auf schwedische Bands und CARCASS, sondern auch auf US-Death Metal. Ich hoffe eigentlich, dass unser Drumming und andere Details das deutlich machen. Auf die Musik bezogen sind wir sozusagen ´Bürger dieses Planeten´ und stammen nicht von einem einzelnen Kontinent oder eines einzelnen Landes. Necropolis, Christ Deformed und Eyes Of Thousand sind nur ein paar von vielen Hits auf Deflorate. Aber diese neue Eingängigkeit ist nicht neu, Brian empfindet sie viel mehr als Kompliment. Es war schon immer unsere Absicht jedem Song eine eigene Identität einzuhauchen, und das wird auch immer so bleiben.

THE BLACK DAHLIA MURDER verwenden neuerdings immer wieder ein paar altmodische Thrash Metal-Riffs um das Gesamtbild zu verbreitern. Dabei fügt sich dieses Element gekonnt in den brutalen Death Metal-Mix ein. Es ist eine

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Sie leiden unter den grausamen Fragen eines Journalisten: Drei versteinerte Bandmitglieder von THE BLACK DAHLIA MURDER.

Berufung, nehme ich an. Aber das ist doch das selbe, wie ein Bauchgefühl. Nicht nur vom Bauch her passt sein Fast-Namensvetter Ryan als neuer zweiter Gitarrist perfekt zur Band, auch wenn dieser sich kreativ, außer mit seinen Soli noch nicht so einbringen konnte, wie es in Zukunft der Fall sein wird. Aber das hört man ja schon an der ähnlichen Ausrichtung von Nocturnal und Deflorate. Oder, Brian? Wir haben außer den Soli zwei Songs auf ´Deflorate´ zusammen geschrieben, aber ich bin mir sicher, in Zukunft werden wir deutlich enger zusammen arbeiten. Die geringen stilistischen Unterschiede erklären sich so: Ryan kannte natürlich THE BLACK DAHLIA MURDER schon früher. Er wusste, was er einbringen konnte. Ist der neue an Bord nun das Ende der vielen Besetzungswechsel der Vergangenheit? Das Line-Up ist so nahe an der Perfektion, wie nur irgend möglich. Alle Bandmitglieder sind auf derselben Wellenlänge, das ist großartig!
Bei so viel Harmonie müsste das Songwriting eigentlich recht flott passiert sein. Außerdem klingt Deflorate ja auch nach einem spontanem Album. Aber, so Brian: Dieses Album wurde in ungefähr zehn Wochen geschrieben, verteilt auf einen Zeitraum von sechs Monaten. Dann lag es vielleicht doch an der technischen Verbesserung. Denn Deflorate ist makellos, Shannons irres Drumming ist begeisternd und passt perfekt zu den beeindruckenden Riffs und Soli. Ich glaube, es schadet nicht, eine knallharte Rhythmussektion in der Band zu haben, meint Eschbach trocken.
Auch an Deflorate hat Produzent Jason Suecof mit seinem druckvollen, klaren Mix wieder Hand angelegt, während Mark Lewis wieder THE BLACK DAHLIA MURDER aufnahm. Und diese Zusammenarbeit rührte nicht daher, dass alle anderen Produzenten und Tontechniker ausgebucht waren. Brian findet deutliche Worte: Die beiden waren für die fünfwöchigen Aufnahmen zweifellos unsere erste Wahl. Andere Produzenten können uns mal.

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Ich bin froh, dass die Fans uns immer noch mögen, auch wenn sie wissen, dass wir Verlierer und Fettsäcke sind. Gitarrist Brian (rechts) sieht seine Band ganz selbstkritisch…

Das von Tony Koehl angefertigte Artwork ist großartig und lässt viel Spielraum für Assoziationen. Sind die versteinerten Typen auf dem Cover etwa Downloader, die sich illegal Alben von THE BLACK DAHLIA MURDER besorgt haben, während die Band das große, grausame, rachsüchtige Monster symbolisiert und die Mönche die Typen von METAL BLADE darstellen? Brian verneint: Nein, das sind wir, die Band. Das Monster bist du, der Interviewer und die Versteinerung bedeutet, dass unsere Hirne zu Brei werden, haha. Das war nur Spaß, Alter! Verstehe, Herr Eschbach. Um mein erhitztes Gemüt zu beruhigen, verrät Brian noch, dass es eine für dieses Cover passende Vinylauflage geben wird. Tony Koehl, der Künstler hinter diesem gewaltigen Old-School-Artwork ist übrigens kein alter Bekannter der Band. Trevor hat ihn per E-Mail angeschrieben und so ist die Zusammenarbeit ins Rollen gekommen.
Da ist der Titel des Albums schon reißerischer, als eben genannte Anekdote. Deflorate, das klingt nach Hohn, Vergewaltigung, Bestialität. Und so ähnlich sieht es Brian: Es bedeutet die Unschuld, Reinheit und Keuschheit von etwas oder jemandem zu stehlen. Und ja, darum geht es auch ein wenig in den Texten. Allerdings – mit dieser Menge an Blasphemie und Weltuntergangsgedöns ließen sich einige altmodische Horrorfilme drehen. Und doch gibt es wieder Songs mit einigermaßen realistischem Hintergrund. Das Einfrieren eines Menschen in der Hoffnung seine Krankheit eines Tages heilen zu können, wie in That Which Erodes The Most Tender beschrieben, ist immerhin real. Denounced, Disgraced hingegen basiert einigermaßen auf unserem wirklichen Leben, so Brian.

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…und selbstbewusst: Unser Sexappeal ist gewaltig.

Kürzlich haben THE BLACK DAHLIA MURDER ihre DVD Majesty veröffentlicht, die in den Kanadischen DVD-Charts nur von BARBARA STREISAND übertrumpft werden konnte. Irgendwie traurig, dass ausgerechnet BARBARA STREISAND über Death Metal triumphiert. Aber wie fühlte sich der bisher größte kommerzielle Erfolg im Leben der fünf Musiker eigentlich an? Ich bin froh, dass die Fans uns immer noch mögen, auch wenn sie wissen, dass wir Verlierer und Fettsäcke sind, gibt sich Brian Eschbach selbstkritisch. Als würde die ganze Musikmacherei nur aus DVDs bestehen, ist als Bonus bei Deflorate auch eine ebensolche dabei. Das ist aber keine Werbung für diejenigen, die ´Majesty´ noch nicht besitzen, das ist eher ein kleiner Nachfolger. Plötzlich scheint der Gitarrist von THE BLACK DAHLIA MURDER etwas frustriert: Offensichtlich muss man heutzutage dauernd Prämien anbieten, nur um eine beschissene, physische CD zu verkaufen.
Als würde es nicht genügend visuelles von THE BLACK DAHLIA MURDER geben, ist momentan auch noch ein sehr untruer Clip zu Necropolis im Umlauf. Wenn Bowling und Death Metal zusammen treffen, sollten wenigstens die Köpfe der Band rollen, oder etwa nicht? Brian gesteht: Das war meine blöde Idee. Und es war wieder eine Arbeit von Robbie Tassaro, der auch schon ´Majesty´ produziert hat.

Jetzt ist aber erstmal Schluss mit Bowlen, im Anschluss an die Veröffentlichung zu Deflorate steht wieder endloses touren an. Ist der Gründer von THE BLACK DAHLIA MURDER diesem noch nicht überdrüssig? Nein. Ich habe wirklich nichts besseres zu tun. Na dann, zum Abschluss noch ein richtiges Horrorszenario. Brian, stell dir vor, du wachst morgen auf, du lebst noch bei deiner Mutter und sie weckt dich mit den Worten: Wach auf, Junge. Es tut mir leid dir mitteilen zu müssen, dass Death Metal gestorben ist und es nie wieder Death Metal geben wird. THE BLACK DAHLIA MURDER covern ab sofort nur noch THE MONKEYS. Was tust du? Ich werde ganz ernsthaft aufhören Musik zu machen. Sehr konsequent, Mr. Eschbach!

Bilder: (c) Metal Blade Records

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