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IN DREAD RESPONSE: From The Oceanic Graves

Eine vertonte Seeschlacht, deren Ende dramatischer nicht sein könnte.

Dunkle Wolken bis zum Horizont, Blitze durchzucken den pechschwarzen Himmel. Der Seegang ist wild und ungezügelt. Regentropfen prasseln wie Trommelschläge auf die Holzplanken und vermischen sich dort mit dem kalten Spritzwasser der Wellen, welche am mächtigen Rumpf des Dreimasters brechen. Doch die Mannschaft trotzt dem Unwetter, stemmt sich dem Sturm entgegen, manövriert das Schiff durch meterhohe Wogen und lädt zugleich die Kanonen. Unter ohrenbetäubendem Lärm reißen die Geschosse Löcher in die Schiffswand, Masten brechen, der Stolz der feindlichen Flotte versinkt in den stürmischen Fluten, während dessen Besatzung verzweifelt versucht, dem Sog des Wracks zu entkommen…

Was nach Szenen eines opulenten Hollywoodfilms klingt, sind in Wirklichkeit Bilder, die sich beim Hören von “From The Oceanic Graves” vor dem geistigen Auge abspielen. Dabei dreht sich das Debütalbum der Neuseeländer von IN DREAD RESPONSE inhaltlich in Wirklichkeit nur bei einigen wenigen Songs primär um die Seefahrt. Dass dennoch diese Thematik im Kopf dominiert, liegt unter anderem am großartigen Artwork von Andhe Chandler und Trajan Schwencke, welche dem kompletten Booklet einen entsprechenden Anstrich verpasst haben. Die dargestellten, erbarmungslosen Seeschlachten spiegeln sich zudem unüberhörbar in der Musik wider.

IN DREAD RESPONSE verbinden Härte mit Epik und Melodie

Zwischen melodischem Death Metal und Ausläufern des Black Metals erschafft das Quintett einen intensiven und flächigen Klangteppich, der gekonnt Härte und Geschwindigkeit mit Epik und Melodie verbindet. Während den Gitarren stets ein Hauch Verzweiflung und Dramatik anhaftet, sorgt vor allem Drummer Alex Bird dank seinem teils wahnsinnig schnellen und stets hochabwechslungsreichen Spiels für eine aggressive und erbarmungslose Basis, die den Härtegrad auf einem durchgehend hohen Level hält. Frontmann Sean O’Kane-Connolly stimmt in diesen Tenor ein, verzichtet mit Ausnahme von “Call Of The Carrion” komplett auf Clean-Vocals und setzt bei seinen Screams – in den epischen Momenten entfernt im Stil von HEAVEN SHALL BURN – ebenfalls auf Melancholie und Verzweiflung, was hervorragend mit den melodischen Gitarren harmoniert. Dadurch wird insbesondere bei “Concrete Sanctuary” und “Black Soterion”, dem ausladenden Abschlusstrack, eine einzigartig dichte Atmosphäre erzeugt.

Manchmal bewegt sich “From The Oceanic Graves” nahe an der Reizüberflutung

Aufgelockert wird diese Soundwand durch vereinzelte laut-leise-Dynamik, zu hören bei Lost Avenues, welches mit ruhigen, akustischen Zwischenparts spannend gehalten wird. Diese leisen Passagen, wie man sie auch bei “Black Soterion” vor dem großen Finale antrifft, sind essentiell, um die hohe Intensität des Materials aufrecht erhalten zu können, gleichzeitig jedoch für meinen Geschmack über Albumlänge zu rar gesät. Dies resultiert letztlich im einzig signifikanten Kritikpunkt von “From The Oceanic Graves”. Aufgrund des durchgehend dichten Klangteppichs laufen IN DREAD RESPONSE manchmal Gefahr, zu eintönig zu werden, beziehungsweise den Hörer durch Reizüberflutung zu ermüden. Gemessen an der mit 62 Minuten mehr als üppigen Spielzeit hätte ein wenig mehr Dynamik dem Gesamtwerk sicherlich nicht geschadet.

Doch bleibt das im Großen und Ganzen der einzige Schönheitsfehler, denn bis auf die schwachen Kanonensamples im sonst starken “Cannons At Dawn” bietet “From The Oceanic Graves” kraftvollen, mitreißenden sowie unverbrauchten Death Metal mit einem guten Schuss Epik und Melodie, den sich Genrefans allein deshalb schon nicht entgehen lassen sollten, da IN DREAD RESPONSE für diese vertonte Schlacht ein Ende finden, wie es dramatischer nicht sein könnte.

…nachdem sich die Rauchschwaden verzogen hatten, blieb nur noch der Geruch von Schwefel in der Luft zurück. Stille lag wie ein bleierner Schleier über dem Schauplatz, als die letzten verlorenen Seelen dem nassen Grab zu entkommen hofften, indem sie verzweifelt nach einer der zahllos umhertreibenden Planken rangen.

Veröffentlichungstermin: 31.07.2009

Spielzeit: 61:37 Min.

Line-Up:
Sean O’Kane-Connolly: Vocals
Andy Chandler: Guitar, Vocals
Trajan Schwencke: Guitar, Vocals
Steve Boag: Bass
Alex Bird: Drums

Produziert von Trajan Schwencke und Steve Boag
Label: Deadboy Records

IN DREAD RESPONSE “From The Oceanic Graves” Tracklist

01. Viral Grounds
02. I Paint The World In Solitude
03. Cannons At Dawn
04. Scarecrows In The Sky
05. Concrete Sanctuary
06. Rememberance
07. Lost Avenues
08. Call Of The Carrion
09. Stillborn Kingdom
10. The Begotten
11. Black Soterion

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