A STORM OF LIGHT / NADJA: Primitive North [Split] [Doppel-LP + CD]

Ein außergewöhnliches Split-Album, schwer zu empfehlen für Freunde von nonkonformen Doom und Drone.

Was lange währt, wird hoffentlich gut werden, weil nichts ist schlimmer, als monatelang auf diverse Veröffentlichungen zu warten um schlussendlich feststellen zu müssen, dass sich die Damen und Herren Musiker kräftig verzettelt haben. Warum hat jetzt Primitive North so lange auf sich warten lassen? Seit letztem Sommer angekündigt, warten wir auf die erste Gemeinschaftsarbeit von A STORM OF LIGHT und NADJA, die beide einen ähnlichen Ansatz und Background haben, sich aber dennoch eklatant voneinander unterscheiden. Darf ich ehrlich sein? Ich weiß nicht, was so lange gedauert hat, aber ich garantiere dir, sobald du diese Schallplatte zum ersten Mal in den Händen hältst, wirst du vor Freude weinen. Zumindest in meinem, recht großen Plattenschrank gibt es eine schönere LP mit derart wundervoll schwerem, blauem Vinyl nicht oft.

Aber, aber. Wir werden doch wohl nicht zu oberflächlichen, konsumsüchtigen Doom Fans werden, die diese Musik nur hören, weil sie so angesagt ist? Natürlich nicht, denn die Musik passt sich der extravaganten Musik perfekt an. A STORM OF LIGHT erzählen von ihrer Familie, der Song Brother beginnt langsam, hypnotisch, mit leisen Gitarren und tiefem Gesang und entlädt schließlich in einem Riffgewitter, mit dem die drei Musiker aus New York gehörig die Daumenschrauben anziehen. Dynamik wird hier groß geschrieben, die Rifferuptionen wechseln sich mit atmosphärischen Passagen ab, was für ein dichtes und hochspannendes Hörvergnügen bürgt. Ähnlich läuft es mit dem zweiten Teil der Geschichte namens Sister ab, der zwar direkter auf den Punkt kommt, sich in der Mitte aber wundervoll verliert. Das liegt natürlich einerseits an der Gitarrenarbeit, auch an dem verzerrten Bass, aber gerade der Gesang fasziniert besonders, denn erstens hat sich Josh Graham gesanglich deutlich verbessert und beherrscht ein breiteres Spektrum, andererseits ist sein weiblicher Gegenpart, die Jazzsängerin Nerissa Campbell, wahnsinnig stimmgewaltig und gleichzeitig mit einer unwahrscheinlichen Melancholie in der Stimme gesegnet. Somit ist es schon ein kleiner Wettstreit, wie die Instrumentalfraktion gegen den Gesang kämpft und doch folgt das alles einem großen Plan. Fakt ist, diese beiden Songs stellen eine enorme Steigerung zu And We Wept the Black Ocean Within dar und Fakt ist, dass ich nun sehr viel vom kommenden Album Forgive Us Our Trespasses erwarte.

Nachdem die erste Seite dieser Split schon ein Volltreffer war, liegt es nun an NADJA, unsere aufgewühlten Seelen in einem Bad aus tiefem Dröhnen zu beruhigen und zu wärmen. Überraschend für mich, da ich in den letzten Jahren nur wenig Alben von den beiden Musikern aus Toronto und Berlin gesammelt habe, dass sie von einer puren Drone-Band hin zu melancholischeren Shoegaze-Klängen gewandert sind. Und das steht dem Gespann Aidan Baker und Leah Buckareff äußerst gut zu Gesicht. Hier werden sehr deutliche Parallelen zu JESU offenbart, auch wenn NADJA rauer und ungemütlicher loslegen, vor allem wenn man ihr knapp dreiundzwanzigminütiges Stück I Make from Your Eyes the Sun in der richtigen Lautstärke hört. Aber hier ist trotzdem eine Melancholie enthalten, die sich von Drone ziemlich abhebt und eher im Shoegaze beheimatet ist. Klar, dieser Song dreht und wendet sich, allerdings nur in einem gewissen Rahmen. Er fließt eben dahin, umfasst mächtige, ultratiefe Riffs und verzerrten Bass, betörenden Gesang im ganz fernen Hintergrund, Feedback, unterbewusste Geräusche, versetzt dich in Trance, das ganze Programm eben. Schön ist allerdings, dass sich diese enorm lange Nummer nicht ewig hinzieht, oder langweilt, wer sich darauf einlässt, kann sich hier völlig verlieren und dem ist die Zeit völlig egal.

Dennoch gefällt die Seite von A STORM OF LIGHT deutlich besser. Den Remix kriegen allerdings NADJA richtig gut auf die Reihe. Sie verwandeln auf der dritten Seite der LP das Stück Brother in einen wohlig warmen Drone-Song, der mit dem Original vor allem in der ersten Hälfte nicht allzu viel zu tun hat, während Ihre Splitpartner hier nicht so viel Arbeit haben, und die Nummer I Make from Your Eyes the Sun im Wesentlichen ein wenig verkürzen und eine Dub-Version daraus basteln. Auch wenn das gegenseitige Remixen kein essentieller Abschluss für diese Split ist, schön zu hören, dass beide Bands hiermit gegenseitig verschmelzen und somit einen geschlossenen Gesamteindruck erzeugen. Freunde beider Bands, aber auch von ungewöhnlichem Doom generell sollten sich diese fantastische Split schnellstmöglich holen, denn bei der Erstauflage ist noch die dazugehörige CD mit dabei, damit ihr auch im Auto die volle Ladung des primitiven Nordens bekommt. Von der Musik bis zur Aufmachung ein wirklich extravagantes, gänzlich stimmiges und höchst empfehlenswertes Split-Album.

Veröffentlichungstermin: 27. März 2009

Spielzeit: 66:04 Min.

Line-Up:
A STORM OF LIGHT:
Josh Graham – Vocals, Guitar, Keyboards
Domenic Seita – Bass
Vinny Signorelli – Drums
Nerissa Campbell – Session Vocals

Produziert von Joel Hamilton und Josh Graham

http://www.astormoflight.com

http://www.myspace.com/astormoflight

NADJA:
Aidan Baker – Vocals, Guitars, Drums
Leah Buckareff – Bass, Vocals

Produziert von NADJA

http://www.nadjaluv.ca

http://www.myspace.com/nadjaluv
Label: Robotic Empire

Tracklist:
1. Brother (A STORM OF LIGHT)
2. Sister (A STORM OF LIGHT)
3. I Make from Your Eyes the Sun (NADJA)
4. Brother (NADJA-Remix)
5. I Make from Your Eyes the Sun (A STORM OF LIGHT-Remix)

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