BRUTAL TRUTH: Evolution Through Revolution

Sie ziehen davon wie die jungen Wilden: Die auch 2009 unerreichbaren BRUTAL TRUTH mit ihrem sagenhaften Comeback-Album. Unverzichtbar.

…und er erwachte aus einem langen Schlaf, ein unruhiger Schlaf. Und es ward Licht. Und Grind. Voller Stolz kann ich behaupten, dass diese Einleitung zu meinen Schlechtesten aller Zeiten gehören wird, aber sagen wir mal so: BRUTAL TRUTH sind nach über zehn Jahren wieder zurück und vor lauter Freude darf man schon mal ein bisschen überdramatisieren. Außerdem, nach zehn Jahren, in denen der Grindcore bis auf wenige Ausnahmen stagniert ist, setzen BRUTAL TRUTH wieder zum Schlag in die Fresse an, so dass garantiert keiner mehr lange liegen bleibt und den ganzen schönen Sonntag verschläft.

Aber mit einem muss ich dich enttäuschen. Nach Sounds of the Animal Kingdom wird der Wahnsinn nicht noch größer. Stattdessen präsentieren BRUTAL TRUTH auf ihrem neuen Album einen wilden Mix, der ihre gesamte Diskografie auf vierzig Minuten presst. Aber allein das ist schon chaotisch und uferlos wild. Das allein kostet schon Nerven und hat ein ganz anderes Niveau als die hundertste TERRORIZER-Kopie, ganz klar. Aber so wie sich BRUTAL TRUTH auf Evolution Through Revolution sammeln und neu loslegen, kannst du dir sicher sein, dass der nächste Schritt noch folgen wird. Weil das Material von heute ist schon allein der Oberhammer. Hektisches Chaos trifft auf tödlichen Mosh, klassischen, kompromisslosen Grind und bösartige langsame, fast doomige Grooves.

Klar, das Chaos überwiegt deutlich, aber es ist nicht mehr so alles erschlagend wie auf Sounds of the Animal Kingdom, und trotzdem ist die Handschrift der Band völlig klar. Auch trotz des neuen Gitarristen Erik Burke, der aber dank seiner anderen Band SULACO schon das nötige Grundwissen mitbringt. Seine Riffs und die geil verzerrten Bassriffs von Danny Lilker, sowie das völlig irre Drumming von Rich Hoak erschaffen zwanzig brandneue Songs, die dir die Eier rasieren. Somit gibt es zukünftige Klassiker wie den Opener Sugardaddy, Daydreamer, Get a Therapist… Spare the World, der Titelsong, Detached“, Global Good Guy, Itch und das abschließende tonnenschwer groovende Grind Fidelity. Ach weißt du was, egal in welchen Song du reinhörst, keiner wird dich enttäuschen, dafür gebe ich dir Brief und Siegel.

Eine besondere Nummer hat sich trotzdem noch auf Evolution Through Revolution eingeschlichen, das unheimliche, düstere und atmosphärische Semi-Automatic Carnation, das ziemlich an GODFLESH erinnert. Und das Augenzwinkern kommt auch nicht zu kurz: Mit Branded gibt es den legitimen Nachfolger zu Collateral Damage zu hören. All das zusammen mit den intelligenten, kritischen Texten von Kevin Sharp, der auch eine bravouröse Gesangsleistung darbietet, wird Evolution Through Revolution das bislang essentiellste Genrealbum des Jahres, oder sagen wir der letzten fünf Jahre. Auch die heftige, chaotische Produktion unterstreicht den sensationellen Gesamteindruck und zerquetscht dich wie die berühmte Straßenwalze.

BRUTAL TRUTH mögen über vierzig sein, zugenommen haben, schon graue Haare im Bart haben, aber sie sind ab 2009 wieder die Chefs im Grindcore, mit der Energie von jungen, autonomen, wütenden Studenten in den Sechzigern und frühen Siebzigern. Manchmal gibt es eben doch ein Happy End. Nieder mit dem Establishment!

Veröffentlichungstermin: 17. April 2009

Spielzeit: 41:18 Min.

Line-Up:
Kevin Sharp – Vocals
Erik Burke – Guitar
Danny Lilker – Bass
Rich Hoak – Drums

Produziert von BRUTAL TRUTH
Label: Relapse Records

Homepage: http://www.brutaltruth.com

MySpace: http://www.myspace.com/brutalfuckingtruth

Tracklist:
1. Sugardaddy
2. Turmoil
3. Daydreamer
4. On the Hunt
5. Fist in Mouth
6. Get a Therapist… Spare the World
7. War is Good
8. Evolution Through Revolution
9. Powder Burn
10. Attack Dog
11. Branded
12. Detached
13. Global Good Guy
14. Humpty Finance
15. Semi-Automatic Carnation
16. Itch
17. Afterworld
18. Lifer
19. Bob Dylan Wrote Propaganda Songs
20. Grind Fidelity

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