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WOLVES IN THE THRONE ROOM: Black Cascade

Wunderschön, grimmig, echt, rau, groß, tief, geheimnisvoll und unglaublich. Eine Neudefinition für das Genre "Black Metal".

Die Bergregion, die sich vom Nordwesten Kaliforniens bis in den Süden Kanadas erstreckt, wird Cascadia genannt. Das klingt nicht nur märchenhaft, es muss ein wundersamer Ort sein. Angesiedelt in den Wäldern dieser Region sind WOLVES IN THE THRONE ROOM, die in den letzten Jahren für Aufsehen, nicht nur im Black Metal, sondern generell im Underground gesorgt haben und mit ihrer ungewöhnlichen Philosophie den ein oder anderen davon überzeugt haben dürfte, dass es im Black Metal nicht um Hass geht, sondern um Melancholie, Liebe und vor allem Umdenken. Wer das nicht nachvollziehen kann, der muss sich in diese Welt hineinleben, der muss Black Cascade mit Haut und Haaren erfahren, selbst wenn es viel rauer, grimmiger und schnörkelloser sein mag, als Two Hunters.

Denn hier haben sich WOLVES IN THE THRONE ROOM darauf bestärkt, das Element der Hypnose, des Trance auch auf CD zu bannen. Im Endeffekt ist Black Cascade recht geradlinig, folgt seiner Linie, seinem Weg, sieht sich zwar um und bedient sich auch nach wie vor anderer Musik als nur dem Black Metal, wirkt aber nicht wie ein Kind im Wald, das alles mitnehmen muss, das es findet. Ein einfaches Werk ist Black Cascade nicht geworden, es ist komplex, mysteriös, umgeben von einer ganz eigenen Aura, einer Atmosphäre, die nur die Musik von WOLVES IN THE THRONE ROOM inne hat. Umso überraschender, dass gleich mit dem beginnenden Wanderer Above the Sea of Fog ein wohliger Schauer über den Rücken läuft, denn es erhebt sich schon nach kurzer Zeit eine Melodie, die glücklich macht. Es ist das einzige Mal auf diesem Album, dass so ein Moment vorkommt. Dafür setzen die drei Musiker auf Riffs, in ihrer ganzen Pracht, die Hauptsache ist, sie lassen sich auf eine Art und Weise mit dem Drumming verbinden, dass es den Hörer einsaugt.

Das mag auf den ersten Blick schon boshaft wirken, aber selbst hinter einem aggressiven, schnellen Stück wie Ahrimanic Trance steckt die Melancholie, Schönheit und der Charakter dieser Landschaft. Und umso unberührter sie ist, desto rauer ist sie. Und genau das ist der Ansatz von Black Cascade. Diese vier Stücke haben einen eindeutigen Live-Charakter, keinen überflüssigen Bombast, nicht mal Frauengesang oder Akustikgitarren. Dafür ein großartiges, raues Soundgewand, aufgenommen auf Equipment aus den Siebzigern, wieder produziert von Randall Dunn, der einen einzigartigen, warmen und lebendigen Sound verschafft. Das passt zur Musik, denn die ist weder misanthropisch oder nihilistisch, aber positiv gestimmt und voller Zuversicht. Zumindest fühlt sich der Hörer nach dieser fünfzigminütigen Meditation so.

Keiner der vier Songs geht unter zehn Minuten, jede Komposition fühlt sich wohl, wenn sie atmen kann, sich entfaltet und mit den vielen Facetten zu einem großen Bild im Kopf des Hörers wird. Besonders gut gelingt das bei den beiden letzten Stücken, Ex Cathedra und Crystal Ammunition, in denen das eins werden des Hörers mit der Musik auf unglaubliche Art und Weise gelingt. Ex Cathedra schafft es sich von leisem Rauschen hin über alle Geschwindigkeitsregionen zur puren Raserei aufzubauen, ohne dass der Fluss der Musik unterbrochen wird, auch nicht durch das leise Zwischenstück mit den sanften Synthesizern. Ähnlich sieht es bei Crystal Ammunition aus, dass bereits mit Blast Beats und klirrenden Gitarren beginnt, sich aber zu einem unglaublich großen Song entwickelt, der zu Tränen rührt und ein wundervolles Finale für diese CD bereit hält.

Wieder einmal brillieren die Gitarristen mit ihren Riffs und dem warmen, wundervollen Gitarrensound, Schlagzeuger Aaron Weavers Rhythmen sind eindeutig im Punk verwurzelt, und daher sehr direkt, aber gleichermaßen verspielt und gehen immer durch Mark und Bein. Das Geschrei ist das Element an WOLVES IN THE THRONE ROOM, das noch am ehesten an bitterbösen, frostigen Black Metal-Underground denken lässt, und deshalb ist er sehr vorsichtig und mit Bedacht eingesetzt, hier werden nicht hirnlos die einzelnen Elemente der Songs zugeschrieen, hier wird mit Kopfchen gearbeitet. Und trotz dieser bewussten Art zu komponieren klingen die Stücke ganz organisch, sie leben geradezu.

Das Infoschreiben spricht von musikalischer Alchemie, ein sehr schöner Ausdruck für diese Art des Songschreibens. Und diese Alchemie hat einen unglaublichen Einfluss auf den Hörer. Also bitte, lass das Copsepaint im Badezimmer, den Nietengürtel im Schrank. Höre das Album auf einer wunderschönen Bank im Wald und nimm das Drumherum wahr. Black Cascade ist ein Album, das voller Seele und Magie ist, das von Gegensätzen lebt und es gelernt hat, diese auch auszuspielen. Mit Black Cascade hat sich der Verdacht voll und ganz bestätigt, dass es WOLVES IN THE THRONE ROOM geschafft haben, das Genre Black Metal neu zu definieren, deshalb sind sie eine der wichtigsten neuen Bands in den letzten zehn, fünfzehn Jahren. Darf ich ehrlich sein? Ich glaube, dieses Album kann in diesem Jahr nicht mehr übertroffen werden, egal was da noch so am Horizont funkelt.

Veröffentlichungstermin: 27. März 2009

Spielzeit: 50:00 Min.

Line-Up:
Nathan Weaver – Vocals, Guitar
Will Lindsay – Vocals, Guitar
Aaron Weaver – Drums

Produziert von Randall Dunn und WOLVES IN THE THRONE ROOM
Label: Southern Lord Recordings

Homepage: http://www.wittr.com

MySpace: http://www.myspace.com/wolvesinthethroneroom

Tracklist:
1. Wanderer Above the Sea of Fog
2. Ahrimanic Trance
3. Ex Cathedra
4. Crystal Ammunition

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