TWILIGHT [Filmkritik Kino]

Wälder, Volvos und vegetarische Vampire…

Bücher werden immer wieder als sterbendes Medium bezeichnet. Die ach so schlimme Jugend würde höchstens einen PISA-Test über Bravo-Artikel schaffen, ein Artikel mit mehr als drei Seiten überfordert die Konzentration der Nullerjahrejugend. Aber die Bücher lassen sich nicht totkriegen. Nach dem Erfolg der Harry Potter-Schunkenreihe aus England ist es nun wieder eine Mutter, die über Nacht zu Schriftstellerruhm kommt. Stephenie Meyers Vision von Edward dem Vampir kam ihr in einem Traum und die Buchreihe der Mormonin ist mittlerweile zur Tetralogie angewachsen. Und endlich kommt die Verfilmung des ersten Twilight-Bandes (Bis(s) zum Morgengrauen) auch in Europa in die Kinos.

Edward Cullen (Robert Pattinson) und Bella Swan (Kristen Stewart) zieren die Bravotitelseite, Informationen über Vampire finden sich im Heft gleich neben Einzelheiten zu High School Musical und Dr. Sommer. Klar – Twilight ist wie die Bücherreihe auf (zumeist weibliche) Teenager zugeschnitten. Die Besetzung der Schauspieler ist perfekt, der Hauptschauplatz – die High School in Forks, Washington – entspricht dem typischen amerikanischen Teenie-Filmklischee. Und doch ist da mehr – stilvolle, neblige Naturimpressionen (die Wälder scheinen einem Black Metal-Cover entsprungen), einige witzige Dialoge, die auch bei Ü30-Zuschauern männlichen Geschlechts für Schmunzeln sorgen und eben – die romantische Geschichte von Bella und Edward.

Bella zieht in der Mitte des Semesters zu ihrem Vater und lernt an der High School den zauberhaft bleichen und mysteriösen Edward Cullen kennen. Dieser versucht sich erst von ihr fernzuhalten, rettet ihr wenig später heroisch das Leben und lässt die Liebe zu Bella schliesslich doch zu. Romeo und Julia 2008. Er ist ein Vampir, sie eine Sterbliche; statt auf dem Pferd kommt der Held der Schönen mit einem silbrigen Volvo zu Hilfe. Anders als bei Romeo und Julia sind sich die Familien nicht spinnefeind, doch das Umfeld der Liebenden führt dennoch zu Komplikationen.

Twilight glänzt durch eine gefühlvolle Adaption des Buches, einem Gänsehautsoundtrack (unter anderem mit dem Klassesong Supermassive Black Hole von MUSE) und reizvollen Brüchen mit den typischen Vampirklischees – so spielen die Cullens Baseball und sehen sich als Vegetarier, da sie sich von Tierblut ernähren. Gruselig ist das Ganze nie, sondern romantisch-ästhetisch düster, eine Art Interview with a vampire, nach welchem auch Dreizehnjährige ohne Alpträume schlafen können. Hartgesottene Brutalofans dürfen sich von so viel Lieblichkeit angeekelt abwenden. Ich für meinen Teil kann mich nur völlig von Objektivität befreit erneut ins Kino begeben und frei nach CRADLE OF FILTH begeistert ausrufen: Suck my blood and fuck my soul, Edward Cullen!

Veröffentlichungstermin: 05.02.2009

Spielzeit: 122:00 Min.

Line-Up:
Regisseurin: Catherine Hardwicke
Darsteller:
Robert Pattinson: Edward Cullen
Kristen Stewart: Bella Swan

Label: Summit Entertainment / Goldcrest Films

Homepage: http://www.twilightthemovie.com

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