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NAPALM DEATH: Time Waits for No Slave

Eine neue Facette im Universum von NAPALM DEATH und ein absolutes Killerteil.

Schon erstaunlich, dass manche Bands im Laufe der Zeit immer wütender und gnadenloser werden, anstatt sich mehr auf die faule Haut zu legen und in die Lounge-Richtung tendieren. NAPALM DEATH haben eben die Wut im Blut und kennen keine Gnade, wenn es darum geht, denen ins Gesicht zu brüllen, die es verdient haben, und denen ein Anker zu sein, die meinen, sie würden ihr Leben lang alleine dastehen und keiner würde sie verstehen. Da können auch achtundzwanzig Jahre des Lärmens keine Verschleißerscheinungen aufkommen lassen. Diese Mission ist nämlich auf Ewig aktuell.

NAPALM DEATH sind noch immer wütend

Und so sind NAPALM DEATH auch auf dem gefühlten fünfzigsten Album immer noch scheiße schlecht drauf, selbst wenn Time Waits for No Slave einen hörbar anderen Weg geht als die letzten Werke. Hier ist extrem viel Groove im Spiel, viel Uptempo und dafür schon deutlich weniger Blast Beat und Hochgeschwindigkeitsgeprügel. NAPALM DEATH erweitern ihren charakteristischen Klang mit vielen altmodischen Punk- und Hardcore-Elementen und verarbeiten diese ungewohnt vertrackt. Hier wird die Waage perfekt zwischen Eingängigkeit und Anspruch gehalten. War The Code is Red… Long Live the Code ein schon fast doomiges Album und Smear Campaign furios und brutal, ist Time Waits for No Slave ein neuer, frischer Blickwinkel im Universum des Quartetts.

So scheuen sich NAPALM DEATH auch nicht, GODFLESH Tribut zu zollen, wie im sehr düsteren Passive Tense, oder gar den noisigen Geist von UNSANE und den SWANS aufleben zu lassen, zu hören in Procrastination no the Empty Vessel. Daneben gibt es aber bandtypische Killer, und zwar von einer Qualität, die seit Enemy of the Music Business nicht mehr zu hören waren. Der Opener Strong-Arm fegt sogleich gnadenlos über den Hörer hinweg, dass sich dieser gleich zu Hause fühlt. Danach kommt mit Diktat ein abwechslungsreicher, enorm wilder und eingängiger Hit, ganz nach dem Geschmack eines jeden Anhängers dieser Truppe. Absolut tödlich sind außerdem der Titeltrack mit seinem markerschütternden Groove, Downbeat Clique und Feeling Redundant, die mit ihrer genialen Simplizität das Maximum herausholen. Die einzige Qualitätsausnahme ist das zu gleichförmig groovende Life and Limb, das den hervorragenden Gesamteindruck des Albums aber trotzdem nicht schmälert.

Auf Time Waits for No Slave gibt’s keine müden Momente

Vierzehn Songs mit einer Länge von gut fünfzig Minuten sind im Grindcore eine absolute Ausnahme, aber bei Time Waits for No Slave treten keinerlei Ermüdungserscheinungen, weil NAPALM DEATH eine unwahrscheinlich ausgewogene Mixtur parat haben, die stets aufregend und spannend ist. Die Darbietung der Instrumentalisten ist sensationell, dieses Mal ist es vor allem Gitarrist Mitch Harris, der einen kreativen Höhenflug erlebt und neben seinen typischen Riffs genügend Wille zum Experiment zeigt. Passend dazu agiert die Rhythmussektion, die selten versierter zu hören war, aber auch Barney verleiht seiner einmaligen Stimme einige neue Dimensionen, was sich zwar eher auf Details bezieht und im Hintergrund abläuft, aber für die nötige Würze sorgt.

Festzustellen bleibt, dass NAPALM DEATH so motiviert, mutig und angepisst klingen, wie seit Enemy of the Music Business nicht mehr. Time Waits for No Slave ist ein originelles, spannendes und anspruchsvolles Album geworden, das man dieser Band nicht unbedingt zugetraut hätte, selbst wenn sie schon einige Meilensteine in ihrer Karriere abgeliefert haben. Passend dazu ist das sensationelle Artwork. Leider ist jedoch erneut die Produktion, die zwar massiv ist, aber zu wenig Bässe parat hat, ein kleines Manko. Doch Fans von NAPALM DEATH, Grindcore und brutaler Musik im Allgemeinen dürfen sich dieses erste, wahnsinnig intensive Highlight des Jahres keinesfalls entgehen lassen. Absolutes Killerteil.

Veröffentlichungstermin: 23. Januar 2009

Spielzeit: 50:13 Min.

Line-Up:
Mark Barney Greenway – Vocals
Mitch Harris – Guitar
Shane Embury – Bass
Danny Herrera – Drums

Produziert von Russ Russel
Label: Century Media Records

Homepage: http://www.napalmdeath.org

MySpace: http://www.myspace.com/napalmdeath

NAPALM DEATH: Time Waits for No Slave Tracklist

1. Strongarm
2. Diktat
3. Work to Rule
4. On the Brink of Extinction
5. Time Waits for No Slave
6. Life and Limb
7. Downbeat Clique
8. Fallacy Dominion
9. Passive Tense
10. Laurency of the Heart
11. Procrastination of the Empty Vessel
12. Feeling Redundant
13. A No-Sided Argument
14. De-Evolution Ad Nauseum

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