DARK TRANQUILLITY, POISONBLACK, FEAR MY THOUGHTS, Backstage, München, 9.11.2008

Die sympathischen Schweden von DARK TRANQUILLITY machten das erste mal seit zwei Jahren wieder Halt in München. Klar, dass man den Jungs auf ihrer "Where Death Is Most Alive"-Tour einen Besuch abstattet, zumal mit FEAR MY THOUGHTS ein hochkarätiger Support am Start war. Nur POISONBLACK wollten an diesem Abend wohl nicht so recht…

Zwei Jahre dürften es mittlerweile her sein, seit DARK TRANQUILLITY zuletzt in München aufgespielt haben. Das ist eine lange Zeit und somit ist es natürlich Ehrensache, den sympathischen Schweden im Rahmen ihrer Europa-Tour einen Besuch abzustatten. Stattfinden soll das Spektakel eigentlich in der Backstage-Halle, ist aber kurzer Hand ins größere Werk verlegt worden, da die dortige Parallelveranstaltung abgesagt wurde. Dies bedeutet also neben mehr Platz auch besseres Licht, besseren Sound und leider auch eine leerere Halle.

Statt 1000 feierwütigen Fans befinden sich bei unserer Ankunft um Punkt acht Uhr vielleicht 250-300 Menschen in der Halle, weshalb FEAR MY THOUGHTS, die bereits in den Startlöchern stehen, die schwere Aufgabe haben, vor einem äußerst lückenhaften Publikum zu spielen. Dass dieses zudem noch recht träge reagiert und keinerlei Bewegung zeigt, macht die Situation für die Band nicht gerade besser.

FEAR MY THOUGHTS

Die Freiburger lassen sich dadurch aber keineswegs aus dem Konzept bringen und legen mit dem fetzigen “The Hunted” gleich ordentlich los und präsentieren im Folgenden ihre neue Platte “Isolation” im Schnelldurchlauf. Die progressive Ausrichtung, die dort eingeschlagen wird, funktioniert auch live prächtig, weshalb FEAR MY THOUGHTS für Songs wie das an MESHUGGAH erinnernde “Death Chamber” oder das eingängige “Bound And Weakened” eifrigen Beifall ernten.

Die musikalische Neuausrichtung der Jungs schlägt sich auf der Bühne mittlerweile auch in älterem Material nieder, wie die eingestreuten krummen Rhythmen in “Blankness” unterstreichen. Neuzugang Martin macht dabei nicht nur hier eine ausgezeichnete Figur am Mikro. Zwar muss er in punkto Rampensau-Qualitäten gegenüber seinem Vorgänger Mathias zurückstecken, kompensiert diesen Umstand aber mit seiner Wahnsinnsstimme. Zum Abschluss serviert die Gruppe noch ihren Hit “Gates To Nowhere” von der letzten Scheibe “Vulcanus” und macht damit die Bühne frei für POISONBLACK – oder auch nicht.

FEAR MY THOUGHTS Setlist

01. The Hunted
02. Blankness
03. The Blind Walk Over The Edge
04. Bound And Weakened
05. Death Chamber
06. Burning The Lamb / The Sacrifice
07. Gates To Nowhere

POISONBLACK

Nach nur zehn Minuten Umbauzeit gehen erneut die Lichter aus und POISONBLACK, die Gothic-Metal Kapelle von Ex-SENTENCED-Frontmann Ville Laihiala entert die Bretter. Was dann jedoch kommt, ist nichts anderes als ein ausgestreckter Mittelfinger an alle Fans, die eigens für ihre Band angereist sind. Nach nicht einmal zehn Minuten bricht Laihiala den Auftritt noch während dem zweiten Song ab und verlässt die Halle mit der Begründung, seine – eigentlich ganz normal klingende – Stimme sei zu angeschlagen, um weiterzumachen. Der Song wird folglich auch nicht zu Ende gespielt. So macht man sich jedenfalls keine Freunde, meine Herrschaften. Die Besucher quittieren diesen Abgang mit eisigem Schweigen – keine Pfeifkonzerte, keine Buh-Rufe, nichts. Bitter nur, dass FEAR MY THOUGHTS prinzipiell hätten länger spielen können, hätte man von dieser Wendung gewusst.

Eine längere Umbaupause erwartend, gestaltete sich die Suche nach einem Sitzplatz überraschend einfach. Dem immer noch überschaubaren Ansturm und dem Rauchverbot sei’s gedankt. Im Sitzen wartet es sich bekanntlich leichter und vor allem bequemer, während auf der Bühne gerade eine Leinwand und zusätzliche Scheinwerfer aufgebaut werden. Nach knapp 40 Minuten ist es dann so weit.

DARK TRANQUILLITY

Pünktlich um halb zehn steht mit DARK TRANQUILLITY der Headliner des Tages bereit und legt mit dem Dreierpack “The Treason Wall”, “The New Build” und “Focus Shift” einen dermaßen energiegeladenen Start hin, dass man in der mittlerweile doch verhältnismäßig gut gefüllten Halle (es ist ein Sonntag) eine ganze Reihe offener Münder zu Gesicht bekommt. Dabei ist es schier unglaublich, wie diese Band fernab von jeglichen Klischees und aufgesetzten Mienen zugleich so aggressiv und doch positiv auftreten kann.

Die Formation zeigt sich in bester Spiellaune und wenn Frontmann Mikael Stanne sich nicht gerade die Seele aus dem Leib brüllt, führt er angenehm ruhig und sympathisch durch das knapp 90-minütige Programm. Ohne Zweifel, diese Band ist nicht nur deshalb so großartig, weil sie fähige Musiker in ihren Reihen hat und tolle Songs schreiben kann, sondern auch, weil ihre Mitglieder immer voll und ganz sie selbst sind und zu jeder Zeit zu einhundert Prozent natürlich wirken. Hier stehen keine Masken auf der Bühne, sondern Vollblutmusiker.

An einem Punkt greift Frontmann Mikael Stanne selbst zur Gitarre

Vielleicht ist das auch der Schlüssel zu der Magie, die stets, sogar an nicht ausverkauften Abenden wie diesem, zwischen der Band und ihrem Publikum herrscht. Natürlich trägt dazu auch das Drumherum bei, wie etwa die tolle Lightshow, die höchstens noch ein wenig mehr Farbe vertragen hätte, oder die gelungenen Projektionen, welche auf dieser Tour das Backdrop ersetzten. Letztere untermalen dabei Songs wie die Klassiker “Lethe” oder “Dreamlore Degenerate” optisch passend und runden das Gesamtbild ab.

Die Setlist orientiert sich erwartungsgemäß stark am letzten Album “Fiction“, bietet aber auch die eine oder andere Überraschung in Form von “Edenspring” oder dem von Mikael Stanne selbst auf der Gitarre gespielten Intro des Songs “Yesterworld”, welches letztendlich fließend in “Punish My Heaven” mündet. Es ist also für alle Generationen was geboten.

DARK TRANQUILLITY bescheren ein Konzert-Highlight des laufenden Jahres

Unumstrittenes Highlight dürfte allerdings dennoch einmal mehr das grandiose “ThereIn” vom “Projector“-Album sein, das nach wie vor eine der besten Nummern ist, die die Göteborger je geschrieben haben. Ähnlich wie bereits IN FLAMES im vergangenen Monat, verzichten DARK TRANQUILLITY auf klischeebehaftete Zugabenblöcke und spielen stattdessen ihr komplettes Programm am Stück, bevor sie mit “Terminus (Where Death Is Most Alive)” einen perfekten Schlusspunkt setzen. Eine Einstellung, die eigentlich Schule machen sollte.

Unterm Strich verbuchen wir die Veranstaltung also als einen großartigen Konzertabend mit zwei herausragenden Bands und einem Rohrkrepierer, welcher jedoch zumindest dafür sorgt, dass wir an diesem Sonntag nicht allzu spät nach Hause kommen. Hoffentlich finden beim nächsten Stopp der Schweden mehr Besucher den Weg in die Halle, denn verdient hätte es die Band auf jeden Fall. All jenen, die dieses Mal zu Hause geblieben sind, sei abschließend gesagt, dass sie wohl eines der besten Metal-Konzerte des Jahres verpasst haben. Nicht mehr und nicht weniger.

DARK TRANQUILLITY Setlist

01. The Treason Wall
02. The New Build
03. Focus Shift
04. The Lesser Faith
05. The Wonders At Your Feet
06. Lost To Apathy
07. Inside The Particle Storm
08. Nothing To No One
09. Edenspring
10. Lethe
11. Dreamlore Degenerate
12. Misery’s Crown
13. ThereIn
14. Yesterworld (Intro)
15. Punish My Heaven
16. The Mundane And The Magic
17. Final Resistance
18. Terminus (Where Death Is Most Alive)

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