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DONG OPEN AIR 2008: Der Bericht

More Evilor Than Skelator – dieses sprachlich höchst bedenkliche Konstrukt war das Motto des diesjährigen DONG OPEN AIR, welches dieses Mal in Rekordzeit ausverkauft war.

Das Festival

Freitag, 18. Juli 2008

Path Of Golconda | Enemy Within | Roots Of Death | Lyriel | Moder | Civilization One | Suidakra | Dark Tranquillity

Samstag, 19. Juli 2008

Grailknights | Commander | Rocket Chief | Raintime | Drone | Torian | Nohellia | Hollenthon | Sadist | Sabaton | Sabaton

Das Festival

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More Evilor Than Skelator – dieses sprachlich höchst bedenkliche Konstrukt war das Motto des diesjährigen DONG OPEN AIR, welches dieses Mal in Rekordzeit ausverkauft war. Und das trotz der unverschämten Bierpreiserhöhung um sage und schreibe 50 Prozent! Da der halbe Liter damit aber immer noch nur 1,50 € kostete, hielt sich die Aufregung in Grenzen. Zu dem Preis bekommt ihr auf anderen Festivals nicht mal ein halb so großes Bier. Die Entscheidung, den Bierverkauf über Getränkemarken zu regeln um die Getränkeausgabe zu beschleunigen, war prinzipiell gut. Schade nur, dass die Getränkeausgabe zum Teil immer noch recht lahm war. Das geht schneller – der Festivalbesucher will schnell besoffen sein, liebes DONG-Team!

Der einzige wirklich ernst zu nehmende Negativpunkt in diesem Jahr waren die kurzfristigen Absagen der beiden Headliner MORGANA LEFAY und PRIMORDIAL, die für mich den hauptsächlichen Reiz des diesjährigen Billings ausmachten. Das konnte man den Veranstaltern aber wohl kaum ankreiden. Dass mit SUIDAKRA und HOLLENTHON die Ersatzbands nicht unbedingt optimal waren – wenn auch beide Bands hervorragende Auftritte ablieferten – ist eine andere Sache. Aber kurzfristig einen bezahlbaren Ersatz zu finden ist nicht leicht. Außerdem gab es ja noch DARK TRANQUILLITY, die alleine den Trip auf den Berg schon wert waren, und die Überraschung des Wochenendes, die da SADIST hieß. Aber der Reihe nach.

Freitag, 18. Juli 2008

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PATH OF GOLCONDA

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Path Of Golconda auf dem Dong Open Air 2008
Etwas monoton: PATH OF GOLCONDA

Als das Festival von den Oberhausenern PATH OF GOLCONDA ziemlich pünktlich gegen 14.15 Uhr eröffnet wurde, war das Zelt, in dem sich die Bühne befindet, bereits spürbar besser gefüllt als bei den Opernern der vergangenen Jahre. Kein Wunder, haben sich die Death-Thrasher doch im Gegensatz zu vielen Bands, die in der Vergangenheit hatten, das Festival zu eröffnen, bereits überregional einen Namen gemacht. In den ersten Reihen gingen dann auch schon einige Leute gut ab. Insgesamt war die Resonanz aber dennoch diemeiste Zeit etwas verhalten.

Die Jungs hatten zwar sichtlich Spaß auf der Bühne und machten einen engagierten Eindruck. Der letzte Funke wollte aber dennoch nicht überspringen. Der melodische Death-Thrash besaß zwar eine gewisse Eingängigkeit, war jedoch gleichzeitig zu eintönig und arm an Höhepunkten. Besonders dem Gesang von Frontmann Manuel hätte etwas mehr Abwechslung sicher nicht schaden können. (danielw)

ENEMY WITHIN

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Die darauf folgenden ENEMY WITHIN waren kurzfristig eingesprungen. Statt Rock von SCARLET FIRE gab es nun also erneut Death/Thrash Metal, diesmal allerdings mit mehr oder weniger dezenten Hardcore-Einflüssen sowie dem ein oder anderen doomigen Slow-Motion-Part. Tatsächlich waren es eben letztere, mit denen es die Duisburger Lokalmatadoren schafften, aus dem Einheitsbrei des Genres herauszustechen.

Enemy Within auf dem Dong Open Air 2008
ENEMY WITHIN: Lokalmatadoren mit wenig Publikum

ENEMY WITHIN waren nicht nur musikalisch dreckig und prollig, wie es sich für echte Ruhrpott-Jungs eben gehört, sondern machten dies auch in den Ansagen von Sänger Christian deutlich. Dieser war auch der Aktiv-Posten der Band, während der Rest der Band leider etwas zu statisch wirkte.

Die Eigenkompositionen der Band waren schon nicht schlecht. Der Höhepunkt des Auftritts war aber dennoch die Coverversion von BONEY M.s “Daddy Cool”, welche zu “Daddy Doom” umgetauft wurde und zwischen Doom und Knüppel-Thrash wechselte. Schade, dass diesem Auftritt nicht allzu viele Leute beiwohnten. (danielw)

ROOTS OF DEATH

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Und weiter ging es mit Thrash Metal, genauer gesagt mit der modernen, metalcorelastigen Variante. ROOTS OF DEATH aus dem italienischsprachigen Teil der Schweiz konnten auch nicht mehr Leute ins Zelt locken als ENEMY WITHIN – angesichts der stereotypen Musik und der Übersättigung in diesem Genre allerdings kein Wunder. Die Schweizer setzten auf viele hoch melodische, zweistimmige Gitarrenleads und einen Sänger, der genretypisch ins Mikrofon brüllte und hin und wieder mal eine klar Gesangslinie einstreute.

Roots Of Death auf dem Dong Open Air 2008
Wenig origineller, moderner Thrash Metal: ROOTS OF DEATH

Musikalisch waren ROOTS OF DEATH weder originell noch auf sonstige Weise irgendwie herausragend. Wenn der optische Eindruck nicht täuscht handelte sich hier allerdings um die Jungspunde des Festivals. So bleibt die Hoffnung, dass diese Band vielleicht im Laufe der Zeit doch noch ein eigenes Profil entwickeln wird. (danielw)

LYRIEL

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Lyriel auf dem Dong Open Air 2008
Die einzige Folk-Combo in diesem Jahr: LYRIEL

Als DJs würden die Veranstalter wahrscheinlich nicht taugen: LYRIEL, die einzige Folk-Combo des diesjährigen DONG OPEN AIRs, spielten eingerahmt von Thrashcore und Black Metal. Solche krassen Übergänge gehören eigentlich verboten. Aber sei’s drum. Gegenüber dem letzten von mir gesehenen Auftritt der Band, auf dem BURGFOLK 2006, hat es bei der Band allenfalls optische Veränderungen bei denen beiden Damen der Band gegeben. Musikalisch hingegen ist alles beim Alten geblieben: LYRIEL präsentierten keltisch geprägten Folk Rock/Metal mit äußerst süßlichen Melodien und jeder Menge Kitsch. Dass so etwas auf dem BURGFOLK besser ankommt als auf dem DONG OPEN AIR ist klar. Dennoch schafften es die Musiker beim letzten Song, “The Wild Birds”, viele Leute zum Tanzen und Stampfen zu bringen.

Leider hatten LYRIEL zu Beginn des Auftritts mit einigen Rückkopplungen zu kämpfen. Zum Glück bekam man diese Probleme aber schnell in den Griff, so dass sich der Gig schon bald durch einen ein guten, transparenten Sound auszzeichnete.

Typisch, zu erwarten, dafür aber nicht minder beschämend waren hingegen die “Ausziehen”-Rufe während der ersten Songs. Irgendwie scheinen sich wohl auf jedes Festival eine Handvoll Leute zu verirren, die so etwas besonders witzig finden. (danielw)

MODER

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Der Kollege danielw hat frei, ich hatte das Vergnügen, am Freitag noch arbeiten zu dürfen und konnte ihm somit die ersten vier Bands aufdrücken. Doch gegen halb sechs war der Aufstieg auf den Mount Dong geschafft und ich machte mich daran mein Zelt aufzubauen. Am Ende war eine Stange übrig, was mich wohl hätte misstrauisch machen müssen, insbesondere, da das Zelt jetzt schon eine gewisse Schieflage hatte. Dass ich das gute Stück aufgrund der späten Ankunft nicht mehr in der Senke sondern auf der Anhöhe aufbauen musste, hätte mich auch vorsichtiger stimmen sollen. Wer hätte gedacht, dass es auf einem Berg auch mal windig werden kann? Na ja, wird schon halten, dachte ich mir und marschierte ab zur ersten Band. Es wurde schließlich langsam knapp.

Moder auf dem Dong Open Air 2008
MODER: Plastik-Grablichter und ein mit Wunderkerzen beschmücktes umgedrehtes Kreuz

Dann hieß es erst mal Suche nach der Ausgabe für die Gästelisten-Plätze. Hierdurch verpasste ich dann leider die ersten paar Minuten von MODER und bekam stattdessen noch etwas vom Regen mit, der draußen einsetzte. Dann war ich aber endlich drin und wurde Zeuge, wie ein Trio auf einer mit Plastik-Grablichtern und als Highlight einem umgedrehten, mit Wunderkerzen geschmückten Kreuz äußerst old schooligen Black Metal ala frühe CELTIC FROST / HELLHAMMER zelebrierte.

Lediglich der Bassist und Schreihals gab sich mit dezenter Schminke ab, die auch ein wenig an Tom Warrior erinnerte. Also von der Optik der Band und des Bühnenaufbaus hatte das hier schon bald NIFELHEIM-Format. Nur deutlich weniger kultig. Aber irgendwie gefiel mir das Gerumpel dann doch. UH! Das ging auch dem einen oder anderen aus dem Publikum so, wo manch einer zu dieser frühen Zeit wohl schon das eine oder andere Mal am Bierstand vorbei gestolpert war. Ich hatte also noch einiges aufzuholen. Nach “Lichtbringer” durften die Herren noch einen Song zum besten geben. Dieser hieß wohl “Ewig währt die Nacht”, wenn mich mein scharfes Gehör da nicht völlig im Stich gelassen hat. (agony&ecstasy)

CIVILIZATION ONE

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Bands, die sich dem traditionellen Heavy Metal verschrieben haben, haben es auf dem DONG OPEN AIR traditionell schwer, vor einem Publikum, das größtenteils den härteren Gangarten des Metal zugeneigt ist. Und so war auch bei CIVILIZATION ONE zunächst, gemessen an der hohen Position im Billing, ziemlich wenig los im Zelt.

Je länger die internationale Truppe aber spielte, desto mehr gelang es ihr, die Leute für sich zu begeistern, so dass sie schließlich verdientermaßen abgefeiert wurden. Musikalisch bewegte man sich häufig im Midtempo, unter Einsatz von leicht mystisch klingenden Keyboards. Der ehemalige FIREWIND-Sänger Chitral Somapala erinnerte dabei stimmlich hin und wieder stark an Ronnie James Dio. Überhaupt Somapala: Der Mann konnte nicht nur mit einer Wahnsinnsstimme überzeugen, sondern auch durch Charisma und eine tolle Performance – eine echte Bühnensau eben. Das soll aber keineswegs die Leistung der anderen Bandmitglieder schmälern. Insbesondere die Leadgitarren waren technisch auf höchstem Niveau.

Civilization One auf dem Dong Open Air 2008
Wahnsinns-Stimme und jede Menge Charisma: CIVILIZATION ONE-Fronter Chitral Somapala

Leider war der Sound zum Teil etwas übersteuert. Zudem konnten einige der schnelleren Songs nicht ganz überzeugen, da sie etwas zu sehr im typischen Euro-Speed-Metal verwurzelt waren. Insgesamt aber ein starker Auftritt und für mich persönlich der eindeutige Höhepunkt des ersten Festivaltages. (danielw)

SUIDAKRA

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Suidakra auf dem Dong Open Air 2008
Dudelsack-Spieler Axel wurde von den SUIDAKRA-Fans abgefeiert.

Nach MODER ging es erst mal kurz zurück zum Zelt um festzustellen, dass dieses inzwischen völlig in sich zusammen gefallen war. Anscheinend war diese übrig gebliebene Stange wohl doch wichtig. Wasser im Zelt ist kein Heavy Metal, sage ich euch. Also fix das Ding abgebaut, versetzt, wieder aufgebaut – diesmal mit allen Teilen – und notdürftig trocken gelegt und den Kummer im Alkohol ertränkt. Also ab zu SUIDAKRA.

Das Zelt war voll – der Verfasser dieser Zeilen auch. SUIDAKRA legten also los und irgendwie war heute erst mal der Wurm drin. Oder lag es am Suff? 2004 hatte man ja hier mit einem Stromausfall zu kämpfen und Frontmann Arkadius wies schon darauf hin, dass es diesmal hoffentlich ohne geht. Aber bei “Havoc” gingen plötzlich die Lichter aus, und das lag diesmal definitiv nicht an Vater Alkohol. Arkadius zog ein leicht säuerliches Gesicht, bevor er das Publikum grinsend darüber aufklärte, dass man sich nur einen kleinen Scherz erlaubt habe. Als Entschädigung gab es danach Axel den Dudelsackspieler, der kurz darauf schon mit lauten “Axel”-Sprechchören gewürdigt wurde.

Die Party war im vollen Gange und SUIDAKRA kamen in Fahrt. “Gates Of Nevermore” war einer der Songs, die ich tatsächlich zuordnen konnte. Durch den spontan einsetzenden Bierregen glich sich die Menge von Alkohol auf und in mir so langsam aus. Es folgte “Darkane Times”. Rock´n´Roll! Was vorne abging war der Wahnsinn, das Dong-Publikum gab alles. SUIDAKRA passten natürlich auch wie die Faust auf´s Auge zu diesem Festival. Nach “Forth Clyde” war erstmal ganz kurz Schluss, bevor das unvermeidliche und unverzichtbare “Wartunes” den Schlusspunkt unter einen mal wieder starken Auftritt der Rheinländer setzte. Prost! (agony&ecstasy)>

DARK TRANQUILLITY

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Pünktlich zum Headliner hatte sich ein Großteil des Alkohols in meinem Kreislauf wieder verflüchtigt. Die Aufnahme von weiterem wurde erst mal vertagt, so dass einem klaren Kopf nichts mehr im Weg stand. Gegen kurz vor halb zwölf waren DARK TRANQUILLITY dann auch so freundlich zu beginnen, und zwar mit “Where Death Is Most Alive” vom aktuellen Album, dicht gefolgt von “The Lesser Faith”. Die gesamte Band war sehr agil, insbesondere Mikael Stanne wirbelte mal wieder über die Bühne. Zwischendurch war auch mal Zeit für ein Geburtstagsständchen für Schlagzeuger Anders Jivarp.

Dark Tranquillity auf dem Dong Open Air 2008
Ein mehr als würdiger Headliner: DARK TRANQUILLITY

Die Setlist enthielt so einiges vom aktuellen Album “Fiction”, welches ja vor kurzem in einem Akt der Fanfreundlichkeit von Century Media mit einer Bonus-DVD wieder veröffentlicht wurde. Vielen Dank dafür, mein Geld bekommt ihr nicht noch mal! So gab es neben “Focus Shift” auch noch das coole “Inside The Particle Storm” zu hören. Vom Vorgänger “Character” kamen auf jeden Fall “Lost To Apathy” sowie mein Favorit “My Negation” zum Zuge. Älteres gab es in Form von “The Wonders At Your Feet” und “Punish My Heaven”.

Um kurz nach halb eins wollten DARK TRANQUILLITY dann wohl von der Bühne, blieben aber dann doch gleich für die Zugaben da. Stanne redete über die Deadline oder auch darüber, dass man einfach weiter spielen würde. Auch der Berg fand zum wiederholten Male Erwähnung in seinen Ansagen. Haben die in Schweden keine Berge oder ist der Stanne doch eher Holländer? Wie auch immer, nach den beiden Zugaben “My Negation” sowie “Final Resistance” war gegen viertel vor eins Feierabend und DARK TRANQUILLITY konnten für sich verbuchen einen mehr als würdigen Headliner-Auftritt hin gelegt zu haben. Jetzt freue ich mich um so mehr auf die Tour. (agony&ecstasy)

Samstag, 19. Juli 2008

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GRAILKNIGHTS

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Bereits vor zwei Jahren machten die GRAILKNIGHTS hier auf dem Dongberg den Opener, und damals wie heute ist es fucking voll im Zelt. Und ein neues Album steht auch an. Getreu dem diesjährigen Festivalmotto marschierte die Band mit einem Skelator-Verschnitt und einem Goblin auf die Bühne. Jawohl, jetzt hieß es wieder Hirn ausschalten und GRAILKNIGHTS schauen.

Ja, schauen, nicht hören. Denn die GRAILKNIGHTS sind optisch auf jeden Fall “interessanter” als akustisch. Na ja, was man halt so als interessant bezeichnet. Da gab es jede Menge prima Mitgröl-Passagen und ab und an wurde sich heldenhaft in Pose geworfen. Dazu das inzwischen beim Publikum perfekt sitzende Spielchen, bei dem die Band das Publikum mit “GRAILKNIGHTS Battlechoir” anspricht und der Mob “Yes Sire” erwidert.

Jener Battlechoir schaffte es auch flugs eine Polonaise durchs Publikum anzuzetteln. Ja, die Stimmung war erneut bombig. Dann ging der Kostüm-Klamauk weiter und ein Mensch im sehr aufwendig gestalteten Stuten-Kostüm kam auf die Bühne. Um das lustig zu finden braucht man echt Alkohol und das wissen auch die GRAILKNIGHTS und verschenkten ein Fünfliter-Fässchen ans Publikum, welches sich natürlich umgehend an die Leerung des Behältnisses machte. Dass die Hälfte des Gerstensaftes sich dabei auf die daneben stehenden Zuschauer verteilte ist Nebensache, solange ein bisschen davon im gierigen Schlund landete.

Dann ging es weiter mit Refrains wie “Ohohohohoho” oder “Hey Hey Hey”. Mal wurde gegrunzt mal mit Heldenpathos gesungen, und das Publikum fraß der Band weiter aus der Hand. Sogar “Matten schwingen” auf Kommando, in dezenter Anlehnung an die Szene aus Braveheart, in der die englische Kavallerie nichtsahnend auf die Schotten mit ihren angespitzten Baumstämmen zureitet, funktionierte.

Grailknights auf dem Dong Open Air 2008
GRAILKNIGHTS: Kostümklamauk und belanglose Musik treffen den Nerv des jungen Publikums

Schließlich kam auch noch eine Art Monster von Loch Ness-Verschnitt auf die Bühne, welches natürlich von den heldenhaften GRAILKNIGHTS bekämpft und verjagt wurde. Die ließen echt nix aus. Vor “Return To Castle Grailskull” setzte sich dann das gesamte Publikum bis zum Mischpult hin. Seien wir doch mal ehrlich: Musikalisch könnte diese Band nicht belangloser sein. Da ist wirklich nichts, aber auch gar nichts, was in irgendeiner Form den Kauf eines Tonträgers rechtfertigen würde. Einzig und alleine die Show macht diese Band irgendwie sehenswert.

Beim jungen Dong-Publikum schien die Band jedenfalls genau den Nerv zu treffen, so dass es nach dem Ende des Auftritts auch zu lauten Zugabenforderungen kam und das Auto der Band, aus dem das Merch verkauft wurde, von wahren Menschenmassen belagert wurde. Tja, diese Band ist hier echt ein Phänomen. Und zu allem Überfluss verkündete man auch noch, dass man in Kürze mit SABATON zusammen auf Europatour gehen werde. Die GRAILKNIGHTS als Botschafter des deutschen Metal? (agony&ecstasy)

COMMANDER

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Commander auf dem Dong Open Air 2008
Starteten vor rekordverdächtiger Minus-Kulisse: COMMANDER

Nach den GRAILKNIGHTS zu spielen ist schwer. Vor zwei Jahren mussten MOTORJESUS dies feststellen und nun hießen die Opfer der Post-GRAILKNIGHTschen Zeltleere COMMANDER. Diese starteten tatsächlich vor absolut rekordverdächtiger Minus-Kulisse mit dem vom Band abgespielten “Bridge Over Troubled Water”-Cover von JOHNNY CASH.

Im Vergleich zu den GRAILKNIGHTS hatten COMMANDER auch schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel und legten mit ihrem Brachial-Death Thrash erst mal schweres Nacken-Sperrfeuer im Zelt. Hier wurde Metal halt noch gearbeitet. Zum Glück für COMMANDER füllte sich das Zelt im weiteren Verlauf noch etwas, auch wenn es nach den GRAILKNIGHTS immer noch ein wenig leer ausschaute. COMMANDER waren musikalisch im Vergleich zum vorangegangenen auf jeden Fall eine Steigerung, auch wenn die Songs auf Dauer ein wenig monoton klangen und die Band von der ersten Thrash-Liga sicher noch ein ganzes Stück weit entfernt ist. Dafür gab es auch hier beste Unterhaltung neben der Musik, als ein Typ im HATEBREED-Shirt den Sprung vom Absperrgitter in die nicht vorhandene Menge wagte. Mutig… aber dumm. (agony&ecstasy)

ROCKET CHIEF

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Rock-Bands haben es auf dem DONG OPEN AIR nicht unbedingt leicht. Auch hier sei auf MOTORJESUS oder auch GUN BARREL verwiesen, die hier nicht gerade vor voller Hütte gespielt haben. Nun kamen also ROCKET CHIEF mit ihrem High Energy Rock und taten, was man von einer solchen Band eben erwartet. Rocken. Und das mehr als ordentlich. Mit überzeugenden Songs wie “Spaghetti At Midnight” und engagiertem Stageacting lieferte die Band einen wirklich guten Auftritt ab. Das Publikum reagierte aber erst mal eher zurückhaltend. Mit der Zeit tauten zumindest vorne ein paar Leute auf und am Ende erntete die Band sogar ein paar Zugabenrufe.

Rocket Chief auf dem Dong Open Air 2008
Kochten mitternachts Spaghetti: ROCKET CHIEF

Nach ROCKET CHIEF bin ich dann erst mal zurück zu meinem Zelt welches sich schon arg beängstigend im Wind wiegte. Es war auch schon von einer Sturmwarnung die Rede. Einige Leute wussten Bescheid, andere nicht. Auf der Bühne habe ich jedenfalls keine Durchsage vernommen. Die draußen aufgebauten Merchandise-Stände waren inzwischen auch schon abgebaut worden. Oben angelangt machte ich mich dann auch mal zügig an den Abbau meiner Behausung, da selbige mir schon fast entgegen kam. Meine Zeltnachbarn hatte es wohl schon hinfort geweht und während ich im Zelt meine Sachen verstaute, kamen mir die Wände ein ums andere mal bedrohlich nah. Wohin nun also mit dem gesammelten Gepäck für die restlichen gut sieben Stunden? Hier geht mein Dank an die Dong-Orga, die mich meine sieben Sachen in einem Zelt im Backstagebereich haben unterstellen lassen. Sonst wäre der Rest des Festivals wohl deutlich beschwerlicher ausgefallen. So konnte ich mir in aller Ruhe noch das Ende von TORIAN anschauen. (agony&ecstasy)

RAINTIME

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Raintime auf dem Dong Open Air 2008
Eine der technisch versiertesten Vorstellungen: RAINTIME

RAINTIME waren von den Veranstaltern als Melodic Prog Death angekündigt worden. Melodic: Check. Death: Naja. Prog: Nicht wirklich. Progressive Elemente musste man mit der Lupe suchen. Macht ja nichts. Der moderne, melodische Metal, bei dem immer wieder zwischen klarem Gesang und Geschrei gewechselt wurde, wusste zu gefallen. Das neoklassische Keyboard-Geklimper, das zwischendurch immer zu hören war, war zwar etwas nervig – so ganz freischwimmen können sich die meisten italienischen Bands von diesen Stilelementen wohl nicht -, und die klaren Gesangsmelodien zum Teil etwas cheesy. Dafür glänzte die Band jedoch mit einer der professionellsten, technisch versiertesten und spielfreudigsten Darbietungen des zweiten Festivaltages. Zudem stachen die Italiener mit ihrem Sound angenehm aus dem Gros des sonstigen Programms heraus. (danielw)

DRONE

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Drone auf dem Dong Open Air 2008
DRONE: Energiegeladene Show, aber müdes Publikum

Als DRONE dann die Bühne betraten, war das Zelt merklich leerer als noch bei RAINTIME, und auch die Anwesenden konnte die Band aus Celle nicht begeistern – zumindest zeigte sich das Publikum derart reserviert und träge, dass Sänger Mutz sich zu einem merklich enttäuschten “Ihr seid Schlafmützen, ey!” hinreißen ließ.

Dabei hätte es den “MACHINE HEAD des Ostens” (O-Ton agony&ecstasy) mit ihrem gut gemachten modernen Thrash Metal, der wahrlich genug Anreize zum Moshen bot, und ihrer energiegeladenen Show spielend gelingen müssen, die Leute aus ihrer Lethargie zu reißen. Die Jungs gaben jedenfalls durch reichlich Bewegung auf der Bühne ein gutes Vorbild ab. Aber vermutlich sind die Besucher des DONG OPEN AIRs einfach nicht die richtige Zielgruppe für diese Art von Metal. (danielw)

TORIAN

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Paderborn ist nicht nur die Heimat des berühmten Dreihasenfensters, sondern beherbergt auch eine Gruppierung namens TORIAN, die noch traditionellen teutonischen Stahl schmiedet. Typisch fürs DONG OPEN AIR interessierte sich mal wieder kaum jemand für diese Band – ein Los, das die Paderborner mit nahezu jeder traditionellen Metalband auf diesem Festival teilen mussten.

Torian auf dem Dong Open Air 2008
Sympathisches Energiebündel: TORIAN-Frontmann Marc Hohlweck

Davon ließ sich die Band jedoch nicht irritieren und legte eine mehr als ordentliche Show hin. Insbesondere Sänger Marc Hohlweck entpuppte sich nicht nur als ein sehr sympathischer Frontmann, sondern auch als echtes Energiebündel. Zudem hatte meine Kritik seines Gesangs, die ich in der Rezension zum Album “Dreams Under Ice” anführte, keine Gültigkeit mehr: Hohlweck konnte durch kraftvollen und charismatischen Gesang überzeugen, wie nur wenige andere Sänger auf dem diesjährigen DONG OPEN AIR.

Auch musikalisch war alles im Lot, da durch die gelegentlichen Thrash-Einflüsse im melodischen Teutonen-Metal hinreichend Abwechslung geboten wurde und sämtliche Songs die richtige Balance zwischen Eingängigkeit und musikalischem Anspruch aufwiesen.

Ganz vorne dabei war übrigens die auf dem DONG OPEN AIR stets anzutreffende Fraktion aus Ahlen, die immer wieder mit ihren “Ahlen! Ahlen!-Sprechchören auf sich aufmerksam machte und von Sänger Marc mit einem belustigten “Wie stumpf ist das denn!?” bedacht wurde. (danielw)

NOHELLIA

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Nohellia auf dem Dong Open Air 2008
NOHELLIA: Avantgarde oder Kirmes Black Metal?

Und apropos beschwerlich. Da war sie, die absolute Festivalgurke. Die Band, bei der man sich im Nachhinein fragt, wieso man seine Zeit mit so was verschwendet hat. Ein Sänger mit Rastas und Patronengurt, ein Bassist mit teilweise grün gefärbten Dreads, eine Olle am Mikro, die völlig verpeilt aussieht und merkwürdig mit dem Kopf wackelt wenn sie nicht gerade mit Vehemenz ihre Operetten-Kreischer ins Mirko schmettert und ein Keyboarder im Mönchskostüm aus dem Resteverkauf beim Karnevals-Discounter. Dazu Keyboard-Sounds aus der C-Movie Horror-Mottenkiste und einen Fronter, der quiekt wie eine mäßige Dani Filth-Kopie. So was wird dann im Programmheft Avant Garde Black Metal genannt.

Als den sieben Musikern auffiel, dass die Songs bislang nur auf wenig Resonanz stießen, hielt man offensichtlich ein Schlagzeugsolo für das richtige Mittel um die Stimmung weiter in ungeahnte Sphären zu treiben. Irgendwann schaltete der Sänger in den Emo-Modus und sang clean, was das wirre Soundgebräu der Franzosen auch nicht aufwertete.

Avant Garde Black Metal? Kirmes Black Metal trifft es schon eher. Da war mir das stumpfe Rödel-Kommando von MODER deutlich lieber. NOHELLIA bestätigten mal wieder das Vorurteil, dass sich die Franzosen bis auf einige Ausnahmen mit Metal eher schwer tun. Aber das Zelt war im Vergleich ZU TORIAN wieder deutlich voller. Ja, ja, der Freak-Faktor eben. Nach einer halben Stunde berieten sich die Musiker kurz auf der Bühne und verließen selbige eine gute Viertelstunde vor dem Ende ihrer Spielzeit. Applaus gab’s dafür natürlich keinen. Ein merkwürdiges, aber irgendwie zum Auftritt der Band passendes Ende. Mich hat’s gefreut, denn noch mehr NOHELLIA wäre wahrlich schwer zu ertragen gewesen. (agony&ecstasy)

HOLLENTHON

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Auf HOLLENTHON war ich trotz völliger Unkenntnis der Diskographie der Österreicher schon sehr gespannt. Begrüßt wurde das Publikum erst mal mit “Schönen Nachmittag”. Ja, ja, die Sonne kann schon trügerisch sein. Kurz vor neun war es, Herr Schirenc.

Hollenthon auf dem Dong Open Air 2008
Gitarrenwand versus Konservenorchester: HOLLENTHON

Verwundert war ich erst mal über die Abwesenheit eines Keyboarders. Alle Orchesterparts kamen am heutigen Abend also vom Band. Oder auch nicht, denn zu hören war davon die meiste Zeit erst mal so gut wie nix. Gegen die Gitarrenwand kam das Konservenorchester leider nicht an. Aber das Bemerkenswerte daran: Die Songs funktionierten trotzdem allesamt bestens. Da sieht man, dass der gute Martin Schirenc ein guter Songwriter ist und nicht nur ein paar belanglose Riffs mit einem Haufen Blechbläser pimpt, wie das so manche andere Combo gerne tut. Nein, hier sind auch die Metal-Parts virtuos gespielt. Dem Publikum gefiel es so gut, dass gleich mal “Kölle Alaaf” angestimmt wurde, was Herrn Schirenc zur Frage veranlasste, was dass denn da hinten für ein Tumult sei. Allgemein kam der Ex-PUNGENT STENCH-Frontmann an diesem Abend äußerst symphatisch rüber. Aber auch musikalisch konnten HOLLENTHON voll und ganz überzeugen. So funktioniert Metal meets Klassik bestens – sogar ohne Klassik. (agony&ecstasy)

SADIST

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Der heimliche Headliner des Festivals waren für mich schon im Vorfeld ganz klar SADIST. Nachdem sie mit dem Album “Lego” einem Trend hinterhergehechelt waren und sich danach auflösten, reformierten sie sich im Jahr 2005 und veröffentlichten im letzten Jahr ein Album, das musikalisch wieder ganz an ihre ersten Alben anschloss.

Nun ist technischer, äußerst vertrackter Progressive Death Metal nicht gerade die Musik, mit der man Massen begeistern kann. Dennoch gelang es den Italienern spielend, das Zelt auf dem Dongberg zum Kochen zu bringen. Mit wahnwitzigen technischen Finessen degradierte das Quartett alle anderen Musiker des Festivals zu Amateuren. Besonders beeindruckend war dabei das parallele Gitarren- und Keyboardspiel von Tommy.

Sadist auf dem Dong Open Air 2008
SADIST: das Überraschungsei des Festivals – vereinten mit Technik, Groove und Atmosphäre gleich drei Dinge auf einmal.

Das Erfolgsgeheimnis der Band ist aber wohl, dass sie sich eben nicht auf ihre technischen Fähigkeiten lässt, weshalb man gar nicht allzu viel Zeit damit verbrachte, bloß staunend zuzuschauen. SADIST vereinten gekonnt Technik, Groove, Atmosphäre und schafften es, mit ihrer Musik Gefühle zu transportieren. So konnten sie nicht wenige Leute mitreißen, die mit der Musik der Band vorher vermutlich nicht vertraut waren.

Der Schwerpunkt der Setlist lag zwar auf dem starken aktuellen Album “Sadist”. Die drei ersten Alben wurden jedoch mit je zwei bis drei Songs zu Genüge berücksichtigt. Ein fantastischer Auftritt, der leider viel zu schnell zu Ende ging.(danielw)

SABATON

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SADIST waren die Band des Festivals. Zumindest wohl für danielw und mich. Nachdem die Italiener so ziemlich dem gesamten Dong-Billing in instrumentaler Hinsicht gezeigt hatten, wo der Frosch die Locken hat, war es nun also an SABATON den Abend würdig zu beenden. Die Band, die ich zum ersten Mal im Vorprogramm von EDGUY auf deren letzter Tour in Köln gesehen habe, sind inzwischen ja an so ziemlich jeder Tankstelle zwischen Wacken und München aufgetreten und sind live dementsprechend routiniert und eingespielt. Andererseits muss ich sagen, dass die Band sich zumindest bei mir inzwischen auch deutlich abgenutzt hat. Die ersten Auftritte waren noch wirklich cool, die Band sorgt eben jedes Mal für Party-Stimmung, aber wenn man sich etwas eingehender mit der Band beschäftigt, merkt man schnell, dass SABATON eigentlich nur eine Hand voll wirklich guter Songs haben. Die restlichen Kompositionen klingen entweder relativ belanglos oder ähneln sich einfach zu sehr. Selbst auf “Primo Victoria” ist eigentlich höchstens die Hälfte der Songs wirklich brauchbar. So wirkte dann auch der Opener dieses Auftritts, welcher dem aktuellen Album “The Art Of War” entnommen, ist recht unspektakulär. Aber kurz darauf folgte ja schon mein persönlicher Favorit “Panzer Battalion” und die Stimmung war erst mal gerettet.

Sänger Joakim Broden bemerkte kurz darauf “We seem to play in Germany all the time”. Ich glaub’s auch. Die guten alten “Noch ein Bier”-Gesänge ließen natürlich auch nicht lange auf sich warten, kamen aber diesmal nicht so enthusiastisch rüber wie noch auf einigen vergangenen Auftritten. “Rise Of Evil” widmete Broden erneut seinem Geschlechtsteil. Apropos. Den Namen Dong Open Air fand er auch ziemlich geil. Als dann zu allem Überfluss auch noch ein Crowdsurfer mit Kilt und nichts drunter in Richtung Bühne kam und dabei seine Nudel zur Schau stellte ließ er sich zu einem “Now that’s a DONG!” hinreißen. Ob die beiden nach dem Konzert backstage noch zusammen gefunden haben konnte leider nicht mehr ermittelt werden.

Weiter durch die Setlist ging es mit neuen Songs wie “The Price Of A Mile” oder der Single “Cliffs Of Gallipoli” sowie SABATON-Standards wie “Attero Dominatus”, “Wolfpack” oder “Back In Control”. Auch wenn ich mich wiederhole: Spätestens beim Chorus klingen fast alle SABATON-Songs gleich. Auf der Bühne war bis auf den Sänger jeder, und ich meine wirklich jeder am bangen. Zu “A Light In The Black” gab es dann eine Pathos-geschwängerte Ansage über Soldaten, die Helden und Friedenshüter…. Zum Kotzen. Dann kam mit “Primo Victoria” der letzte Song.

Aber SABATON ließens ich nicht lange bitten und waren nach einer knappen Minute schon wieder auf der Bühne. Zwichendurch machte sich vorne noch ein Zuschauer bemerkbar und beschwerte sich über SABATONs etwas einseitige Lyrics und wähnte schon alle Deutschen zum Nazi abgestempelt. Das ist natürlich völliger Schwachsinn, aber so kann’s halt kommen, wenn man solche Texte verfasst. Joakim Broden wischt den Einwand auch mit der Bemerkung, dass das ja alles schon lange vorbei ist und es bei SABATON ums Party feiern geht. Na ja. Mit Party ging es aber dann auch weiter nämlich in Form von “Metal Machine” und “Metal Crue”, welche im Medley verbraten wurden. Come suck my metal machine! (agony&ecstasy)

Text: agony&ecstasy und danielw
Fotos: danielw

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