CALIBAN: The Awakening

Wunder gibt es immer wieder – CALIBAN machen eine der besten Platten des Jahres!

Na also, es geht ja doch! Man kann Metalcore zu modernem Thrash-Metal überführen, ohne in den 80ern oder der Langeweile oder gar beidem zu enden. Und das von derjenigen Band, von der ich es am wenigsten erwartet hätte.
Nach dem letzten Album, das für mich zu melodiös und zu cheesy war und vor allem den ohnehin problematischen cleanen Gesang zu sehr in den Vordergrund der Kompositionen stellte, liefern uns CALIBAN dieses Mal ein verdammt kompaktes und geniales Stück Metal mit viel Atmosphäre und sehr viel Kraft ab, das mich erstaunlicherweise wirklich begeistert. Also lege ich mir nun etwas schwarzen Entschuldigungs-Kajal auf und leiste Abbitte für die vielen Male, in denen ich euch überskipt und bereits als Emo-Band zu den Akten gelegt habe. Verzeiht mir!
Aber nun zur Platte: Im Gegensatz zu anderen Bands, die die so genannten Metalcore-Trademarks mit einem Mal endgültig aus ihrem Sound verbannt haben, hält die Band so weit daran fest, wie es für die Komposition Sinn macht. Es gibt sie also noch, die vielen fetten Down-Beats und die herzzerreißenden Melodien und sogar den immer noch etwas problematischen cleanen Gesang, aber nur soweit, wie sie dem Song dienen und nicht mehr als reiner Selbstzweck. Vor allem der cleane Gesang ist aber auf ein Minimum reduziert und das etwas überstrapazierte Spiel zwischen Gut und Böse, also cleanem Gesang und Geschrei, entfällt völlig zugunsten von echter Dynamik und Härte. Trotzdem ist es gerade die Tatsache, dass die Band nicht auf einmal anfängt, Musik zu machen, als hätte es Metalcore nie gegeben, sondern versucht, die relativ engen stilistischen Grenzen zu erweitern und das Genre in eine weiterhin lebensfähige Existenz zu überführen, die verhindert, dass sie sich in der Sackgasse des Metalcore-ohne-Core-und-Schwedentod, also im altmodischen Thrash, wiederfindet und versucht, ihre eigene Zukunft in der Vergangenheit zu finden. CALIBAN versuchen ihre Stärken zu kultivieren und ihre Musik besser zu machen. So simpel das jetzt klingt, so schwierig gestaltet sich oftmals die Umsetzung. Noch ein paar simple Fakten: Auf dieser Platte wird versucht, gute Songs zu schreiben und es gelingt. Es wird versucht, eine kompakte Platte aus einem Guss zu schaffen und es gelingt. Auf dieser Platte wird versucht, modernen Metal in Bestform zu bieten und es gelingt.
So lautet die Devise dieser Platte ganz klar: Alle Macht dem Riff! Und auf dieser Platte gibt es tonnenweise Riffs, die jeden Kritiker alle machen! (kleiner Fips Asmussen-Gedächtnis-Joke) Von der Gitarrenarbeit und den Arrangements her hat Gitarrist und Songwriter Marc Görtz sein Baby dieses Mal zur absoluten Vollendung und teilweise sogar bis zur Perfektion geführt. Ob im eher getragenen, aber sehr mächtigen und wirklich gelungenen Titelsong, mit intensiver düsterer Atmosphäre oder auch jedem anderen Song. Alles ist durchdacht aber nicht blutleer, alles ist packend, intensiv und bleibt im Gehörgang lange hängen. Es gibt keine Ausfälle. Wo HEAVEN SHALL BURN zu monoton werden, kommt hier im richtigen Moment die richtige Wendung im Arrangement, wo ALL SHALL PERISH zu technisch werden, kommt hier die rettende Packung an Emotionen, wo KILLSWITCH ENGAGE zu poppig werden, kommt hier die fette Dampframme. CALIBAN sind mit ihrem Erwachen der Konkurrenz, national wie auch international, ein sehr großes Stück enteilt und haben für mich schon eine der Platten des Jahres geschaffen. Und ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz einmal über diese Band sagen würde… Respekt!

Veröffentlichungstermin: 25.05.2007

Spielzeit: 45.17 Min.

Line-Up:
Andy Dörner – Vocals
Marc Görtz – Gitarre
Deins Schmidt – Gitarre
Marco Schaller – Bass
Patrick Grün – Drums

Produziert von Benny Richter
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.calibanmetal.com/

Tracklist:
1. I will never let you down
2. Let go
3. Another cold day
4. My time has come
5. Life is too short
6. Give me a reason
7. Stop running
8. The awakening
9. I believe…
10.Rise and fight
11.Nowhere to run, no place to hide
12.I´ll show no fear

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner