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MANOWAR: Gods of War

Wer die Muse und die Zeit mitbringt, der bekommt hier für eine starke Stunde beste MANOWAR-Unterhaltung geboten, voller überzogenem Bombast, überambitionierten Klassik-Verneigungen, Wikinger-Epik und hervorragender musikalischer Umsetzung.

Hier ist es also nun, das langersehnte MANOWAR-Hörspiel, dessen Verfilmung bereits für Ende des Jahres angekündigt ist…oder hab ich da was falsch verstanden?
Schabernack beiseite: hier ist es also nun, das lange vorbereitete MANOWAR-Hörspiel. Tatsächlich haben die Kings of Metal ihr neues Album mit massig klassischen Instrumentalteilen und Hörspielelementen aufgeblasen. Die Metal-Ausbeute ist dabei weit geringer, als es die 16 Tracks erahnen lassen. Vom Bonus-Track abgesehen bietet das neue Werk acht Songs, davon drei bereits offiziell veröffentlicht, ein songwriterischer Rohrkrepierer – ausgerechnet das schnellste Stück, Loki, God of Fire -, und eine Ballade. Da bleibt nicht mehr viel übrig. Dabei gehen MANOWAR aber definitiv in die richtige Richtung. Die Lieder auf Gods of War sind keine langweilige Anbiederung an die Biker-Szene wie auf Louder than Hell und keine unausgegorene Ansammlung von musikalischen Ideen wie bei Warriors of the World. MANOWAR setzen voll auf Epik und Bombast und strengen sich gleichzeitig an, sich nicht erneut selbst halbgar zu kopieren. Sogar die Ballade Blood Brothers hat nicht mehr diesen Schlager-schnulzigen Einschlag, wie die letzten Kuschelsongs der Band, stattdessen scheint Joey in der Songwritingschule zumindest mit einem Auge verstohlen im Notenbuch seines langjährigen Nebensitzers David DeFeis (VIRGIN STEELE) gespickelt zu haben, was sich durch mehr Tiefe und Eindringlichkeit bemerkbar macht. Sehr positiv also, wenngleich die Band es jedoch einmal mehr nicht schafft, an alte Glanzzeiten anzuknüpfen. Ein Refrain wie der von Sleipnir ist einfach zu käsig, um das Herz eines altgedienten MANOWAR-Fans schneller schlagen zu lassen, selbst wenn er gut gemacht ist und nach einigen Durchläufen auch zu gefallen weiß – wenn man sich denn mal dran gewöhnt hat. Und auch die wirklich sehr guten Stücke Odin und Hymn of the Immortal bringen in ihrer Getragenheit und den sanften Orchester- und Chorarrangements nicht die Bissigkeit alter Stücke mit, wobei gerade diese beiden Songs hervorragende Beispiele dafür sind, dass sich MANOWAR an vielen Stellen auf diesem Album sehr gut von alteingefahrenen Strukturen gelöst haben.

Das klingt nun Alles wenig euphorisch, doch als komplettes Album funktioniert die Sache plötzlich wieder. Die einzelnen Songs sind hervorragend in das Konzeptalbum eingearbeitet und die vielen Klassik- und Hörspielteile geben dem Werk den richtigen Fluss und die dringend notwendige Eindringlichkeit. MANOWAR bekommen dafür sicherlich keinen Hörspielpreis und dürfen genauso wenig bei den nächsten Wagner-Festspielen den Anheizer mimen, aber im MANOWAR-Kontext haben sie hier ganze Arbeit geleistet. Selbst das altbekannte Warriors Prayer wurde geschickt mitsamt Original-Sprecher in die Story eingebaut und die etwas unbeholfene Ausführung beim einsetzenden Warrior-Chor verleiht dem Ganzen einen gewissen Charme, wie ihn schon die Unzulänglichkeiten auf älteren Alben der Band mitbrachten. Das soll also heißen: wer die Muse und die Zeit mitbringt, der bekommt hier für eine starke Stunde beste MANOWAR-Unterhaltung geboten, voller überzogenem Bombast, überambitionierten Klassik-Verneigungen, Wikinger-Epik und hervorragender musikalischer Umsetzung. Denn Eric Adams zeigt hier einmal mehr seine ganze Klasse, Joey hält sich songdienlich zurück und Scott Columbus….ach, lassen wir das. Nur die Prinz Eisenherz-Soli nerven einmal mehr wie Sau, und da kann er noch so fantastisch Gitarre spielen. Wäre dieses Album zu Zeiten von Kings of Metal entstanden, als die Ideen hinter Stücken wie Crown and the Ring, Heart of Steel oder vielleicht sogar Defender frisch waren, wäre dies vermutlich ein metallenes Überalbum geworden. So kränkelt es etwas daran, dass MANOWAR ihre Mitte nicht mehr finden, Alles wollen, aber damit überfordert sind.

Dennoch: Gods of War gefällt und ist wieder ein musikalischer Hoffnungsschimmer für alte MANOWAR-Fans. Dass bei Joey DeMaio inzwischen jede Hoffnung umsonst ist, bleibt dagegen unstrittig und deshalb werde ich den Teufel tun und eine Kaufempfehlung für ein neues MANOWAR-Album aussprechen.

P.S.: Der Bonus-Track Die for Metal ist ein guter, obligatorischer MANOWAR-Mitgröhl-Stampfer geworden, der sich durch seine LED ZEPPELIN-Reminiszenz von den typischen True-Metal-Einschwörnummern der Band abzuheben weiß. Inhaltlich zeigt das Stück eine Bauernschläue, wie man sie sonst eigentlich nur von Verona Pooth kennt, die es auch hervorragend versteht, aus jeder Peinlichkeit einen Gewinn zu machen. Lang lebe ein gesundes Entertainment-Niveau!

Veröffentlichungstermin: 23.02.07

Spielzeit: 66:00 Min.

Line-Up:
Eric Adams – Vocals
Scott Columbus – Drums, Percussion
Karl Logan – Guitars, Keyboards
Joey DeMaio – Bass Guitars, Keyboards

Label: Magic Circle Music / SPV

Homepage: http://www.manowar.com

Tracklist:
1. Overture to the hymn of the immortal warriors
2. The ascension
3. King of kings
4. Army of the dead, Part I
5. Sleipnir
6. Loki God of fire
7. Blood brothers
8. Overture to Odin
9. The blood of Odin
10. The sons of Odin
11. Glory majesty unity
12. Gods of war
13. Army of the dead, Part II
14. Odin
15. Hymn of the immortal warriors
16. Die for metal (Bonustrack)

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