NAHEMAH: The Second Philosophy

Ein Muss für Freunde grenzüberschreitender, intelligenter und emotionaler Musik.

Die zweite Philosophie muss verbesserter Natur sein, sonst wäre sie nicht nötig und würde folglich gar nicht erst existieren. Und schon sind wir mitten im Geschehen. Fortschritt, Weiterdenken, immer versuchen sich zu verbessern und nie stehen bleiben. Ich kenne die beiden ersten Scheiben von NAHEMAH nicht, aber ich bin mir sicher, The Second Philosophy ist ein Quantensprung für die Band. Denn das Quintett aus Alicante hat sich klammheimlich eine komplett eigene Nische geschaffen, in der sie sich aus allen möglichen Genres bedienen können, ohne wie eine Band zu wirken, deren Intention es ist, wie große Acts zu klingen.

NAHEMAH gehen sehr emotional im Bereich des Songwritings vor, vielleicht ist es die spanische Mentalität, das Feuer im Herzen der fünf Musiker. Hier wirkt nichts gekünstelt und dennoch wird nicht nur auf das Herz, sondern auch auf das Hirn gehört. Denn statt Passagen, die sich bis zum Erbrechen wiederholen, gibt es viel Abwechslung in der mutigen Mischung, die über eine Stunde das Nervenzentrum des Hörers lahm legt. Am ehesten vergleichen kann man NAHEMAH mit EXTOL, Einflüsse finden sich jedoch von ISIS, CULT OF LUNA, MOGWAI, OPETH und vielem mehr. Diese kann man meist nur erahnen, aber NAHEMAH sind aus dem selben Holz geschnitzt wie viele dieser Truppen. Und wirklich schlechter sind sie nicht, nur unbekannter.

Auch wenn sie klingen, als wären sie aus dem hohen Norden, die Wärme die von Songs wie Killing My Architect, Labyrinthine Straight Ways und Subterranean Airports ausgeht, reicht um die Erderwärmung nachhaltig voranzutreiben. Trotz des teilweise angezogenen Härtegrades ist dieses Album positiv veranlagt – nach dieser Stunde wunderbarer Musik ist dem Hörer alles egal – er lächelt, und wenn die Welt untergeht. Das gipfelt bei dem unglaublichen Change, das sich langsam aufbaut, und nach anfänglicher Ruhe einen Sturm aus großen Gefühlen aufkommen lässt. Das kribbelt auch nach dem zwanzigstem Hören noch im Bauch. Das abschließende The Speech erinnert vage an den Abschlusssong von FEAR FACTORYs Obsolete, ist aber bedeutend progressiver und leidenschaftlicher angelegt.

Mit Hilfe von elektronischen Elementen wird die Musik erweitert, interessante Synthesizer kommen zum Einsatz, erfreulicherweise auch, wie in Labyrinthine Straight Ways, Moog und Hammondorgel. Aber auch der Einsatz des Saxophons wirkt magisch. Dadurch wirkt Phoenix sehr atmosphärisch und wird dadurch auch zum düstersten Stück der Scheibe. Auf The Second Philosophy befinden sich 10 Songs, die allesamt großartig sind. Das Material ist abwechslungsreich, verspielt, aufregend, spannend und doch homogen. Und genau das ist ein echtes Kunststück.

Die Musiker haben sich für dieses Album viel Zeit gelassen – es wurde in zwei Etappen 2004 und 2006 aufgenommen – und daran sieht man: Qualität verschlingt viel Arbeit. Belohnt wurden die Musiker, ein dermaßen überraschend gutes Album abgeliefert zu haben, das Fans jeglicher Coleur zu begeistern weiß, solange sie nur etwas für anspruchsvolle, verspiele Musik übrig haben. Die Gitarristen liefern großartige Riffs, Melodien und Leads ab, so als wäre es Standard, das Drumming ist dezent, aber dennoch verspielt und dem Ganzen bestens angepasst. Das Brüllen von Pablo Egido geht in Ordnung, ebenso wie sein klarer Gesang, doch hier sehe ich den derzeit einzigen Entwicklungsbedarf von NAHEMAH. Denn mit dem Rest kann Pablo nicht mithalten, klingt ein wenig unsicher und könnte etwas mehr Variation einbringen. Bei jeder anderen Band jedoch hätte ich den Gesang in den Himmel gelobt – ihr seht, NAHEMAH legen einen enorm hohen Standard an den Tag.

The Second Philosophy ist mehr als nur ein Geheimtipp. Ich hoffe, dass dieses Album all diejenigen hören, die mit progressiven und anspruchsvollen Bands aus dem Rock- und Metal-Bereich etwas anfangen können. Mehr bleibt nicht zu sagen, NAHEMAH begeistern, faszinieren und machen süchtig. Und sind hoffentlich auch demnächst auf einer Bühne in deiner Stadt anzutreffen.

Veröffentlichungstermin: 26. Januar 2007

Spielzeit: 60:51 Min.

Line-Up:
Pablo Egido – Vocals
Miguel Palazón – Guitars
Roberto Marco – Guitars
Paco Porcel – Bass
Jose Diego – Drums

Label: Lifeforce Records

Homepage: http://www.nahemahband.com

Email: nahemah@nahemahband.com

Tracklist:
1. Siamese
2. Killing My Architect
3. Nothing
4. Like a Butterfly in a Storm
5. Change
6. Labyrinthine Straight Ways
7. Subterranean Airports
8. Phoenix
9. Today Sunshine Ain´t the Same
10. The Speech

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