MELECHESH: Emissaries

Going to Mesopotamia. MELECHESH untermauern mit ihrem vierten Album ihren Status als Ausnahmeband im Black Metal-Genre.

MELECHESH sind wieder da. 3 Jahre nach ihrem letzten Album Sphynx sind die mesopotamischen Black Metaller mit ihrem vierten Album am Start. Und mit diesem haben sie ihr bisher stärkstes Album abgeliefert. Schon die beiden Vorgänger waren großartige und vor allem absolut eigenständige Werke, doch mit diesem Album sollte es MELECHESH endgültig gelingen, sich unter den großen Namen im extremen Metal zu etablieren. Diese Band hat ihren vollkommen eigenen Sound, was in Zeiten in denen jede Innovation alsbald von Dutzenden von Mitläufern adaptiert wird, wertvoller denn je. Und mit dem Sound von MELECHESH wird dies so schnell wohl nicht passieren, denn dieser beruht schlicht und ergreifend auf der Herkunft der Band-Mitglieder. Und da die Anzahl der Metal-Bands aus dem Nahen Osten, die es zu überregionaler Bedeutung gebracht haben, immer noch äußerst gering ist, bleiben MELECHESH einzigartig. Als weitere bekanntere Band aus dem Nahen Osten fallen mir höchstens noch die fantastischen ORPHANED LAND ein, die zwar ebenfalls viele musikalische Einflüsse aus ihrer Heimat verwenden, dies jedoch auf völlig andere Weise umsetzten und somit wiederum vollkommen anders klingen. Dies liegt natürlich auch daran, dass zwar beide Bands in Israel gegründet wurden, aber nur ORPHANED LAND auch wirklich ihre Wurzeln dort haben. Bei MELECHESH sieht das Ganze etwas anders aus. So ist Bandkopf Ashmedi, wenn auch in Jerusalem geboren, armenischer Herkunft und Gitarrist Moloch ist Palästinenser.

Und genau das ist es, was Bands wie MELECHESH interessant macht: Die für westliche Ohren immer noch ungewohnten Melodien und Rhythmen des Nahen Ostens, die sich hier so perfekt mit brutalem und rasendem Black Metal vereinen und den Hörer auf eine Reise in weite Ferne nehmen, von der man nur ungern zurück kehrt. Nein, lieber direkt noch einmal die Play-Taste und sich erneut von der spielerischen Perfektion und dem, im Vergleich zu den Vorgängern weiter ausgereiften Songwriting begeistern lassen. Auch der Ausstieg von Drum-Derwisch Proscriptor, immerhin ja kurze Zeit als Paul Bostaph-Nachfolger auf dem Drum-Thron der Totschläger gehandelt, macht sich nicht negativ bemerkbar. Sein Nachfolger Xul verdrischt sein Drumkit auf dermaßen hohem Niveau, dass man seinem Vorgänger wirklich keine Träne nachweinen muss. Doch so ganz konnte man auch dieses Mal nicht voneinander lassen und so ist Proscriptor als Gastsänger auf Emissaries zu hören.

Gleich im Opener Rebirth Of The Nemesis offenbaren MELECHESH dem Hörer fast alle Facetten ihres musikalischen Schaffens. Rasende Prügelorgien wechseln mit rhythmisch vertrackten Mid-Tempo-Parts. Dazu kommen Ashmedis gekeife und die mächtigen Backing-Chöre. Beim folgenden Ladders To Sumeria spielt sich Drummer Xul in Sphären jenseits von Gut und Böse. Mal mit technischer Finesse, mal mit der Brechstange. Was dieser Kerl da abliefert, ist tatsächlich vom Allerfeinsten. Mit Gyroscope haben sich MELECHESH einen Song der kanadischen Band THE TEA PARTY vorgenommen. Zu finden ist das Original auf dem 1997er-Album Transmission. MELECHESH haben den Song auf ihre eigene Weise adaptiert so dass sich die Nummer perfekt in das Gesamtgefüge von Emissaries einfügt. The Scribes Of Kur wiederum ist ein reines Instrumentalstück, welches ohne jegliche Rock-Instrumentierung auskommt, sondern ausschließlich Instrumente der nahöstlichen Folklore enthält und dem Hörer eine siebeneinhalb-minütige Verschnaufpause gönnt, bevor sich MELECHESH mit Leper Jerusalem, welches mit einem geradezu klassischen Black Metal-Riff startet, wieder von ihrer brutalen Seite zeigen.

Emissaries lässt nur ein Fazit zu: Bei diesem Album handelt es sich um eines der stärksten Alben, die der Black Metal dieses Jahr hervorgebracht hat, und jeder aufgeschlossene Anhänger extremer Klänge kommt um die Anschaffung dieser CD, die auch in einem, wieder einmal aufwendig gestalteten Digipack erhältlich ist, nicht herum. Ein fantastisches Album einer Ausnahmeband.

Veröffentlichungstermin: 30.10.2006

Spielzeit: 55:34 Min.

Line-Up:
Ashmedi – vocals, guitars, Mediterranean percussions, group chants
Moloch – guitars, near eastern buzuk, group chants
Al´Hazred – bass, group chants
Xul – drums

Produziert von Denns Koehne @ Woodhouse Studio
Label: Osmose Productions

Homepage: http://www.melechesh.com

Email: melechesh@melechesh.com

Tracklist:
01. Rebirth Of The Nemesis (Enuma Elish Rewritten)
02. Ladders To Sumeria
03. Deluge Of Delusional Dreams
– Act 1 – Cast Tempest From The East
– Act 2 – Enlil´s Retaliation
04. Touching The Spheres Of Sephiroth
05. Gyroscope
06. Double Helixed Sceptre
07. The Scribes Of Kur
08. Leper Jerusalem
09. Sand Grain Universe
10. Emissaries And The Mysterium Magnum
11. Studio Jam (Bonus Track)

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