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THE MELVINS: (A) Senile Animal

Vier Kehlen für ein Halleluja – selten waren die MELVINS so gut. Und das will bei dieser Band was heißen.

Meinen Luftsprung hättet ihr sehen sollen, als (A) Senile Animal angekündigt wurde – immerhin das erste richtige MELVINS-Album seit vier Jahren, seit Hostile Ambient Takeover. Und nun ist es auf dem besten Wege dahin den CD-Schacht dauerhaft zu blockieren – es ist 12:43 Uhr und ich höre die Scheibe heute schon zum dritten Mal. Noch Fragen? Ach so, wie die Scheibe denn klingt. Besser als viele ihrer anderen Scheiben, das ist sicher. Und das will auch was heißen.

Denn die MELVINS haben uns bisher nicht wirklich und schon gar nicht oft enttäuscht. Koryphäen eben. Und jetzt kommt (A) Senile Animal und tritt uns so dermaßen in den Arsch als wäre King Buzzo noch mal 18 und hätte die Energie und Euphorie eines Fahranfängers, der seinen Golf tiefer gelegt hat. Hier wird Rock im eigentlichem Sinne geboten, heavy, wild, groß, fantastisch. Eigentlich sind ja alle Songs auf diesem Album Hits, aber wenn Civilised Worm sich aufbaut, mit einer Erhabenheit, die selbst THE HIDDEN HAND in ihren epischen Momenten erblassen lässt, dann weiß man, wer hier der König ist. Genau, King Buzzo natürlich.

Doch die MELVINS haben gerade dann die Hosen an und das Zepter in der Hand, wenn sie erbarmungslos rocken. Mächtige Songs wie A History of Drunks, Rat Faced Granny und You´ve Never Been Right sind das, was man unter Heavy Rock versteht, wahnsinnig intensiv und wild, das treibt einem die Freudentränen in die Augen. Einerseits ist es wirklich verwunderlich, wie die MELVINS nach weit über 20 Jahren im Musikbusiness so frisch klingen, andererseits solltet ihr mal einen Blick auf das Line-Up werfen. Die US-Rocker haben in ihr Line-Up nämlich klammheimlich das Duo BIG BUSINESS integriert, gehen jetzt mit zwei Schlagzeugern in den Ring, aber nicht weil Dale Crover faul geworden ist, sondern weil es geil klingt. Es könnten dadurch viele abgefahrene Sachen entstehen, dennoch kümmern sich die MELVINS weniger um das Experimentieren als den Rock an sich. Das abgedrehteste an der Scheibe ist immer noch das herrliche Artwork beim dem vorne hinten ist. Aber das solltet ihr selbst sehen.

Dennoch gibt es viele interessante Aspekte an (A) Senile Animal und logischerweise gerade beim Drumming. Zwar hätte das Material auch mit nur einem Schlagzeug funktioniert, bei Rat Faced Granny beispielsweise macht dies aber viel vom Reiz des Songs aus. Die drei abschließenden, langen Nummern haben dann doch einen etwas doomigeren und experimentelleren Charakter, und doch sind sie recht bodenständig. Böse Zungen könnten behaupten, den MELVINS ginge hier die Puste aus, doch das ist schlicht eine andere Facette ihrer Musik im Jahre 2006. Mit dem abschließendem A Vast Filthy Prison, das sehr leise und beschwörend ist, wird man dann nach gut 40 aufregenden Minuten voller Höhepunkte verstört in die Welt zurück gelassen.

Topfit sind die Musiker, King Buzzo liefert großartige Riffs ab und singt wie ein junger Gott mit einer reifen Stimme. Dass seine Mitstreiter ihn gesanglich unterstützen passiert nicht selten, das macht aus den Songs richtige Hymnen. Wer vergessen hat, wo ein Mike Patton seine Inspiration hernimmt, wer nicht weiß warum es NIRVANA überhaupt gab und wer richtig guten Rock aufsaugen will, jenseits von Trends und Anbiederungen, der muss diese Scheibe haben. Die MELVINS werden auch in den nächsten zehn Jahren alle kommenden und gehenden Trends überleben, soviel ist mal sicher.

Veröffentlichungstermin: 27.Oktober 2006

Spielzeit: 41:22 Min.

Line-Up:
King Buzzo – Guitar, Vocals
Jared Warren – Bass, Vocals
Dale Crover – Drums, Vocals
Coady Willis – Drums, Vocals

Produziert von THE MELVINS
Label: Ipecac Recordings

Homepage: http://www.melvins.com

Tracklist:
1. The Talking Horse
2. Blood Witch
3. Civilized Worm
4. A History of Drunks
5. Rat Faced Granny
6. The Hawk
7. You´ve Never Been Right
8. A History of Bad Men
9. The Mechanical Bride
10. A Vast Filthy Prison

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