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AMORPHIS: Eclipse

Das Kribbeln im Bauch ist geblieben.

Auf dieses Album war wohl nicht nur ich wirklich gespannt. AMORPHIS und einige ihrer Werke bedeuten mir seit vielen Jahren enorm viel, daher beobachtete ich die letzten Entwicklungen mit Sorge: Der gute Pasi, einer meiner ewigen Lieblingssänger, strich die Segel, satte drei Jahre zogen ins Land, das letzte Album Far from the Sun war im Vergleich zu Tuonela und Am Universum ein wenig mau – quo vadis, AMORPHIS?

Gleich vorweg: der neue Sänger Tomi Joutsen ist weder eine Kopie seines Vorgängers, noch kann er diesem das Wasser reichen. Viel mehr klingt er wie ein typisch finnischer Gothrock-Sänger. Zwar passt er sich der Musik erstaunlich gut an, doch das selbe Kaliber wie Pasi Koskinnen hat er nicht, dafür ist seine Stimme zu gewöhnlich. Und das kostet der Scheibe im Endeffekt viel Magie. Aber wir wollen nicht zu kritisch sein: The Smoke beispielsweise passt bestens zu seiner Stimme und hier kann er auch restlos überzeugen.

Musikalisch hingegen haben AMORPHIS wieder einmal alles richtig gemacht, sie klingen so frisch, so geheimnisvoll, so schön wie eh und je. Die Riffs strotzen vor Spielfreude, zig kleine Details finden sich in den Songs, angefangen von schönen Retro-Gitarren bis hin zur obligatorischen und essentiellen Hammondorgel oder den 70ies Synthies. Dazu passt auch das Songwriting, denn jede Nummer hat ihre großen Momente und das Zeug, eine Hymne zu sein, egal ob es ein härteres Stück wie Two Moons oder der ziemlich gotisch anmutende Hit House of Sleep ist.

Die versprochene Steigerung des Härtegrades, sie findet nur ansatzweise statt, denn bis auch ein paar eingestreuten Grunzern gibt es wenige harte Stellen zu hören. Den Rock haben die Finnen auch anno 2006 weiterhin im Blut und für die ersten sonnigen Tage im Frühjahr ist die Musik auch noch immer bestens geeignet. Wenn die Sonne morgens mit fast schon in Vergessenheit geratener Kraft die Seele wärmt, liefern AMORPHIS den richtigen Soundtrack dazu ab, mittels dicht arrangierten Songs, Sehnsucht erweckenden Melodien und positiver Ausstrahlung.

Zwar braucht man einige Zeit um sich an Eclipse zu gewöhnen, doch im Grunde sind AMORPHIS die Alten geblieben – wäre da nicht die Sache mit dem Gesang. Doch alles in allem kann man die magische Musik, die Ausstrahlung dieser Band nicht so leicht kaputtmachen. Ich hoffe dass sich der gute Tomi Joutsen künftig ein bisschen besser ins Gesamtbild der Band eingliedern wird, ansonsten gibt es nichts zu meckern. Denn das Kribbeln im Bauch ist geblieben, AMORPHIS sind noch immer Klangmagier der erstaunlichsten Sorte.

Veröffentlichungstermin: 10. Februar 2006

Line-Up:
Tomi Joutsen – Vocals

Tomi Koivusaari – Guitar

Esa Holopainen – Guitar

Niclas Etelävuori – Bass

Santeri Kallio – Keyboards

Jan Rechberger – Drums

Label: Nuclear Blast Records

Homepage: http://www.amorphis.net

Tracklist:
1. Two Moons

2. House of Sleep

3. Leaves Scar

4. Born from Fire

5. Under a Soil and a Black Stone

6. Perkele (The God of Fire)

7. The Smoke

8. Same Flesh

9. Brother Moon

10. Empty Opening

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